Schreibrecht für Apotheker |
29.09.2015 09:09 Uhr |
Von Daniel Rücker / Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/ Die Grünen fordert, die Apotheker stärker in den Medikationsplan einzubinden. In einem Antrag zum E-Health-Gesetz kritisiert die Partei die zu große Arztzentrierung im Gesetzentwurf.
Aus Sicht der Grünen stehe diese Fixierung auf die Ärzte einer seit Langem notwendigen Neuverteilung der Aufgaben in der Gesundheitsversorgung entgegen. Eine bessere Vernetzung der Gesundheitsberufe im Sinne der Patienten könnte helfen, Fehlmedikationen, Fehlbehandlungen und Doppeluntersuchungen zu vermeiden. Das E-Health-Gesetz leiste dazu keinen Beitrag, kritisieren die Grünen.
Die einseitige Ausrichtung des Gesetzes auf Mediziner spiegle sich auch im Medikationsplan wider. Hier müssten die Apotheker unbedingt stärker eingebunden werden als bislang, fordern die Grünen. Mit Zustimmung des Versicherten sollten Apotheker ein Schreibrecht für den Medikationsplan erhalten. Dabei gehen die Grünen weiter als der Bundesrat. Im Gegensatz zum Vorschlag der Länderkammer soll das Schreibrecht nicht nur für eine vom Versicherten ausgewählte Apotheke gelten, sondern grundsätzlich für alle Apotheken, die der Versicherte aufsucht. So lasse sich am besten das Ziel erreichen, einen möglichst vollständigen Überblick über alle vom Versicherten eingenommen Medikamente zu bekommen. Dies mache die Arzneimittelverordnungen transparenter.
Auf der Basis eines umfassenden Medikationsplans könnten Ärzte und Apotheker in das Medikationsmanagement einsteigen, so die Vorstellung der Grünen. Die Bundestagsfraktion sieht auch hierbei Ärzte und Apotheker als gleichberechtigte Akteure. Gemeinsam sollten die beiden Heilberufe einen medizinisch und pharmazeutisch optimierten Medikationsplan erstellen, der Neben- und Wechselwirkungen aller vom Patienten eingenommenen Arzneimittel erkennt. In einem nächsten Schritt könnte dann der Medikationsplan mithilfe der Ergebnisse aus dem Projekt ARMIN (Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen) weiterentwickelt werden.
Schlechte Infrastruktur
Dringenden Verbesserungsbedarf sehen die Grünen bei der Telematik-Infrastuktur im Gesundheitswesen. Die sei noch nicht in der Lage, die elektronische Kommunikation der Gesundheitsberufe untereinander zu gewährleisten. Pflegekräfte, Hebammen und so wichtige Institutionen wie der Deutsche Pflegerat seien gar nicht eingebunden. Außerdem sei es bislang nicht gelungen, auf internationalen Standards beruhende Schnittstellen für den Datenaustausch zu entwickeln. /