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Risikocheck

Engagement für Prävention

06.11.2012  15:22 Uhr

Von Verena Arzbach, Schlitz / Seit 2010 erleichtert es der Leistungskatalog (LeiKa) Apotheken, anerkannte einheitliche Dienstleistungen anzubieten. Apotheker Dr. Christian Gerninghaus hat sich in seiner Apotheke im hessischen Schlitz auf Präventionsberatung spezialisiert: Gemeinsam mit den Patienten ermittelt er deren individuelles Risiko für Diabetes, Schlaganfall und Herzinfarkt.

Rauchen Sie? Nehmen Sie Antihypertensiva ein? Wurden bei Ihnen schon einmal erhöhte Blutzuckerwerte festgestellt? Diese und viele weitere Fragen stellt Gerninghaus seinen Kunden bei einem individuellen Risiko-Check.

Der Termin im Beratungsraum seiner modern eingerichteten Apotheke in der Kleinstadt Schlitz im Vogelsbergkreis dauert durchschnittlich 20 Minuten. Gerninghaus bestimmt das Diabetes-Risiko des Kunden anhand eines Online-Fragebogens (Deutscher Diabetes-Risiko Test unter http://drs.dife.de). Der Test besteht aus zehn Fragen und ist nahezu identisch mit dem im LeiKa empfohlenen FINDRISK-Fragebogen. Zusätzlich bezieht er noch Alkohol- und Zigarettenkonsum des Patienten mit ein. Außerdem ermittelt Gerninghaus Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko mithilfe einer Software.

 

Bei einem umfassenden Risikocheck bestimmt Gerninghaus zunächst Blutdruck, Blutzucker und Cholesterinwerte. Weitere Risikofaktoren wie zum Beispiel Alter, Rauchen oder Arteriosklerose fließen mit in den Test ein. Die Software Arriba (kostenloser Download unter www.arriba-hausarzt.de) errechnet anschließend, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Patient innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erleidet. Konzipiert wurde das Programm ursprünglich für Hausarztpraxen. Die Ergebnisse werden optisch als Balkengrafik oder anhand von Smileys demonstriert. Prozentangaben lassen sich so für den Patienten einfach darstellen. Von 100 Smileys werden ebenso viele rot unterlegt und mit traurigem Mund dargestellt, wie Patienten mit denselben Risikofaktoren laut Statistik einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden.

 

Smileys machen Risiko anschaulich

 

»Viele Patienten können ihr Ergebnis durch die anschauliche Darstellung viel besser einschätzen«, sagt Gerninghaus. Sowohl die möglichen Auswirkungen von Verhaltensänderungen wie Ernährungsumstellung oder Sport als auch die Effekte einer medikamentösen Therapie mit Statinen oder Antihypertensiva, Acetylsalicylsäure oder Metformin kann der Apotheker mit dem Programm sofort darstellen. Sobald er eine Maßnahme anklickt, reagiert die Software: Rote, traurige Smileys färben sich orange und lächeln wieder.

 

Die Idee, sich verstärkt für Präven­tionsangebote einzusetzen, kam Gerninghaus während seiner jahrelangen Tätigkeit als Referent bei Weiterbildungskursen zum Thema Diabetes und koronarer Herzkrankheit für Apotheker. 2008 entwickelte er das Projekt FitFactory: In Betrieben führte er Messungen von Blutzucker, Blutdruck und Blutfettwerten durch und bestimmte Body-Mass-Index und Taillenumfang der Mitarbeiter. Mithilfe eines Fragebogens ermittelte er Diabetes- und Herzerkrankungs-Risiko der einzelnen Mitarbeiter und beriet zu Verhaltensänderungen wie Gewichtsreduktion und Bewegung.

 

Hilfe beim Abnehmen

 

Dieses Konzept setzt er nun auch in seiner Apotheke um. Der Diabetes-Fragebogen ist für die Kunden kostenlos. Die umfassende Risikoermittlung, bei der Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinwerte bestimmt werden, bietet Gerninghaus, wie im LeiKa empfohlen, gegen eine Gebühr an: 25 Euro zahlt jeder Patient für die Leistung der Apotheke. Auch nach dem Risikocheck betreuen Gerninghaus und sein Team ihre Patienten weiter. Mit einer Ernährungsberatung und Diätkursen nach dem ausschließlich in Apotheken angebotenen Konzept »Leichter leben in Deutschland« hilft der Apotheker seinen Kunden beispielsweise, dauerhaft Gewicht zu reduzieren. In Kooperation mit einem ortsansässigen Fitnessstudio vermittelt er seinen Kunden zudem passende Sportangebote.

Regelmäßig startet die Apotheke Werbeaktionen für den Risikocheck, zum Beispiel zum Tag des Cholesterins am 22. Juni oder zum Welt-Diabetes-Tag am 14. November. Gerninghaus will aber auch die Menschen ansprechen, die nicht in die Apotheke kommen. Eine Postwurfsendung mit beiliegendem Diabetes-Fragebogen machte alle Haushalte in der Kleinstadt auf die Dienstleistung aufmerksam. »Danach haben deutlich mehr Kunden am Risiko-Check teilgenommen«, freut sich Gerninghaus. Er rät jedoch davon ab, einzelne Kunden gezielt anzusprechen und die Risikoermittlung zu empfehlen. Dies erfordere viel Fingerspitzengefühl und manche Kunden könnten verärgert reagieren, sagt er.

 

Einige Kunden hätten Angst vor dem Ergebnis oder wollten keine Lebensstil­änderung. Viele zeigten sich aber durchaus interessiert an dem Beratungsangebot. Manche Stammkunden haben den Check bereits mehrfach absolviert, um Fortschritte feststellen zu können. Es sei jedoch schwierig, eine breite Masse zu bewegen, bedauert der Apotheker. »Unser Anliegen ist es daher, einzelne Personen für das Thema zu sensibilisieren und sie zu einem gesünderen Lebensstil zu bewegen.« Dass dies auch gelingt, zeigen kleine Erfolge: Zwei Patienten mit Typ-2-Diabetes verringerten nach dem Risiko-Screening ihr Gewicht deutlich und konnten in der Folge auf die Einnahme oraler Antidiabetika verzichten.

 

Prävention als Aufgabe des Apothekers

 

»Sich für die Prävention von Krankheiten zu engagieren, ist für mich eine Aufgabe des Apothekers, die zum Berufsbild dazugehört«, erläutert Gerninghaus. Durch die wachsende Bürokratie und den immer weiter steigenden Verwaltungsaufwand in den Apotheken werde die Zeit für beratungsintensive Präventionsangebote jedoch leider immer knapper. »In den Augen des Patienten soll die Apotheke eine Anlaufstelle für ganzheit­liche Gesundheitsberatung sein. Dass wir uns um alle Belange des Patienten kümmern, zeigt die Beratungskompetenz unserer Apotheke.« / 

Die Serie

In loser Folge stellt die PZ einige Apotheken vor, die besondere Dienstleistungen anbieten und sich dabei auf den Leistungskatalog der Beratungs- und Serviceangebote in Apotheken (LeiKa) stützen. Für diese Ausgabe haben wir die Sonnen-Apotheke im hessisschen Schlitz besucht.

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