Pharmazeutische Zeitung online
Wochenendworkshop

Mit Kopf und Bauch

29.09.2015  09:41 Uhr

Von Christiane Berg, Kiel / Wonach sollte sich eine Therapie­empfehlung in der Selbstmedikation richten? Allein nach der Evidenz? Oder auch nach der Erfahrung? Diese und weitere Fragen standen im Fokus des diesjährigen Wochenendworkshops »Patient und Pharmazeutische Betreuung«.

Zwei Plenarvorträge und sechs Seminare boten am 26. und 27. September in Kiel die Gelegenheit, pharmazeutische Kompetenzen aufzufrischen und zu erweitern. Der Workshop wird im kommenden Februar in Jena wiederholt.

 

»Der Wochenendworkshop hat sich zu einem festen Datum im Fortbildungskalender vieler Apotheken entwickelt und ist von hoher Praxisrelevanz geprägt«, konstatierte der Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, Gerd Ehmen, bei der Eröffnung des Fortbildungswochenendes an der Kieler Förde. Aus der Praxis – für die Praxis: »Der Workshop bietet erneut eine Vielzahl von Anregungen und Hilfestellungen für die tägliche Arbeit in der Apotheke, bei denen der Patient im Mittelpunkt steht«, so Ehmen.

Evidenz plus Intuition

 

Ob Schmerzen, Entzündungen, Fieber, Schlaflosigkeit, Depression, Erkältung oder aber Magen-Darm-, Harnwegs- und Wechseljahresbeschwerden: Gerade in der Selbstmedikation ist der gesamte Wissens- und Erfahrungsschatz des Apothekers gefordert. Das unterstrich in einem Eröffnungsvortrag Dr. Dorothee Dartsch von der Universität Hamburg. Die Apothekerin hob als großes Problem den Mangel an evidenzbasierten Daten im OTC-Sektor hervor. Nachvollziehbar und gerechtfertigt liege der Fokus der klinischen Forschung auf schwerwiegenden Erkrankungen.

 

Zur Förderung der evidenzbasierten Beratung in der Selbstmedikation habe sich die Hauptversammlung der Deutschen Apotheker daher auf dem Apothekertag 2014 für die Aufarbeitung der Evidenz der in der Selbstmedikation am häufigsten abgegebenen OTC-Arzneimittel gegebenenfalls unter Federführung der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker ausgesprochen. Die Ergebnisse sollen der Apothekerschaft in geeigneter, praxistaug­licher Form zur Verfügung gestellt werden. Die Bearbeitung dauere noch an. Strittig sei vor allem, wie und in welchem Umfang Informationen unter dem Gesichtspunkt der Praxistauglichkeit bereitgestellt werden sollen, so Dartsch.

Laut der Referentin werden die Vor- und Nachteile der evidenzbasierten Medizin seit jeher kontrovers diskutiert. Befürworter halten die Orientierung an Wirksamkeitsnachweisen, Studienergebnissen, Expertisen und Leitlinien für unumgänglich. Gegner betonen, dass bei Therapieentscheidungen stets auch Bauchgefühl, Erfahrungswissen und Intuition zum Tragen kommen müssen.

 

Die Kombination macht`s

 

Ob Rx oder OTC, pharmazeutische oder medizinische Betreuung: Dartsch machte deutlich, dass die evidenz­basierte Versorgung die systematische Suche nach relevanten Daten in der Literatur für ein konkretes klinisches Problem unabdingbar macht. Diese müsse zudem die kritische Beurteilung der Valididät der Daten nach klinisch-epidemiologischen Gesichtspunkten, die Bewertung der Größe des beobachteten Effekts sowie die Anwendung dieser Evidenz auf den konkreten Pa­tienten unter Berücksichtigung seiner individuellen Wünsche und Einstellungen umfassen.

 

»Ein Problem aller Evidenz-Hierachien ist, dass sie die Menschen dazu veranlassen, ihr eigenes Urteilsvermögen nicht mehr zu nutzen«. Doch Evidenz­level und -hierachien können nicht ohne eigenes Nachdenken verwendet werden, räume selbst das Centre for Evidence-Based Medicine in Oxford ein. »Evidenzbasiertes und erfahrungsgestütztes Vorgehen schließen sich nicht aus, sondern ergänzen einander«, sagte Dartsch. Stets werde sich der erfahrene Apotheker bei seinen OTC-Therapieempfehlungen somit nicht nur auf seinen Kopf, sprich Studienwissen, Leitlinien und Expertisen, verlassen, sondern auch auf seinen Bauch, also Erfahrungswissen, Instinkt und Gespür. /

Die weitere Berichterstattung vom Wochenendworkshop folgt in den kommenden Ausgaben der PZ sowie in der PZ online.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa