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Grussworte Expopharm

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23.09.2014  17:16 Uhr

»Was Apotheker und der Großhandel gemeinsam in puncto Arzneimittelversorgung in Deutschland leisten, ist einzigartig«, sagte Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Pha­gro) in seinem Grußwort zur Expopharm-Eröffnung. Politisch betrachtet sei es positiv, dass es insgesamt im und rund um das Bundesgesundheitsministerium ruhig geworden sei.

 

Doch dürfe es nicht zu einer Stagnation kommen. Der Markt sei nicht statisch. Gemeint seien damit jedoch nicht Reformen, sondern Korrekturen. Insofern könne er Beckers Forderung hinsichtlich einer nächsten Erhöhung des Apothekenhonorars nur zustimmen.

 

Doch auch beim Großhandel bedarf es Korrekturen. Hier sollte das Prinzip der Vollversorgung nicht aufgegeben werden. Die Mischkalkulation im Großhandel werde derzeit durch viele aufwendige Maßnahmen verzerrt, die finanziert werden müssten. »Die Gewinnerzielungsabsicht kann nicht auf Null reduziert werden«, so Trümper.

 

Einsatz für Renaissance der OTC-Erstattung

Zu Beginn seines Grußwortes verwies der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH), Jörg Wieczorek, auf das 60-jährige Bestehen des Verbandes. In dieser Zeit habe man sich immer für sichere und qualitativ hochwertige Arzneimittel eingesetzt. »Hier konnten und können wir uns stets auf die Partner­organisationen der Apothekerschaft verlassen«, lobte Wieczorek. Als Beispiele nannte er die gemeinsame Ini­tiative Securpharm, mit der Arznei­mittelfälschungen deutlich erschwert werden und das vor zehn Jahren eingeführte Grüne Rezept.

 

Ebenso zehn Jahre her ist der GKV-Erstattungsausschluss für rezeptfreie Arzneimittel – für Wieczorek ein gar nicht erfreuliches Ereignis. Dieser Erstattungsausschluss hat der GKV noch nicht einmal die gewünschte Kostenersparnis gebracht, dafür aber das Image der OTC-Medikamente angekratzt, so Wieczoreks Kritik. Deshalb werde sein Verband gegen den »sinn- wie nutz­losen Ausschluss« dieser Präparate aus der Erstattungsfähigkeit weiterhin kämpfen. Ob ein Arzneimittel für einen Patienten geeignet sei, hänge schließlich nicht von der Frage der Verschreibungspflicht ab, sondern von Wirksamkeit und Sicherheit. Ausdrücklich begrüßte der Vorstandsvorsitzende einen Antrag auf dem Deutschen Apothekertag, der die Renaissance der OTC-Erstattung beinhaltet.

 

Wieczorek betonte zudem, dass alles unterlassen werden sollte, was zur Trivialisierung von OTC-Arzneimitteln und zu ihrer Wahrnehmung als Massenware führt. »OTC-Arzneimittel sollten nicht Gegenstand von Basar- und Lockpreisen werden.«

 

Abschließend betonte Wieczorek, dass auch die Arzneimittelhersteller verlässliche und wirtschaftlich auskömmliche Rahmenbedingungen benötigen. Der BAH habe seine Forderungen für die laufende Legislaturperiode formuliert. »Eine unserer zentralen Forderungen ist dabei die Beibehaltung des gegenwärtigen und bewährten Distributionssystems, der freiberuflich-inhabergeführten Apotheke und der grundsätzlichen Apothekenpflicht für Arzneimittel.« Nach wie vor brauche man in Deutschland keine Arzneimittel in Supermärkten oder auf Wühltischen.

 

Lieferengpässe mit Ansage

Der Vorsitzende von Pro Generika, Wolfgang Späth, verwies in seinem Grußwort darauf, dass Generika­hersteller und Apotheker durchaus gemein­same Themen bearbeiten. Als Beispiel nannte er die Versorgungs­sicherheit. Wie wichtig Arzneimittel sind, sehe man erst, wenn sie nicht verfügbar sind, so Späth. Er nahm damit Bezug auf das System der Rabattverträge, das Lieferengpässe geradezu provoziere. Späth zufolge seien die Zeiten zwischen Rabattvertrag-Zuschlägen und Beginn der Rabattverträge zu kurz.

