Weichen gestellt |
01.10.2007 17:18 Uhr |
Seit dreißig Jahren nehme ich jedes Jahr am Deutschen Apothekertag teil. Ich kann mich nicht erinnern, einen Apothekertag erlebt zu haben, der so harmonisch verlaufen ist. Noch im letzten Jahr in München hatte die Politik zum Apothekertag in dem Entwurf zum Gesetzlichen Krankenversicherung- Wertbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) die Folterinstrumente auf den Tisch gelegt und große Unruhe und Wut ausgelöst, die zu den massivsten Protesten der Apothekerschaft in der Geschichte geführt haben.
In diesem Jahr haben die Politiker unisono die Apothekerinnen und Apotheker gestreichelt und sich klar für die Individualapotheke auch in der Zukunft ausgesprochen. Die einzige Partei, die sich bereits im Bundestag für die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes ausgesprochen hatte, die Grünen, hatte erst gar keinen Vertreter geschickt.
Aber nicht nur die Politik gab sich apothekerfreundlich, auch die Industrie und der Großhandel sprachen sich für die Arzneimittelversorgung aus der heilberuflich geführten Apotheke aus und wollen auf die Zusammenarbeit mit den Apotheken nicht verzichten.
Durch diesen breiten Zuspruch wurde eine Atmosphäre auf dem Deutschen Apothekertag geschaffen, die ein ruhiges und konzentriertes Arbeiten ermöglichte. Ich kann dem Präsidenten der ABDA, Heinz-Günter Wolf, nur zustimmen: Es war ein Apothekertag der Klarheit. Mit neu erwachtem Selbstbewusstsein haben sich die Delegierten für mehr Pharmazie und für gestärkte Sicherheit der Vertriebswege ausgesprochen, was nur mit der Individualapotheke möglich sei.
Die Gelassenheit des Deutschen Apothekertages und das Selbstbewusstsein spiegelte sich auch auf der Ausstellung wider. Wie die meisten Aussteller berichteten, waren die Gespräche sehr sachlich und unaufgeregt. Die Apotheker hatten offensichtlich eingesehen, dass sie unternehmerisch aktiver werden müssen, dies aber nicht übereilt tun sollten, da die Politik vor 2009 keine Reform mehr auf den Weg bringen wird. Diese Zeit wollen die Apotheker offensichtlich nutzen, konstruktiv nach vorne schauen und in pharmazeutische Tätigkeiten investieren.
In der Hoffnung , dass die diesjährige Ruhe nicht nur eine Ruhe vor dem Sturm ist, bin ich überzeugt, dass der Deutsche Apothekertag 2007 pharmazeutische Weichen in die Zukunft gestellt hat.
Professor Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur