Warme Worte für Apotheker |
11.10.2011 18:59 Uhr |
Viel Lob, aber keine Versprechungen. Dieser Devise folgten übereinstimmend alle Redner in ihren Grußworten bei der Eröffnung des Deutschen Apothekertages. Konkrete Standpunkte wurden gemieden, alle zeigten jedoch große Bereitschaft zum konstruktiven Dialog.
Die Apotheker seien das freundliche Gesicht des Gesundheitswesens, so Annette Widmann-Mauz (CDU), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium. Sie hätten maßgeblichen Anteil am erzielten Konsolidierungserfolg und der dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. Das Ministerium sei zwar der Forderung nach leistungsgerechter Vergütung gegenüber aufgeschlossen, dies bedinge aber das Präsentieren harter Daten. Auch das ABDA-KBV-Modell sei als bemerkenswert positiv zu bewerten. »Beweisen Sie uns, dass das Modell funktioniert, dann kann es auch Programm werden«. Die Novellierung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) lässt weiter auf sich warten. »Wir nehmen uns durchaus Zeit«, sagte Widmann-Mauz mit einem Hauch Ironie. Gerade weil die gültige ApBetrO bereits relativ alt ist, dauere es. Natürlich werde es Änderungen geben. Das Nebensortiment einschränken wolle man aber bestimmt nicht. Widmann-Mauz mahnte jedoch, dass die Arzneimittelversorgung weiter im Mittelpunkt stehen müsse. »Eine Apotheke muss für die Menschen als Apotheke erkennbar sein und erkennbar bleiben.«
Annette Widmann-Mauz
Die Staatssekretärin versprach »weitreichende Erleichterungen, Bürokratie- und Kostenabbau«. So sollen Apotheker demnächst selbst entscheiden, welche Laborgeräte sie anschaffen. Die Liste aus den 1980er-Jahren sei überholt, die Anschaffung ein erheblicher Kostenfaktor. Erleichterungen soll es auch für Filialverbünde geben, zum Beispiel sei zu überlegen, ob ein Labor nicht ausreiche. Während hier das Ministerium also offensichtlich über eine »Apotheke light« nachdenkt, hat Widmann-Mauz für die »Rosinenpickerei« bei den Pick-up-Stellen dagegen kein Verständnis. Für ein komplettes Verbot besteht jedoch wohl keine Chance. Zumindest seien Gespräche anvisiert und die Position der Apotheker sei bei der Politik angekommen. An manchen Stellen wird es wohl ein Mehr an neuen Regeln geben. So sollen im Sinne der Arzneimittelsicherheit die Anforderungen an die Verblisterung und Sterilherstellung steigen. »Die Regeln sollen sich aber am Notwendigen und am Machbaren orientieren«, versprach Widmann-Mauz.
Bärbel Bas
»Wir stehen zum freien Beruf des Apothekers«, sagte Johannes Singhammer von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Mit großer Sorge sehe er, dass die Zahl der Apotheken rückläufig ist und die Zufriedenheit unter den Apothekern nicht zunimmt, sondern sinkt. Das liegt sicher zu einem Großteil daran, dass die Apothekerschaft statt 200 gleich 400 Millionen Euro in diesem Jahr zu schultern haben. Der erklärte Wille der Regierung war aber, Apothekern und pharmazeutischen Großhandel mit jeweils 200 Millionen Euro pro Jahr zu belasten. Singhammer versprach, darauf zu achten, dass das, was vorgesehen war, auch eingehalten werde. Die Apotheke sei nicht nur für die Versorgung mit Arzneimitteln wichtig, sondern auch für die soziale Infrastruktur, so Singhammer. Zu dieser Aussage passt auch Singhammers klares Bekenntnis, dass er Pick-up-Stellen für nicht sinnvoll erachtet. Wie kann man diesem Problem nun Herr werden? »Lassen Sie uns gemeinsam einen Vorschlag überlegen, der nicht den Stempel der Verfassungswidrigkeit auf der Stirn trägt«, so Singhammer an die Apothekerschaft. Er versprach, sich dafür einzusetzen, dass dieser dann so schnell wie möglich umgesetzt wird.
