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Antioxidanzien bei Krebs

Verstärkte Metastasierung

20.10.2015  16:12 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Antioxidanzien wie Vitamin C, Vitamin E oder Beta-Carotin wird eine Wirksamkeit gegen Krebs zugeschrieben. Dass sie eher schaden als schützen könnten, zeigen jetzt zwei aktuelle Studien: Ihnen zufolge fördert die Einnahme von Antioxidanzien die Metastasierung.

Da freie Radikale nachweislich an der Krebsentstehung beteiligt sind, ging man lange davon aus, dass entsprechend auch Antioxidanzien, die freie Radikale abfangen, gegen Krebs wirksam sind. Jetzt mehren sich die Hinweise, dass diese Annahme nicht zulässig ist. Schon im vergangenen Jahr konnten Forscher um Professor Dr. Martin Bergö von der Universität Göteborg, Schweden, in ihren Experimenten mit Mäusen zeigen, dass die Gabe von Antioxidanzien die Progression von Lungenkrebs fördert. Diese Ergebnisse veranlassten die Forscher, auch die Auswirkung von Antioxidanzien auf die Progression von schwarzem Hautkrebs (malignem Melanom) zu untersuchen.

 

Hierfür verwendeten die Forscher Mäuse, die Melanome entwickelt hatten, und verabreichten einer Hälfte von ihnen das Antioxidans N-Acetylcystein. Bei der Größe und Anzahl der Primärtumoren unterschied sich die Antioxidans-Gruppe nicht von der Kontrollgruppe ohne Radikalfänger. Allerdings wies die Antioxidans-Gruppe eine doppelt so hohe Zahl an Metastasen in den Lymphknoten auf, berichten die Forscher im Fachjournal »Science Translational Medicine« (DOI: 10.1126/scitranslmed.aad3740). »Im Gegensatz zu den Lungenkrebs-Studien war der Primärtumor nicht betroffen«, sagt Bergö in einer Pressemitteilung der Universität. »Aber das Antioxidans verstärkte die Fähigkeit des Tumors zu streuen.«

 

An Kulturen mit menschlichen Melanoma-Zellen ließen sich diese Ergebnisse bestätigen: Die Zugabe von N-Acetylcystein und einem Vitamin-E-Analogon förderte zwar nicht die Vermehrung der Zellen, aber verbesserte deren Fähigkeit zur Migration und Invasion. Den Forschern zufolge erhöhen die Substanzen die Konzentration von reduziertem Glutathion und von RhoA, einem Enzym, das bei der Zellmigration und Invasion von Geweben benötigt wird.

 

Tumorzellen profitieren stärker

 

Auch das Team um Dr. Sean Morrison von der University of Texas, USA, kam zu dem Ergebnis, dass Tumorzellen von Antioxidanzien stärker profitieren als Körperzellen. Sie verwendeten für ihre Untersuchungen spezielle Mäuse, die Melanoma-Zellen von Krebspatienten transplantiert bekamen. Wenn sie diesen Tieren N-Acetylcystein (200 mg/kg Körpergewicht) täglich verabreichten, entwickelten die Tiere schneller und mehr Metastasen als Kontrolltiere. Das berichten die Forscher im Fachjournal »Nature« (DOI: 10.1038/nature15726). Schon seit Längerem ist bekannt, dass die Metastasierung ein ineffizienter Prozess ist, da viele Tumorzellen im Blut nicht überleben können. »Wir haben entdeckt, dass metastasierende Melanoma-Zellen starkem oxidativen Stress ausgesetzt sind, der die Mehrheit von ihnen abtötet«, sagt Morrison laut einer Pressemitteilung der Universität. »Die Gabe von Antioxidanzien ermöglichte mehr metastasierenden Zellen das Überleben und verstärkte die Krankheitslast der Mäuse.«

 

Einsatz von Prooxidanzien

 

Obwohl diese Ergebnisse nur aus Tierversuchen stammen, vorläufig sind und noch bestätigt werden müssen, mahnen beide Wissenschaftlerteams zur Vorsicht: Gerade Personen mit einer Krebsdiagnose sollten bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Antioxidanzien zurückhaltend sein oder ganz darauf verzichten. Vielmehr könnte ein entgegengesetzter Ansatz hilfreich sein, schlägt Morrison vor: Die Gabe von Prooxidanzien könnte bei Krebspatienten den oxidativen Stress in Tumorzellen noch verstärken und diese abtöten. »Ein möglicher Ansatz wäre, den Folat-Metabolismus anzugreifen, den Melanoma-Zellen nutzen, um den oxidativen Stress zu überleben«, so Morrison. Die niedrig dosierte Gabe von Methotrexat, einem Folsäure-Antagonisten, konnte in den Tierversuchen die Metastasierung unterdrücken. /

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