Zweifach gegen Herzinsuffizienz |
13.10.2015 15:04 Uhr |
Von Petra Eiden, Berlin / Nach Zulassung in den USA und der Schweiz hat LCZ696 nun auch von der Europäischen Arzneimittelagentur eine Zulassungsempfehlung für die Behandlung von Patienten mit symptomatischer chronischer Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion erhalten. Es ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse, der Angiotensinrezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI).
Obwohl die Mortalität der chronischen Herzinsuffizienz in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken ist, sterben weiterhin rund 50 Prozent der Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion innerhalb von fünf Jahren nach Diagnosestellung. »Das ist vergleichbar mit vielen Krebserkrankungen«, sagte Professor Dr. Burkert Pieske vom Deutschen Herzzentrum der Berliner Charité auf einem Symposium von Novartis bei der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Berlin. Daher begrüßte der Referent die Neuentwicklung des ersten ARNI LCZ696, dessen Zulassung Pieske in Deutschland Ende 2015 oder Anfang 2016 erwartet.
Hemmung von AT1 und Neprilysin
LCZ696 spaltet sich nach oraler Verabreichung in den AT1-Rezeptorblocker Valsartan und den Neprilysin-Inhibitor LBQ657. Damit kann der supramolekulare Komplex in zwei der drei Systeme eingreifen, die beim Fortschreiten der Herzinsuffizienz eine entscheidende Rolle spielen und miteinander in Beziehung stehen: das sympathische Nervensystem das Renin-Angiotensin- Aldosteron-System (RAAS) und das erst vor Kurzem in den Fokus gerückte natriuretische Peptid-System.
Während Valsartan das überaktivierte RAAS reguliert, stärkt LBQ657 das natriuretische Peptid-System. Da sich durch die Neprilysin-Inhibition nicht nur die natriuretischen Peptide anreicherten, die unter anderem eine Vasorelaxation, Natriurese/Diurese und verminderte Fibrose bewirken, sondern auch Angiotensin II, müsse diese immer von einer RAAS-Inhibition begleitet werden, erklärte Professor Dr. Carsten Tschöpe von der Klinik für Kardiologie der Berliner Charité das neue multimodale Wirkprinzip.
Die gute Wirksamkeit von LCZ696 wurde in der vorzeitig beendeten, doppelblinden Phase-III-Studie PARADIGM-HF gezeigt, in der weltweit 8436 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz der NYHA-Klassen II bis IV und linksventrikulärer Ejektionsfraktion ≤ 40 Prozent nach einer Run-in-Phase randomisiert zweimal täglich entweder den neuen ARNI (200 mg) oder den ACE-Hemmer Enalapril (10 mg) erhielten. LCZ696 war sowohl beim primären Endpunkt, der sich aus kardiovaskulärem Tod und Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz zusammensetzte, als auch beim kardiovaskulären Tod und bei der Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz signifikant überlegen. Die Gesamtmortalität verringerte sich ebenfalls signifikant um 16 Prozent (Hazard Ratio 0,84). »Das ist der härteste Endpunkt«, betonte Pieske.
Nach seinen Angaben kam es unter LCZ696 im Vergleich zu Enalapril signifikant häufiger zu einer symptomatischen Hypotonie, diese führte jedoch nicht signifikant häufiger zu einem Abbruch der Therapie. Zugleich traten signifikant seltener Hyperkaliämie, ein Anstieg des Serum-Kreatinins und Husten auf. Zudem gab es signifikant weniger Abbrüche aufgrund einer Niereninsuffizienz.
Frauen brechen häufiger ab
Gemäß einer aktuellen Analyse hatten vor allem Frauen mit geringerem Blutdruck, höheren Kreatinin-Werten und schwerer Herzinsuffizienz ein höheres Risiko, die Therapie noch in der Run-in-Phase abzubrechen. Nach weiteren Auswertungen beeinträchtigten Störungen des Glucosestoffwechsels und eine eingeschränkte Nierenfunktion die Überlegenheit von LCZ696 nicht. Laut Tschöpe eignet sich unter einem ARNI das Brain Natriuretic Peptide (BNP) – anders als das inaktive, aminoterminale Signalpeptid NT-proBNP – nicht für das Monitoring, weil dessen Spiegel durch die Therapie beeinflusst werden. /