Johannes Singhammer
»Apotheker sind heute mehr gefordert, als je zuvor«, sagte Bärbel Bas, MdB, von der SPD-Bundestagsfraktion. Umfragen zeigten, dass mehr als ein Drittel der Deutschen regelmäßig Selbstmedikation betreibe. Zweifelsfrei nehmen Apotheker ihre Verantwortung ernst und beraten sorgfältig. Doch neben der Frage der verlässlichen Versorgung stehe auch die Entwicklung der Arzneimittelpreise und Zuzahlungen im Mittelpunkt. Hier sollte eine bessere und gerechtere Preisstruktur das Ziel sein. An den Rabattverträgen werde die SPD jedoch festhalten, stellte Bas klar. Sie räumte ein, dass es nicht im Sinne der Partei sei, wenn die Apotheken vom Großhandel dessen Abschläge weitergereicht bekämen. Hier bedarf es offensichtlich anderer Instrumente. Mehr Geld allein reiche nicht. Es müsse auch an den Strukturen gearbeitet werden. Um eine bedarfsgerechte Versorgung auch in Zukunft garantieren zu können, müsse zudem der Beruf für Studienabsolventen attraktiv bleiben. Nur so könne langfristig eine Unterversorgung ganzer Regionen verhindert werden.
Dr. Martina Bunge
»Ich möchte Ihnen einfach mal Danke sagen«, sagte Dr. Gabriele Molitor, MdB, von der FDP-Bundstagsfraktion. »Danke für Ihre tägliche Arbeit, Danke für Ihr Engagement.« Dass das deutsche Gesundheitssystem zu den besten der Welt gehöre, sei ein maßgeblicher Verdienst der Apotheker. Auch zukünftig müsse die gute Versorgung im Mittelpunkt stehen. Ihre Partei werde sich auch weiterhin für eine leistungsgerechte Versorgung einsetzen. Unter missbilligendem und verständnislosem Raunen im Saal führte Molitor als Beleg dafür das angebliche Herabsetzen des Zwangsabschlags von 2,30 auf 2,05 Euro an. »Wir brauchen eine solide Finanzierungsbasis, um keine Abstriche in der Qualität der Versorgung machen zu müssen«, so Molitor weiter. Uns kommt es darauf an, dass sich die Patienten auf die Qualität der Arzneimittel verlassen können. Dazu müssten jedoch alle Leistungsträger ihren Beitrag zur gesetzlichen Konsolidierung beitragen. Das ABDA-KBV-Modell setze an der richtigen Stelle an. Die FDP werde sich auch weiterhin den Auswüchsen des Versandhandels entgegensetzen.
Gabriele Molitor
»Apotheken sind ein unverzichtbarer Teil der Versorgungslandschaft«, sagte Dr. Martina Bunge von der Bundestagsfraktion Die Linke. Nicht die besondere politische Nähe zur Apothekerschaft habe ihre Partei bewogen, sich für die inhabergeführte Apotheke einzusetzen, sondern die Erkenntnis, dass nur Apotheken vor Ort ausreichend beraten können. Bunge kritisierte, dass unter Versorgung bei der Regierung bisher leider nur die ärztliche Versorgung verstanden wird. Dass das ABDA-KBV-Projekt als Modellvorhaben Eingang in das Versorgungsgesetz findet, ist für Bunge eine positive Entwicklung. Endlich würde die Arzneiversorgung zwischen Ärzten und Apothekern besser verzahnt. »Meine große Hoffnung ist, dass Patienten besser mit Arzneien versorgt und leitliniengerechter behandelt werden«, betonte Bunge. Dass zudem Milliarden damit eingespart werden können, sei sicherlich ein guter Nebeneffekt, stehe aber nicht im Vordergrund. Positiv am ABDA-KBV-Modell sei auch, dass es zeigt, dass eine gute Versorgung mit Arzneimitteln nicht mit Versandapotheken zu machen sei. »Hier brauchen wir die Apotheke in Reichweite der Patienten«, stellte Bunge fest. /