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WHO-Bericht

Keine Entwarnung bei Tuberkulose

29.10.2013  16:58 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Die Zahlen der Neuerkrankungen und der Todesfälle gehen zurück, dennoch kann bezüglich der Tuberkulose noch keine Entwarnung gegeben werden. Darauf wies die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Vorstellung ihres aktuellen Tuberkulose-Reports in London hin. Vor allem resistente Bakterien drohen die Ausrottung der Tuberkulose zu verzögern.

Laut WHO-Daten sterben weltweit immer weniger Menschen an der von Mycobacterium tuberculosis verursachten Erkrankung. »Qualitativ hochwertige Tuberkulose-Behandlung für Millionen hat die Zahlen nach unten gedrückt«, sagte Mario Raviglione, Direktor des Welt-Tuberkulose-Programms der WHO, bei der Vorstellung des Reports. 2012 erkrankten weltweit 8,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,3 Millionen starben. Das sind jeweils 100 000 weniger als im Jahr zuvor. Damit sei man auf dem richtigen Weg, das WHO-Milleniumsziel zu erreichen, die Inzidenz zu senken und die Mortalität durch die Erkrankung bezogen auf 1990 bis 2015 um 50 Prozent zu reduzieren.

Zwei Dinge gefährden jedoch das Erreichen des Ziels. Zum einen fallen drei Millionen Kranke weltweit durch das Raster der Gesundheitssysteme. »Bei Weitem zu viele Menschen werden von den Behandlungen nicht erfasst. Sie werden nicht diagnostiziert, nicht behandelt oder sie können mit den Informationen, die sie bekommen, nichts anfangen«, so Raviglione. Es gehe jetzt vor allem darum, diese drei Millionen Menschen zu erreichen, so Raviglione. 75 Prozent dieser Menschen leben in nur zwölf Ländern, schätzt die WHO.

 

Ein weiteres Problem stellten multiresistente Tuberkulose-Erreger (MDR-TB) dar. Allein im vergangenen Jahr infizierten sich laut WHO 450 000 Menschen mit MDR-TB, gegen die herkömmliche Behandlungsmethoden nicht wirken. Betroffen sind vor allem Menschen in China, Indien und Russland. Dabei macht die Diagnose Fortschritte: Die Zahl der MDR-TB-Diagnosen konnte mithilfe von Schnelltests um 40 Prozent weltweit gesteigert werden. Doch nicht jeder Patient erhält nach der Diagnose auch eine Therapie. Etwa 16 000 Menschen mit MDR-TB, die an die WHO gemeldet wurden, hatten keinen Zugang zur Therapie. Außerdem erreichen viele Länder aufgrund von Ressourcenmangel keine hohen Heilungsquoten. Raviglione: »Es ist inakzeptabel, dass der erhöhte Zugang zur Diagnose nicht mit einem erhöhten Zugang zur adäquaten Behandlung einhergeht.«

 

Immer mehr Resistenzen

 

Auch der Organisation »Ärzte ohne Grenzen« macht die Verbreitung der medikamentenresistenten Tuberkulose Sorgen. »In vielen Ländern, in denen wir arbeiten, gibt es immer mehr Fälle von MDR-TB, die ungleich schwieriger zu behandeln ist«, sagte Philipp Frisch von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland zu dem WHO-Bericht. Die Behandlung rufe schwere Nebenwirkungen hervor, dauere lange und sei deutlich teurer als die gegen empfindliche Keime. »Dazu kommt, dass die Heilungschancen bei unter 50 Prozent liegen.«

 

Es seien vor allem zwei Dinge wichtig, um diese Situation in den Griff zu bekommen. Zum einen müssten dringend neue, bessere Behandlungsmöglichkeiten entwickelt werden, die die Therapie von multiresistenter TB vereinfachen, verkürzen und für die Patienten erträglicher machen. Dafür sei mehr Forschung und Entwicklung notwendig. Gleichzeitig dürfe man nicht auf diese medizinischen Durchbrüche warten, sondern müsse schon jetzt die Behandlung der MDR-TB mit den gegebenen Möglichkeiten signifikant ausbauen, fordert die Organisation in einer Pressemitteilung.

 

Gewisse Fortschritte gibt es bereits. Mit Bedaquilin und Delamanid wurden erstmals seit 50 Jahren zwei neue Wirkstoffe gegen Tuberkulose entwickelt. Beide sollen zur Therapie der MDR-TB zusätzlich zur Standardtherapie verabreicht werden. Bedaqualin wurde von der US-Arzneimittelbehörde FDA im Dezember 2012 in einem beschleunigten Verfahren zugelassen und darf in Deutschland bereits in Härtefällen eingesetzt werden. Die Zulassung für Europa wird derzeit von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA geprüft. Delamanid wurde im Juli von der EMA negativ beurteilt, weil der Nutzen nicht ausreichend belegt sei. /

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