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Brexit

Gesundheit der Briten in Gefahr

04.10.2017  10:18 Uhr

Von Jennifer Evans / Die Europäische Union zu verlassen, wird weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit der Briten sowie das Gesundheitssystem in Großbritannien haben. Nach Ansicht von Experten wird es besonders Probleme beim Personal, der Finanzierung und im Arzneimittelmarkt geben.

Es gibt drei mögliche Szenarien, wie der Brexit ausgehen könnte: sanft, hart und gescheitert. Das Autorenteam um Nick Fahy, Gesundheitswissenschaftler an der University of ­Oxford, hat die möglichen Folgen des EU-Ausstiegs für die Briten mit Blick auf das Gesundheitswesen genauer untersucht. Die Ergebnisse sind kürzlich im britischen Fachmagazin »The Lancet« (DOI: 10.1016/S0140-6736(17)31926-8) erschienen.

 

Die Autoren betonen, dass jedes der möglichen Szenarien große Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung birgt. Insgesamt seien die Auswirkungen »negativ bis sehr negativ mit wenigen Chancen zu bewerten«. Das Ausmaß der Schädigung für das Land hänge aber davon ab, welches Szenario ­eintreffe. Demnach bleibt Großbritannien bei einem sanften Ausstieg der Zugang zum EU-Binnenmarkt erhalten, die Bewegungsfreiheit der ­EU-Bürger wäre jedoch eingeschränkt. Ein harter Ausstieg würde ein Freihandelsabkommen bedeuten. Scheitert der Brexit, so müssen die Briten zu den Regeln für Handels- und Wirtschaftsbeziehungen der Welthandelsorganisation zurückkehren.

 

Weder Geld noch Personal

 

Selbst bei einem sanften Ausstieg entstehen laut den Analysen erhebliche Personalprobleme und Finanzierungsschwierigkeiten für den britischen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS). Laut aktuellen Zahlen von 2017 arbeiten etwa 60 000 Menschen aus anderen EU-Ländern beim NHS und weitere 90 000 in der Erwachsensozialarbeit. Deren möglicher Verlust werde besonders die Regionen in und um London treffen, wo die meisten von ihnen tätig sind.

 

Darüber hinaus weisen die Autoren darauf hin, dass der NHS bislang von den Geldern der Europäischen Investment Bank profitiert habe (seit 2001 waren es 3,5 Milliarden Euro). Da der Gesundheitsdienst zudem die größte Säule der öffentlichen Ausgaben ausmacht, warnen die Wissenschaftler, dass jeder Effekt, der die Wirtschaft des Landes betrifft, auch der NHS zu spüren bekomme. Ungünstig wirkt sich laut Studie der EU-Ausstieg auch auf die Forschung aus: 17 Prozent aller ­Forschungsverträge an UK-Universitäten finanziert die EU, zudem kommen 16 Prozent der Akademiker aus dem ­EU-Ausland.

 

Im Fall eines harten oder gescheiteren Brexits müssten die Briten außerdem viele neue Lösungen rund um Handel und Wettbewerb im Gesundheitswesen finden, heißt es in dem Bericht. Die größten Hürden befürchten die Experten etwa bei neuen Regelungen rund um Schutzmaßnahmen beim Tabakkonsum, zur Luftqualität im Land und bei der Zulassung von Arzneimitteln. Möglicherweise könne Großbritannien weiter an der Europäischen Arzneimittelagentur partizipieren, wenn es dafür zahle.

 

Nur Beobachter

 

Bei der Festlegung der Zulassungsstandards für Arzneimittel werde das Land aber bestenfalls noch die Rolle eines Beobachters einnehmen dürfen. Auch die Medikamentenzulassung wird künftig länger dauern, betonen die Autoren. Derzeit profitierten die Briten von den EU-Regelungen hinsichtlich einer schnellen und kostengünstigeren Markteinführung. Außerdem dürften Arzneimittel-Fälschungen ein Problem werden, weil die Briten nicht mehr aktiv an entsprechenden Warn- und Überwachungssystemen der EU beteiligt wären.

 

Fahy betont: »Gesundheit wird oft als nationale Angelegenheit betrachtet, relativ isoliert von den Konsequenzen des Brexit. Das ist aber nicht der Fall«. Wenn der EU-Austritt nicht auf dem Rücken Schutzbedürftiger und Kranker ausgetragen werden solle, müssten die Verantwortlichen jetzt richtig handeln. /

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