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Schweinegrippe

Die zweite Welle kommt

03.11.2009  15:37 Uhr

Von Christina Hohmann und Bettina Sauer / Die Schweinegrippe breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Experten raten angesichts der steigenden Infektionszahlen zur Impfung. Erste Daten zum Nebenwirkungsprofil des Pandemieimpfstoffs liegen aus Schweden vor.

Die Zahl der Schweinegrippe-Infektionen in Deutschland steigt. Das belegen aktuelle Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI), die dessen Präsident Professor Dr. Jörg Hacker vergangenen Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin vorstellte. Demnach sind in der letzten Meldewoche (21. bis 29. Oktober) 3075 neue Fälle aufgetreten. In der Woche davor betrug die Zahl noch 1860, in der ersten Oktoberhälfte etwa 1500. »Die Welle, die wir für den Herbst erwartet haben, scheint begonnen zu haben«, kommentierte Hacker. Ganz Deutschland sei betroffen, doch besonders hoch liege die Rate der Neuinfektionen in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Inzwischen hätten die Krankheitszahlen wieder das Niveau der ersten kleinen Schweine-grippe-Welle vom Juli und August erreicht. Doch im Unterschied zu damals stünden sie diesmal nicht mit Urlaubsreisen in Verbindung, sondern die Ansteckung erfolge überwiegend innerhalb von Deutschland.

 

Zwar lassen sich Hacker zufolge keine genauen Prognosen zur Länge und Schwere der aktuellen Schweinegrippewelle anstellen. Doch dürfte die Zunahme der Neuinfektionen wahrscheinlich noch eine Weile anhalten. Seit Mitte Juni hat das RKI insgesamt fast 30 000 Schweinegrippe-Fälle registriert.

 

Positiv bewertete Hacker, dass die viralen Erreger in Deutschland – anders als in manchen anderen Ländern – bislang keine Resistenzen gegen das Grippemittel Oseltamivir gebildet zu haben scheinen. »Zudem verlaufen die Erkrankungen hierzulande in den meisten Fällen mild. Doch könnte mit der Zahl der Neuinfektionen auch die Rate der schweren Verläufe und Todesfälle zunehmen.« Sechs Menschen sind in Deutschland bis zum vergangegenen Montag an der Schweinegrippe gestorben, wie Hacker bei der Veranstaltung offiziell bestätigte. Sie scheinen alle an chronischen Erkrankungen gelitten zu haben.

 

Vor diesem Hintergrund empfahl Hacker den Deutschen, einfache, aber wirkungsvolle Schutzmaßmahnen gegen die Schweinegrippe zu befolgen, also mehrmals täglich die Hände zu waschen und nicht in die Hand zu husten oder zu niesen, sondern in die Armbeuge. Zudem appellierte er zur Teilnahme an der Impfaktion, die am 26. Oktober gestartet und »eher schleppend« angelaufen sei, als wichtiger Vorbeugemaßnahme: »Medizinisches Personal, Schlüsselpersonal der öffentlichen Ordnung und chronisch Kranke sollten sich unbedingt gegen die neue Grippe impfen lassen, Schwangere nach einer individuellen Beratung.« Damit schloss sich Hacker den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) an. Aus seiner Sicht profitiert auch die Gesamtbevölkerung von der Impfung. Zudem scheine eine hohe Durchimpfungsrate zu helfen, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Deshalb würden die Gesundheitsämter keinen Impfwilligen abweisen. »Allerdings besteht keine Impfpflicht. Jeder muss individuell wissen, wie er der Impfung gegenübersteht.« Die möglichen Nebenwirkungen wie Reaktionen an der Einstichstelle oder kurzzeitiges Fieber seien kalkulierbar und bekannt.

 

Erfahrungen aus Schweden

 

Das zeigt auch eine Auswertung von Nebenwirkungsmeldungen zum Pandemieimpfstoff Pandemrix in Schweden. Die nach der Impfung auftretenden Nebenwirkungen liegen im Rahmen dessen, was aus klinischen Studien bekannt war. Dies meldete die schwedische Arzneimittelbehörde MPA vergangene Woche. In Schweden wird seit dem 12. Oktober mit dem gleichen Impfstoff geimpft, der auch in Deutschland verwendet wird. Seitdem wurden laut MPA bereits 1,2 Millionen Dosen Pandemrix in Schweden verteilt. Zu der Anzahl der tatsächlich verimpften Dosen, kann das Institut keine Angaben machen. Insgesamt hat das MPA seit Beginn der Impfaktion 200 Meldungen von unerwünschten Nebenwirkungen von Ärzten und 400 bis 500 Berichte von Geimpften erhalten. Das Nebenwirkungsprofil unterscheide sich nicht von dem in Studien beobachteten, heißt es im MPA-Bericht vom 29. Oktober. Die häufigsten Meldungen betrafen Schmerzen und Rötung an der Injektionsstelle und im Arm sowie grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, mäßige bis schwere Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und allgemeines Unwohlsein. Deutlich seltener wurde von Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Schwindel, Ausschlag und Schlaflosigkeit berichtet.

 

Neben diesen weitestgehend harmlosen Impfreaktionen sind auch Meldungen von schwereren Fällen enthalten. Hierzu zählen Meldungen von allergischen Reaktionen bei 37 Patienten, von denen 15 als schwerwiegend eingestuft wurden. Nach Angaben der schwedischen Behörde wurden vier anaphylaktische Reaktionen in ursächlichem Zusammenhang mit der Impfung berichtet. Es kam aber in keinem Fall zu einem anaphylaktischen Schock. Alle Patienten erholten sich nach einer Gabe von Corticosteroiden, Adrenalin und Antihistaminika. Der vollständige Bericht ist auf den Seiten des Paul-Ehrlich-Instituts (www.pei.de) einzusehen.

 

Es wurden auch fünf Todesfälle in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung gemeldet. Alle fünf Personen litten laut MPA-Angaben an schweren chronischen Erkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Muskeldystrophie, Diabetes und Nierenfunktionseinschränkungen. Für einen Verstorbenen liegen die Obduktionsergebnisse bereits vor. Diese zeigen, dass der Patient an generalisierter Atherosklerose litt und mehrere Herzinfarkte hatte. Die Obduktionsergebnisse für die anderen vier Todesfälle stehen noch aus. Nach bisheriger Kenntnis gebe es aber keine Anhaltspunkte für einen kausalen Zusammenhang zwischen Impfung und Tod, heißt es im MPA-Bericht.

 

Die deutschen Behörden würden die Situation in Schweden aufmerksam beobachten. Vor allem die Umstände der einzelnen Fälle von anaphylaktischen Reaktionen müssten nach Auffassung des PEI genau abgeklärt werden. Die Pressesprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts, Dr. Susanne Stöcker, geht davon aus, dass auch in Deutschland Todesfälle in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung auftreten werden. Dies sei wegen der großen Zahl an Geimpften zu erwarten. »Dies werden schwer kranke Menschen sein, die letztlich an ihrer Grunderkrankung sterben.« /

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