Pharmazeutische Zeitung online

Teurer Lerneffekt

28.10.2014  16:25 Uhr

Vom ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton ist vor allem ein Zitat in Erinnerung geblieben: »It’s the economy, stupid!« Clintons Wahlkampfteam prägte den Spruch »So funktioniert die Wirtschaft, Dummkopf!« zwar in einem anderen Zusammenhang, doch beschreibt er auch ziemlich treffend, was dieser Tage auf dem Arzneimittelmarkt in der Indikation chronische Hepatitis C abläuft. Mit Sofosbuvir kam ein Medikament auf den Markt, das den bisher verfügbaren deutlich überlegen ist. Diesen Fortschritt lässt sich der Hersteller teuer bezahlen. Andere neue Wirkstoffe wie Simeprevir oder Daclatasvir sind ebenfalls nicht zum Schnäppchenpreis zu haben. All das treibt die Kosten so gewaltig in die Höhe, dass sich die Krankenkassen gezwungen sehen, für die Behandlung der Hepatitis C in diesem und dem kommenden Jahr ein beträchtliches Sonderbudget einzuplanen (lesen Sie dazu Arzneimittelausgaben: Sonderregeln für Sovaldi).

 

Aus Sicht der Hersteller ist es nachvollziehbar, dass sie mit ihren zweifellos guten Produkten so viel Gewinn erzielen wollen wie möglich. Pharma­firmen sind Wirtschaftsunternehmen und keine Wohltätigkeitsvereine. Ihre Forschungstätigkeit dient zuallererst der eigenen Gewinn­maximierung. Im Fall von Sofosbuvir kommt noch hinzu, dass Hersteller Gilead den Wirkstoff gar nicht selbst entwickelt, sondern das Patent für rund 11 Milliarden US-Dollar von einer kleinen Firma gekauft hat; dieses Geld will wieder erwirtschaftet werden. Legt man jedoch die Hersteller-Brille beiseite und setzt stattdessen eine gesamtgesellschaftliche auf, landet man schnell bei der Frage, ob der Fortschritt tatsächlich so bahnbrechend ist, dass er Kosten von mehr als 700 Euro pro Tablette – das entspricht einem Vielfachen des Goldpreises – rechtfertigt.

 

Im ersten Jahr nach der Zulassung haben Pharmafirmen in Deutschland freie Hand bei der Preisgestaltung. Das will unter anderem die Linke ändern, die eher einer staatlichen Regulierung als dem freien Walten marktwirtschaftlicher Kräfte zugetan ist. Die Bundesregierung sah jedoch kürzlich in einer Antwort auf eine entsprechende Kleine Anfrage vorerst keinen Handlungsbedarf und verwies darauf, dass das AMNOG, demzufolge der niedrigere Erstattungspreis erst nach einem Jahr gilt, ein lernendes System ist. Offenbar kosten die neuen Hepatitis-C-Präparate aber noch nicht genug, um einen Lerneffekt, also eine Gesetzesänderung, auszulösen. Diese Lektion wird die Versicherten teuer zu stehen kommen.

Annette Mende

Redakteurin Pharmazie

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