Querschnittsgelähmter macht nach Zellverpflanzung erste Schritte |
28.10.2014 16:34 Uhr |
Von Teresa Dapp, dpa / Polnischen Chirurgen ist es gelungen, einem querschnittsgelähmtem Mann durch eine Transplantation von Zellen des Riechkolbens ins Rückenmark eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit wiederzugeben.
Der Patient hatte nach einem Messerangriff, bei dem das Rückenmark durchtrennt worden war, kein Gefühl mehr in den Beinen und war von der Hüfte an abwärts bewegungsunfähig. Die Ärzte verpflanzten bestimmte Stützzellen des Geruchssinns (olfaktorische Hüllzellen) in seine Wirbelsäule.
Sie wirkten nach Professor Dr. Geoffrey Raisman vom Londoner University College als »Brücke«, über die das durchtrennte Gewebe zusammenwachsen konnte. »Der Patient spürt Bewegung der Extremitäten und der Gelenke«, sagte Neurochirurg Dr. Pawel Tabakow von der Universitätsklinik Breslau. »Mithilfe spezieller Orthesen kann er aus dem Rollstuhl aufstehen und 10 bis 15 Meter gehen.«
Mehrere Experten sprachen jedoch von einem Einzelfall. Jeder berichtete Fortschritt eines Eingriffs am Rückenmark sei zwar eine gute Nachricht, sagte Privatdozent Dr. Frank Rainer Abel, Vorsitzender der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie. Doch »eine Zauberformel gegen Querschnittslähmungen haben die Kollegen nicht gefunden.« Weil es viele unterschiedliche Ausprägungen von Querschnittslähmungen gebe, sei es schwierig, das eine Erfolgsrezept zu finden. Außerdem mahnt der Mediziner: »Eine solche Operation am Rückenmark birgt starke Risiken. Der Patient könnte dabei mögliche Restfunktionen verlieren.« Professor Dr. Simone Di Giovanni vom Imperial College London kritisierte, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis gebe, dass die verpflanzten Zellen für die Fortschritte des Patienten verantwortlich seien. Die bisherige Forschung habe sehr strittige Ergebnisse hervorgebracht.
Die Bedingungen seien bei dem Patienten aus Polen besonders gut gewesen, da der Schnitt glatt gewesen sei und der Spalt nur 8 Millimeter breit, sagte Raisman, der die Methode mit seinem Team entwickelt hatte. Details dazu veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal »Cell Transplantation« (DOI: 10.3727/096368914X685131). Entscheidend sei, dass die Nervenfasern im Riechkolben das ganze Leben lang wachsen und sich regenerieren könnten – anders als die Zellen des Rückenmarks. /