 

Der Pro-Generika-Vorsitzende betonte, dass immerhin 75 Prozent des Arzneimittelbedarfes der deutschen Bevölkerung durch Generika gedeckt würden. Dagegen stehe aber nur 1 Prozent aller GKV-Ausgaben, etwa 2 Milliarden Euro. Das sei eindeutig zu wenig. Späth forderte die Krankenkassen daher auf, fair mit den Leistungserbringern umzugehen. Zudem erinnerte er sie daran, auch dafür verantwortlich zu sein, den Gesundheitszustand der Versicherten zu verbessern.

 

Späth hält es für eine positive Entwicklung, dass die Politik den Apothekern vermehrt eine wichtigere Rolle im Gesundheitswesen einräumt. Verwundert sei er deshalb darüber, dass Apotheker bei der Erstellung der Substitutionsliste nicht mit am Verhandlungstisch sitzen. Ferner findet es der Pro-Generika-Vorsitzende schade, dass Apotheker das Instrument der pharmazeutischen Bedenken nur sehr zurückhaltend einsetzen, obwohl sie damit ihre Rolle als Fachmann unterstreichen und stärken könnten.

 

Gemeinsam für mehr Arzneimittelsicherheit

Dr. Martin Zentgraf, Vorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), machte deutlich, dass der Apotheker nicht lediglich ein Verkäufer von Waren der Industrie ist. »Vielmehr sei er Sachwalter von pharmakologischem Wissen und Sachverstand«, so Zentgraf. Auch er betonte die positive Zusammenarbeit mit den Apothekern beim Projekt Securpharm gegen Arzneifälschungen. Im Gegensatz zu Becker empfinde er jedoch das Ziel, das System bis 2018 europaweit zu implementieren, als anspruchsvoll.

 

Nicht konform sei der BPI mit den Apothekern in Sachen ARMIN. »Wir halten das Projekt als absolut ungeeignet für eine optimale Versorgung der Patienten«, so Zentgraf. Daher seine Bitte: »Machen Sie deutlich, dass ein Arzneimittel mehr als ein Wirkstoff ist und lassen Sie sich nicht vor den Rabattvertragskarren der AOK spannen. Trotz der Meinungsverschiedenheiten seien die Apotheker der wichtigste Partner der Industrie. Der BPI bedauere es, dass die Apotheker nicht mit Sitz und Stimme im Gemeinsamen Bundesausschuss vertreten sind.

 

Regulierungsschrauben im Eilverfahren angezogen

Für Han Steutel, Vorstandsmitglied des Verbandes der forschenden Pharmaunternehmen (vfa), hat die neue Legislaturperiode im Bereich der Gesundheitspolitik mit einem Paukenschlag begonnen, dem 14. SGB V Änderungsgesetz. Dahinter würden sich unter anderem die Verlängerung des Preismoratoriums, der jetzt 7-prozentige Zwangsrabatt, die Abschaffung der Nutzenbewertung für Bestandsmarktprodukte sowie vor allem der Wegfall der Vertraulichkeit des verhandelten Erstattungsbetrages verbergen. Letzteres habe das Preisgefüge auch international ins Wanken gebracht. Steutel: »Deutschland ist Referenzpreisland, an dem sich viele Länder orientieren. Durch die Ausweisung der Erstattungsbeträge in der Lauer-Taxe werden zukünftig niedrigere deutsche Preise in anderen Ländern zur Vergleichsgröße.« Das habe zur Folge, dass auch dort niedrigere Preise für die Produkte bezahlt würden.

 

Der vfa-Chef kritisierte, dass die Politik damit in einem unnötigen Eilverfahren die Regulierungsschraube für pharmazeutische Industrie und damit auch für Apotheker weiter angezogen hat. Andererseits seien wiederum Bereiche aus der Diskussion ausgeklammert worden, die einer vertieften Auseinandersetzung bedurft hätten. Als Beispiel nannte Steutel die strukturelle Dominanz der GKV-Spitzenverbandes im gesamten AMNOG-Verfahren als Regelgeber, Schiedsrichter und Spieler. Aus Sicht des vfa ist das ein grundlegendes Problem bei der Herstellung fairer Rahmenbedingungen für innovative Arzneimittel, so der Referent. Sein Appell an die Politiker: »Bitte justieren Sie dort nach, wo die Dinge bisher nicht ausbalanciert sind.«

 

Im Folgenden ging auch Steutel auf den gemeinsamen Kampf gegen Arzneimittelfälschungen ein. Die Securpharm-Initiative sei ein sehr gelungenes Projekt im Dienste und zum Schutz der Patienten. Alle Beteiligten könnten stolz darauf sein, frühzeitig die Initiative ergriffen zu haben. Andere Länder würden dagegen einfach abwarten, was in den delegierten Rechtsakten stehen wird. /

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