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Arzneiverordnungs-Report

Bedenklicher Trend

11.10.2017  09:31 Uhr

Von Ev Tebroke, Berlin / In Deutschland kommen zunehmend hochpreisige Arzneimittel auf den Markt. Diese Entwicklung ist nach Ansicht von Experten bedenklich, denn sie könnte mittelfristig zu einer Kostenexplosion bei den Arzneimittel­ausgaben der Kassen führen. Sie fordern Gegenmaßnahmen.

Anlässlich der Präsentation des Arzneiverordnungs-Reports (AVR) 2017 vergangenen Mittwoch in Berlin weisen dessen Herausgeber dringend auf erforderliche politische Schritte hin. Neben Preisregulierungen wie etwa einem rückwirkenden Erstattungspreis soll vor allem der Einsatz von Biosimilars vorangetrieben werden.

 

GKV-Arzneimittelindex

 

Der seit 1985 erscheinende AVR basiert auf den Verordnungsdaten des GKV-Arzneimittelindexes für ambulante Patienten des Wissenschaftlichen Instituts (WIdO) der AOK. Herausgeber des Reports sind neben Dieter Paffrath und Professor Ulrich Schwabe vom Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg in diesem Jahr auch Professor Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), und Jürgen Klauber, Geschäftsführer des WIdO.

 

Laut AVR sind die Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) 2016 erneut um 1,4 Milliarden Euro (3,9 Prozent) gegenüber dem Vorjahr gestiegen und liegen nun bei 38,5 Milliarden Euro. Den Kostenzuwachs konnten demnach auch die gestiegenen Rabatteinnahmen der Kassen von 3,9 Milliarden Euro sowie Einsparungen durch Erstattungsbeträge von 1,4 Milliarden Euro nicht kompensieren. Als Hauptkostentreiber sieht Schwabe die Tatsache, dass Ärzte in bestimmten Bereichen vor allem teurere Medikamente verordnet haben. So stiegen etwa die Kosten im Bereich Onkologika um 858 Millionen Euro auf rund 5,8 Milliarden Euro (plus 17,2 Prozent) und bei den Immunsuppressiva um 511 Millionen Euro auf rund 4 Milliarden Euro (plus 14,3 Prozent).

 

Als Hauptursache für den Ausgabenanstieg in diesen Indikationsgruppen sieht Schwabe die »überproportionalen Kostensteigerungen« bei neuen Medikamenten. Das unterstreicht auch Klauber. Aktuell machten 0,15 Prozent der Verordnungen 16 Prozent des gesamten Arzneimittelumsatzes aus, betonte er. Eine Hauptforderung der AVR-Herausgeber ist daher, der freien Preisbildung der Pharmahersteller für neue Medikamente im ersten Marktjahr entgegenzuwirken und den Erstattungspreis rückwirkend gelten zu lassen. Die Preisfreiheit nach Marktzugang ist laut Schwabe eine deutsche Besonderheit: »Das gibt es in keinem europäischen Land, dass die Krankenkassen erst zahlen müssen und dann einen Preis verhandeln können.«

 

Neuregelungen sind zudem auch bei den Qualitätsanforderungen für Arzneimittel mit beschleunigten Zulassungen gewünscht. Diese Präparate, insbesondere solche zur Behandlung von seltenen Krankheiten, sollten zunächst nur in qualifizierten Zentren angewendet werden dürfen, fordert der Chef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch. Auch sollten dort weitere Studien zu Nutzen und Risiko dieser Mittel durchgeführt werden. Diese sollten firmenübergreifend und herstellerunabhängig erfolgen, finanziert beispielsweise durch einen Fonds, in den alle Pharmafirmen einzahlen müssen.

 

Einsatz von Biosimilars

 

Insbesondere der Trend zu Biologika treibt nach Angaben der AVR-Experten die Ausgaben in die Höhe. Diese gentechnisch hergestellten Arzneimittel, deren Anteil im Fertigarzneimittelmarkt von 11,5 Prozent (2004) auf nun bereits 21,5 Prozent (2016) gestiegen ist, werden eine immer größere therapeutische Bedeutung in der Arzneimittelversorgung haben (lesen Sie dazu auch Seite 16). Das betont auch AkdÄ-Chef Ludwig. Um eine drohende Kostenexplosion zu verhindern, fordert er die Politik auf, eine bessere Marktdurchdringung von Biosimilars zu fördern. Diese Folgeprodukte von ehemals patentgeschützten Biologika gelten Ludwig zufolge als genauso wirksam und sicher wie das Referenzarzneimittel, sind aber bislang im Schnitt bereits um 20 Prozent kostengünstiger als das Original. Ludwig weist auf einen neuen Leitfaden der AKdÄ zu Biosimilars hin, der Ärzte dabei unterstützen soll, vermehrt auf diese Nachahmerprodukte zu setzen. /

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