Steffens kritisiert Preiswettbewerb |
29.10.2014 09:44 Uhr |
Von Daniel Rücker, Düsseldorf / OTC-Arzneimittel sind wichtige und wertvolle Präparate, darin waren sich die rund 100 Teilnehmer vergangene Woche beim OTC-Gipfel des Apothekerverbands Nordrhein einig. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens sieht das ähnlich.
Die Grünen-Politikerin hat allerdings Zweifel, ob auch Apotheker den Wert von Präparaten zur Selbstmediaktion erkennen. »Es gibt immer noch Apotheker, die mit OTC-Arzneimitteln in den Preiswettbewerb gehen« sagte Steffens in Düsseldorf. Das stehe allerdings in einem krassen Gegensatz zum heilberuflichen Selbstverständnis der Apotheker. Sonderangebote und Arzneimittel passten nicht zusammen.
Grundsätzlich habe sie viel Sympathie dafür, Apotheker in erster Linie für ihre Beratungsleistung zu honorieren – auch bei der Abgabe von Selbstmedikationsarzneimitteln. Hier sei die Beratung der Patienten besonders wichtig. Die Honorierung dieser Leistung verbiete sich aber, wenn Apotheker diese Präparate gleichzeitig als Marketinginstrumente missbrauchten. Der Apotheker könne nicht neutral im Sinne der Patienten beraten und gleichzeitig über Sonderangebote den Abverkauf dieser Präparate forcieren. Das sei nicht glaubwürdig.
Beim letztjährigen OTC-Gipfel des Apothekerverbands Nordrhein hatte Steffens gefordert, OTC-Arzneimittel sollten wieder erstattungsfähig werden. Trotz ihrer Kritik am Geschäftsgebaren mancher Apotheker wiederholte sie diese Forderung auch in diesem Jahr. Vor allem beim Medikationsmanagement sei es wichtig, dass Selbstmedikationsarzneimittel erstattet werden können. Multimorbide Senioren seien oftmals wirtschaftlich überfordert, OTC-Arzneimittel selbst zu bezahlen.
Für Steffens haben Medikationsmanagement und Arzneimitteltherapiesicherheit hohe Priorität. Der lange Vorlauf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) erschwere es aber Ärzten und Apothekern, ihre Patienten gemeinsam zu betreuen. Diese Behandlungskonzepte könnten nur funktionieren, wenn Ärzte und Apotheker verlässliche und identische Informationen über die Gesamtmedikation ihrer Patienten hätten.
Gesundheitskarte light
Da die Ministerin offenbar nicht an eine zeitnahe Einführung der elektronischen Gesundheitskarte glaubt, regte sie die Entwicklung einer »eGK light« an, die nicht alle ursprünglich geplanten Funktionen hat, aber zumindest den Einstieg in die strukturierte Zusammenarbeit von Apothekern und Ärzten erleichtert. Diese Option müsse auf Bundesebene diskutiert werden, so Steffens. /