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Biopharmazeutika

Marktpotenzial durch Biomarker

19.10.2010  16:45 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Biotechnologisch hergestellte Arzneimittel sind für viele schwer kranke Menschen unverzichtbar. Für viele Pharmafirmen auch. Die medizinische Biotechnologie hat die Wirtschaftskrise gut überstanden und ihren Umsatz in Deutschland gesteigert. Ihre Zukunft hängt auch von der Entwicklung geeigneter Biomarker ab.

Deutschland ist Europameister in der Produktion von Biopharmazeutika. 19 zugelassene Wirkstoffe werden hierzulande hergestellt. »Die medizinische Biotechnologie ist innovativ wie kaum eine andere Branche«, sagte Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von VFA Bio, der Interessengruppe für Biotechnologie im Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA), bei einem Symposium von VFA Bio und Bayern Innovativ vorige Woche in München. Knapp 500 biotechnologisch produzierte Wirkstoffe seien in der klinischen Erprobung oder im Zulassungsverfahren, darunter viele Krebsmedikamente und Impfstoffe.

 

Die Boomjahre scheinen vorbei

 

In Deutschland sind derzeit etwa 140 Biopharmazeutika mit 107 unterschiedlichen Wirkstoffen auf dem Markt. Der Umsatz stieg 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro, heißt es in einem Branchenreport im Auftrag von VFA Bio. Damit macht der Umsatz weiterhin 16 Prozent des gesamten Pharmamarktes in Deutschland aus; der deutsche Pharmamarkt insgesamt wuchs im gleichen Zeitraum um knapp vier Prozent. Für die kommenden Jahre erwarten die Autoren des Branchenreports trotz neuer Entwicklungen eher eine Stagnation oder sogar einen Umsatzrückgang in Deutschland. Gründe dafür seien die Einsparungen der Bundesregierung bei patentgeschützten Arzneimitteln durch den erhöhten Zwangsrabatt der Hersteller und die geplanten Preisverhandlungen mit den Krankenkassen, sagte Dr. Axel Heinemann von der Boston Consulting Group, die den Report erstellt hat.

In bestimmten Therapiefeldern sind die Hightech-Arzneistoffe besonders stark vertreten. So liegt ihr Anteil am Umsatz in der Immunologie bei 67 Prozent, in Sachen Stoffwechsel bei 32 Prozent, in der Onkologie bei 29 und in der Hämato­lo­gie bei 22 Prozent. Jedes vierte neu zugelassene Präparat stammte 2009 aus der Biotechnologie.

 

»Rund zwei Drittel aller Biopharmazeu­ti­ka sind auch oder ausschließlich für Kinder zugelassen«, betonte VFA-Bio-Vorsitzender Mathias. Oft würden die Wirkstoffe von Anfang an für Kinder ent­wickelt, zum Beispiel Wachstumshor­mo­ne oder Enzymersatztherapeutika bei angeborenen lysosomalen Speicher­krankheiten. Weitere Wirkstoffe seien in der Kinderonkologie und gegen seltene Krankheiten zu erwarten.

 

Die Biologika haben einen wichtigen Platz in der personalisierten Therapie. Dies sei die »Medizin der Zukunft«, urteilte Professor Dr. Horst Domdey, Sprecher des Bayerischen Biotechnologie Clusters. Als personalisierte Medizin wird eine auf spezielle Patientengruppen zugeschnittene Behandlung bezeichnet. Biomarker helfen, die Patienten zu identifizieren, die von der Behandlung aller Voraussicht nach profitieren werden. Ein bekanntes Beispiel ist Trastuzumab, das nur Frauen mit Brustkrebs nützt, deren Tumor den her-2-Rezeptor exprimiert. Fehlt dieser Rezeptor, hat der Antikörper kein Zielmolekül und kann nicht wirken.

 

Biomarker senken Kosten

 

Deshalb geht die Entwicklung neuer Arzneistoffe oftmals Hand in Hand mit der Suche nach geeigneten Biomarkern, die das therapeutische Ansprechen voraussagen. Schon jetzt seien zahlreiche Arzneistoffe auf dem Markt, bei denen eine Biomarker-Diagnostik vor Therapiebeginn vorgeschrieben ist, berichtete Domdey.

 

Das nützt nicht nur den Patienten, denen eine voraussichtlich unwirksame Therapie erspart bleibt. Es ist auch für die Hersteller interessant: Während die Entwicklungskosten für herkömmliche Arzneistoffe mehr als eine Milliarde Dollar betragen können, senke die Patientenselektion vor Behandlungsbeginn die Kosten und erhöhe die Erfolgswahrscheinlichkeit. Die Zahl der Teilnehmer in klinischen Studien lasse sich bis um den Faktor zehn reduzieren, wenn geeignete Biomarker zur Verfügung stehen, sagte Domdey. Er hält Biomarker für den »Flaschenhals in der Entwicklung der personalisierten Therapie«. / 

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