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Gesundheits-Apps

Langzeitnutzen unklar

21.10.2014  09:48 Uhr

Von Nicole Schuster / Der Markt der Gesundheits-Apps boomt. Die Miniprogramme versprechen viele Vorteile. Über Nutzen und Risiken sprach die PZ mit Dr. Urs-Vito Albrecht vom Reichertz- Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

PZ: Welche Apps gelten als Gesundheits-Apps?

 

Albrecht: Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation umfasst der Begriff Gesundheit das körperliche und seelische Wohlbefinden und nicht allein die Abwesenheit von Krankheit. Fitness- und Wellness-Apps lassen sich daher ebenso als Gesundheits-Apps bezeichnen wie das Untersegment der medizinischen Apps. Letztere sind speziell für die Diagnostik, Therapie und Prävention gedacht. Diese Apps können dem Medizinproduktegesetz und seinen Anforderungen unterliegen.

PZ: Wie sieht die typische Zielgruppe für diese Apps aus?

 

Albrecht: Sie besteht größtenteils aus den typischen Smartphone-Nutzern, also Gesunden aus höheren Einkommensgruppen. Aber die Anwendungsbereiche von Apps sind heute genauso vielschichtig wie die Nutzer selbst. Mit zunehmenden Gesundheitsproblemen – erfahrungsgemäß bei steigendem Alter – rücken Apps zur Medikamenten­erinnerung, Erfassung des Blutdrucks oder ähnlichen Zwecken in den Vordergrund.

 

PZ: Was sind Vorteile für Patienten?

 

Albrecht: Komfortabler mobiler Zugriff auf Gesundheitsinformationen steht sicher weit oben auf der Nutzen-Liste. Erkrankte können sich schnell über Symptome, Diagnosen und Therapien informieren. Auch die Suche nach der nächsten Apotheke, Arztpraxis oder einem Krankenhauses gelingt mühelos. Chronisch Erkrankte können bei der Dokumentation profitieren, denn das papiergebundene Patiententagebuch, zum Beispiel zur Glucose- oder Blutdruckkontrolle, kann jetzt bequem mit einer App gepflegt werden. Dabei lassen sich die Eingaben mit dem aktuellen Kalender verbinden. Über externe Sensorik können beispielsweise Blut­zuckerwerte direkt eingespeist oder an den Behandler versendet werden. Das spart Zeit, ist komfortabel und macht das Notwendige ein wenig einfacher.

 

PZ: Und die Risiken?

 

Albrecht: Ein grundsätzliches Risiko besteht darin, dass die Nutzer falsch informiert werden. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass Patienten erst spät eine Therapie bekommen, was den Heilungserfolg gefährdet. Weitere Gefahren lauern in unsicheren Netzverbindungen sowie im Missbrauch der erhobenen Daten, wenn diese ohne Wissen der Nutzer ab- und umgeleitet werden, um zum Beispiel von Dritten als Einnahmequellen genutzt zu werden.

 

PZ: Ist der Nutzen von Gesundheits-Apps auch nachweisbar?

 

Albrecht: Es gibt Hinweise auf einen Nutzen in unterschiedlichen Anwendungsfeldern, jedoch brauchen wir für eine belastbare allgemeine Aussage weiterführende Studien. Parallel zum Wachstum des Gesundheits-App-Marktes steigt die Zahl publizierter wissenschaftlicher Studien.

 

PZ: Werden Apps wissenschaftlich begleitet?

 

Albrecht: Das ideale Anwendungsfeld für mHealth ist noch nicht gefunden. Einige Projekte werden wissenschaftlich begleitet, um eben die Bereiche mit dem größten Nutzen zu identifizieren. Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten suchen sich Apps zu einem bestimmten Themenfeld heraus und vergleichen sie in der Anwendung. Fragestellungen sind zum Beispiel, ob Fitness-Apps einen Einfluss auf den Lebensstil haben. In Deutschland wurde mit dem iNephro-Projekt die Therapie-Adhärenz, vor allem der Medikamenteneinnahme, die mit der gleichnamigen App unterstützt wurde, wissenschaftlich evaluiert.

 

PZ: Sollten Apotheker ihren Kunden bestimmte Gesundheits-Apps empfehlen?

 

Albrecht: Das halte ich für gewagt. Der Empfehlende müsste genau wissen, dass die App wirklich gut ist. Erweist diese sich als unsicher, unwirksam, unhandlich oder ist das Datensendungsverhalten fragwürdig, zieht das auch die Seriosität des Empfehlenden in Mitleidenschaft. Besser ist es, die Kunden für die Problematik dieser Anwendungen zu sensibilisieren. /

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