Es tut sich was in der Pipeline |
09.10.2012 16:06 Uhr |
Von Daniela Biermann / Die Pharmafirmen arbeiten an neuen Antibiotika. Zwei sind bereits zugelassen und werden nach Angaben des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (VfA) bald auf den Markt kommen: Fidaxomicin (DificlirTM von Astellas) ist erster Vertreter der makrozyklischen Antibiotika. Es soll bei Infektionen durch Clostridium difficile und Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) helfen sowie bei Antibiotika-induzierter Colitis. Ceftarolin (Zinforo® von Astra-Zeneca), ein neues Cephalosporin, wirkt gegen grampositive Bakterien inklusive des Problemkeims MRSA. Es ist bereits in der Lauer-Taxe gelistet. Mit Ceftobiprol steckt ein weiteres neues Cephalosporin im Zulassungsverfahren. Indikation sind Lungenentzündungen durch grampositive und -negative Keime inklusive MRSA.
Den gefürchteten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) soll zudem eine ganze Reihe weiterer neuer Wirkstoffe zu Leibe rücken. Gleich sechs solcher Antibiotika finden sich in Phase-III-Studien, darunter die Lipoglykopeptide Dalbavancin und Oritavancin sowie das nicht-fluoridierte Chinolon Nemonoxacin und ein Chinolon-Derivat zur topischen Anwendung. Weitere drei Kandidaten sind für andere Infektionen gedacht.
Der VfA rechnet in den kommenden fünf Jahren mit der Zulassung von bis zu neun Breitbandantibiotika und mehreren Tuberkulosemitteln. Der Bedarf nach neuartigen Wirkprinzipien sei weiterhin groß, besonders gegen gramnegative Bakterien sowie schwer therapierbare Infektionen wie Pseudomonas-Befall der Lunge, Spät-Borreliose und Buruli-Ulcus. Die Entwicklung solch innovativer Präparate sei jedoch schwierig und kostspielig – zumal die Pharmaindustrie mit vergleichsweise geringen Ertragsmöglichkeiten rechnet, da solche Antibiotika zunächst in der Regel zurückhaltend als Reservemittel eingesetzt werden.
Im Forschungsprogramm »NewDrugs4BadBugs« wollen Industrie und akademische Einrichtungen gemeinsam neue Therapieprinzipien entwickeln und dabei aus bisherigen Fehlschlägen lernen. So wollen die Projektteilnehmer sich gegenseitig Einblick in gescheiterte Projekte gewähren. Für das EU-geförderte Projekt stehen für die kommenden sieben Jahre 220 Millionen Euro bereit. /