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Nobelpreis

Kampf gegen Parasiten belohnt

07.10.2015  09:58 Uhr

Von Annette Mende / Der Medizin-Nobelpreis geht in diesem Jahr an drei Forscher, die in der Bekämpfung von Tropenkrankheiten neue Wege gegangen sind: Youyou Tu, William C. Campbell und Satoshi Omura. Sie haben die Behandlungsmöglichkeiten parasitärer Erkrankungen wie Flussblindheit und Malaria entscheidend vorangebracht.

Über die Hälfte des Preises darf sich die Chinesin Youyou Tu freuen. Sie wird damit für ihre Entdeckung von Artemisinin belohnt, das gegen Malaria wirksam ist. Dank des aus Artemisia annua gewonnenen Wirkstoffs konnte die Malaria-bedingte Sterblichkeit weltweit signifikant gesenkt werden. Je ein Viertel der Preissumme in Höhe von 8 Millionen Schwedischen Kronen (etwa 850 000 Euro) erhalten der Ire William C. Campbell und Satoshi Omura aus Japan. In Bakterien der Art Streptomyces entdeckten sie die Substanz Avermectin, deren Weiterentwicklung Ivermectin die Behandlung von durch Rundwürmer ausgelösten Erkrankungen revolutioniert hat.

Tu ist Apothekerin und Professorin für traditionelle chinesische Medizin (TCM) an der China Academy of Traditional Chinese Medicine in Peking. Sie suchte in den 1960er-Jahren, als klassische Malaria-Mittel wie Chinin und Chloroquin zunehmend ihre Wirkung verloren, gezielt nach Wirkstoffen gegen die Erkrankung. Mittels Tierversuchen und dem Literaturstudium alter TCM-Lehrbücher wurde sie schließlich fündig beim Extrakt aus dem Einjährigen Beifuß (A. annua). Dessen wirksame Komponente, die später den Namen Artemisinin erhielt, tötet die Erreger in einem frühen Entwicklungsstadium ab. Dank der Artemisinin-basierten Kombitherapie sank die allgemeine Malaria-bedingte Mortalität um mehr als 20 Prozent, bei Kindern sogar um mehr als 30 Prozent.

Der japanische Mikrobiologe Omura, emeritierter Professor an der Universität Kitasato, ist laut Nobelpreiskomitee »außergewöhnlich gut darin, neuartige Methoden zur Bakterien-Kultivierung und -Charakterisierung im großen Stil« zu entwickeln. Ihm gelang es, aus Bodenproben seines Heimatlandes neue Streptomyces-Stämme zu isolieren. Die gramnegativen Bakterien aus der Gattung Actinobacteria wurden von dem in den USA forschenden Campbell weiter untersucht.

 

Campbell stellte fest, dass eine bestimmte Komponente aus einer der Kulturen bei Haus- und Nutztieren bemerkenswert gut gegen Parasiten wirkte. Die wirksame Substanz, Avermectin, wurde isoliert und zu Ivermectin weiterentwickelt. Ivermectin tötet die Larven von parasitischen Würmern (Mikrofilarien) und ist somit ein sehr effektives Mittel zur Bekämpfung von Erkrankungen wie Flussblindheit und lymphatische Filariose.

»Die Entdeckungen von Avermectin und Artemisinin haben die Behandlung von parasitären Erkrankungen grundlegend verändert«, so das Nobelpreiskomitee. Ivermectin habe für Millionen von Patienten mit Flussblindheit und lymphatischer Filariose insbesondere in den ärmsten Regionen der Welt eine unschätzbare Bedeutung. Es sei sogar so wirksam, dass die Ausrottung dieser Erkrankungen in greifbare Nähe gerückt sei – was einer der größten medizinischen Meisterleistungen in der Geschichte der Menschheit gleichkomme. Artemisinin werde mittlerweile in allen Malaria-Endemiegebieten der Erde eingesetzt. Allein in Afrika könnten dadurch jährlich mehr als 100 000 Leben gerettet werden.

 

Dr. Manica Balasegaram, Leiter der Medikamentenkampagne der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, begrüßte die Auszeichnung der drei Wissenschaftler. Es sei wichtig, Forschung zu solchen häufig vernachlässigten Erkrankungen zu würdigen. Angesichts erster Artemisinin-Resistenzen gebe es jedoch sowohl bei Malaria als auch bei anderen Tropenkrankheiten noch weiteren Forschungsbedarf. »Diese Auszeichnung sollte als ein Aufruf verstanden werden, Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu vernachlässigten Erkrankungen eine höhere Priorität zu verleihen«, so Balasegaram.

 

Medikamente, die auf den jetzt ausgezeichneten Entdeckungen basieren, sind etwa das Kombipräparat Coartem® (Artemether und Lumefantrin) und Mectizan® (Ivermectin). Coartem-Hersteller Novartis bietet sein Präparat im Rahmen der Novartis Malaria Initiative zu Sonderkonditionen an, MSD stellt Mectizan sogar gratis zur Verfügung. /

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