Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Diabetisches Makulaödem

Dexamethason als Implantat

Datum 15.10.2014  10:11 Uhr

Von Sven Siebenand, Frankfurt am Main / Das diabetische Makula­ödem ist die häufigste Ursache für Erblindung von Diabetikern. Früherkennung und rechtzeitige Behandlung sind entscheidend, um den Einfluss auf das Sehvermögen der Patienten gering zu halten. Mit dem Dexamethason-haltigen Implantat Ozurdex® hat die EU-Kommission nun eine neue Therapieoption zugelassen.

»Die Augen sind wie ein Fenster ins Gefäßsystem«, sagte Professor Dr. Andreas Hamann von den Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg auf einer Pressekonferenz des Ozurdex-Herstellers Pharm- Allergan in Frankfurt am Main. Für Diabetologen und Hausärzte sei es eine wichtige Botschaft, wenn bei einem Dia­betiker ein Augenschaden diagnostiziert wurde. »Der Diabetes hat dann so lange am Gefäßsystem genagt, dass auch an anderen Stellen im Körper erhöhte vaskuläre Risiken bestehen«, verwies der Mediziner darauf, dass eine diabetische Retinopathie ein Prädiktor für Mortalität und erhöhtes kardiovasku­läres Risiko darstellt.

 

Die diabetische Retinopathie zählt zu den mikrovaskulären Folgekomplikationen der Zuckerkrankheit. Dabei kommt es zur krankhaften Veränderung der Blutgefäße auf der lichtempfindlichen Augenhinterwand. Ein diabetisches Makulaödem (DMÖ) entwickelt sich, wenn aus diesen Gefäßen Flüssigkeit austritt. Unbehandelt kann das zu Schwellungen und Flüssigkeits­an­samm­lun­gen in der Makula, dem Zentrum der Netzhaut, und damit zu verschwommener Sicht und Seh­schärfen­verlust bis zur Erblindung führen. Betroffene Patienten sind häufig in ihrem Alltagsleben eingeschränkt, da Aktivitäten wie Autofahren oder Zeitung­lesen nicht mehr möglich sind. Hamann betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit regelmäßiger Augenarzt&shy,kon­trollen: Mindestens einmal jährlich sollten Diabetiker ohne vorbestehende Augenschäden einen Termin beim Ophthalmologen vereinbaren.

 

Lasern oder Spritzen

 

Es gibt eine ischämische und eine nicht ischämische Form des DMÖ. Darauf machte Professor Dr. Michael Ulbig von der Augenklinik der Universität München aufmerksam. Während es für die erstgenannte Variante kaum Behandlungsmöglichkeiten gebe, könnten Ärzte bei der zweiten unter mehreren Therapieoptionen auswählen. Eine Lasertherapie sei nur möglich bei einem DMÖ ohne Beteiligung des zentralen Teils der Makula. Ist dieser Bereich involviert, gebe es zum Beispiel Substanzen, die den Wachstumsfaktor VEGF (vascular endothelial growth factor) hemmen. Dieser gilt als eine Ursache für die erhöhte Gefäß­per­me­abili­tät. Beim DMÖ zugelassen sind die VEGF-Inhibitoren Ranibizumab (Lucentis®) und Aflibercept (Eylea®). Ulbig informierte, dass das Bevacizumab-haltige Präparat Avastin® off Label zum Einsatz kommt. Der Anti-VEGF-Wirkstoff Pegaptanib (Macugen®) sei dagegen nicht mehr im Handel.

 

Entzündungshemmer als Option

 

Professor Dr. Albert J. Augustin von der Augenklinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe betonte, dass Entzündungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines DMÖ spielen. Corticoide hemmen die Freisetzung von Enzündungsmediatoren und können so die Ödembildung reduzieren. Mit dem Fluo­cinolonacetonid-haltigen Präparat Iluvien® ist seit Längerem ein intra­vitreales Implantat im Handel. Indiziert ist es zur Behandlung von Sehstörungen in Verbindung mit chronischem DMÖ, das auf verfügbare Therapien nur unzureichend anspricht. Nach der Injektion ins Auge gibt es über 36 Monate hinweg das enthaltene Corticoid ab. Auf Nachfrage der PZ teilte Augustin mit, dass das Präparat aufgrund seiner Nebenwirkungen nur ein Reservemedikament ist.

 

Anders das vor Kurzem zugelassene Dexamethason-haltige Implantat Ozur­dex: Es darf nun auch beim DMÖ zum Einsatz kommen. Augustin begrüßt es, dass sich die Auswahl an DMÖ-Therapeutika erweitert hat. Das Medikament war in Deutschland zunächst nur zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit Makulaödem als Folge eines retinalen Venenast-Verschlusses oder retinalen Zentralvenen-Verschlusses sowie bei einer Entzündung des posterioren Segments des Auges, die sich als nicht infektiöse Uveitis darstellt. Indiziert ist es jetzt auch bei erwachsenen Patienten mit einer Seh­beeinträchtigung aufgrund eines DMÖ, die eine Kunstlinse tragen (pseudophak) oder die auf eine Therapie mit Nicht-Corticoiden unzureichend ansprechen oder bei denen diese als unpassend angesehen wird.

 

Wie Augustin informierte, handelt es sich bei Ozurdex um ein biologisch abbaubares Implantat. Nach der Injektion in den hinteren Augenabschnitt löst es sich langsam auf und gibt Dexamethason über mehrere Monate direkt an die Retina ab. Im Gegensatz zu Ilu­vien bleibt keine Hülle im Auge zurück. Das Sicherheitsprofil des Wirkstoffs Dexamethason bewertet Augustin im Vergleich zu jenem von Fluocinolon­acetonid als günstiger.

 

Wenige Injektionen reichen

 

Der Mediziner betonte, dass Ozurdex im MEAD-Studienprogramm bei DMÖ-Patienten mit wenigen Injektionen eine schnelle und nachhaltige Visusverbesserung erzielte. Das sei mit fünf Injektionen über einen Zeitraum von drei Jahren möglich gewesen. Im Vergleich dazu seien bei Anti-VEGF-Substanzen wesentlich mehr Behandlungen notwendig. Sehr häufige Neben­wir­kun­gen der DMÖ-Behandlung mit Dexamethason waren erhöhter Augeninnendruck und Katarakt. In Anbetracht dieser Risiken müsse man patientenindividuell entscheiden, welche Behandlung für wen infrage kommt. Generell gelte: »Die Linse kann man ersetzen, die Netzhaut nicht.« /

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa