Über Organspende aufklären |
19.10.2010 15:27 Uhr |
Von Conny Becker, Berlin / Jährlich warten rund 12 000 Menschen in Deutschland auf eine lebensrettende Organspende, doch können nur etwa 4000 Transplantationen durchgeführt werden. Eine Kampagne soll über verstärkte Information die Zahl der Spendewilligen erhöhen.
Die meisten Menschen setzen sich nur sehr ungern mit dem eigenen Tod auseinander, was indirekt auch die Beschäftigung mit dem Thema Organspende betrifft. Eine aktuelle repräsentative Erhebung im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat zwar ergeben, dass die generelle Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende nach dem Tode in den vergangenen zwei Jahren von 67 auf 74 Prozent zugenommen hat. Einen Organspendeausweis besitzen hierzulande aber nur 25 Prozent der insgesamt mehr als 11 000 Befragten (gegenüber 17 Prozent in 2008). Diese Zahl muss nach Ansicht der BZgA gesteigert werden – schließlich würden in Deutschland täglich drei Menschen sterben, da sie kein Spenderorgan erhalten haben.
Da die BZgA-Studie auch belegt, dass gut informierte Menschen eher einen Organspendeausweis ausfüllen als uninformierte, soll die Informationskampagne »Organpaten werden« die bestehenden Wissensdefizite in der Bevölkerung beheben. Schließlich fürchten immerhin 47 Prozent der Befragten den Missbrauch durch Organhandel und ein Drittel hat Angst davor, dass Ärzte nicht alles Notwendige für einen Patienten mit Organspendeausweis tun. Ängste, Vorbehalte und Mythen sollen nun mithilfe einer multimedialen Ausstellung in stark frequentierten Einkaufszentren ausgeräumt werden, kombiniert mit dem Angebot einer persönlichen Beratung. Die Kampagne, die Menschen für die Organspende, aber auch als »Paten«, das heißt Multiplikatoren, gewinnen will, informiert zudem im Internet über das Thema (www.organpate.de).
Im Europavergleich stehen die Deutschen bezüglich der Anzahl tatsächlicher Spenden an letzter Stelle: Während es hierzulande 15 pro eine Million Einwohner sind, spenden in Österreich 21 und in Spanien sogar 34 Personen. Dies liegt nach Aussage von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, in dessen Haus die Kampagne vorgestellt wurde, nicht an der jeweils unterschiedlichen Rechtslage. Zwar gilt in Spanien die Widerspruchsregelung, doch würden bei einem Todesfall wie hierzulande die Angehörigen nach ihrer Einwilligung gefragt. Die höhere Spendezahl führt der prominente »Organpate« Rösler vielmehr auf die größere Anzahl an Transplantationsbeauftragten zurück, die in den Kliniken gezielt prüfen, wer für eine Spende infrage kommt.
Auch in Deutschland sind die Krankenhäuser nach dem Transplantationsgesetz verpflichtet, potenzielle Spender zu identifizieren und umgehend der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) zu melden; in der Praxis kümmern sich die Krankenhausärzte aber noch zu wenig. Aus diesem Grund läuft seit Sommer 2009 das zweijährige Pilotprojekt zur In-House-Koordination, das vorsieht, dass sich mindestens ein Krankenhausmitarbeiter dem Thema Organspende annimmt. Dieser überprüft, wer als Spender infrage käme, und arbeitet eng mit der DSO zusammen. /
Apotheker, die die Aktion unterstützen möchten, können sich Poster, Organspendeausweise und Informationsbroschüren unter www.bzga.de/infomaterialien/organspende, per Fax unter 0221) 8992257 oder bei der BZgA, Ostmerheimer Straße 220, 51109 Köln, bestellen.