Es gibt viel zu tun –packen wir’s an |
23.09.2014 11:31 Uhr |
Von Daniela Biermann / Medikationsmanagement umsetzen, Honorare verbessern, Retaxationen abwehren: Die Apotheker haben wie immer viel auf ihrer Agenda stehen. Trotzdem oder gerade deswegen ist jetzt ein guter Zeitpunkt, über die zukünftige Rolle der Apotheker nachzudenken.
»Wir stehen an einem politischen Wendepunkt«, erklärte ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz. Seit Neuestem hat sich anscheinend in der Politik die Erkenntnis durchgesetzt, dass die verstärkte Nutzung der apothekerlichen Kompetenzen kein gesundheitspolitischer Luxus, sondern zwingende Voraussetzung für eine bessere Arzneimittelversorgung ist. Daher sei jetzt ein guter Zeitpunkt, innezuhalten und sich mit dem »Perspektivpapier Apotheke 2030« über die zukünftige Rolle der Apotheker Gedanken zu machen. Dabei sei die Jahreszahl nicht wörtlich zu nehmen, entscheidend sei, dass der Veränderungsprozess nun starte. Wichtig sei, eine Orientierung zu haben, um keine Ressourcen zu verschwenden und erfolgreich zu arbeiten.
Sebastian Schmitz: »Der Begriff Medikationsmanagement darf nicht inflationär verwendet werden.«
Foto: PZ/Müller
Ein Kern ist der Apotheker als Medikationsmanager – und nur der Apotheker. Die Pharmazeuten sollten sich das Medikationsmanagement nicht von anderen Berufsgruppen und Dienstleistern streitig machen lassen, forderte Schmitz. Das Interesse sei groß, daher sollten sich die Apotheker ihre Vorreiterrolle nicht nehmen lassen. Ein wichtiger Punkt dabei war die Definition, was überhaupt ein Medikationsmanagement ist. »Nicht jeder, der fünf Arzneimittel, die ein Patient einnimmt, auflistet und die Liste ausdruckt, betreibt Medikationsmanagement«, so Schmitz. Der Begriff dürfe nicht inflationär gebraucht werden. Es ist mehr und müsse daher auch entsprechend entlohnt werden. Derzeit sei eine Leitlinie zur Medikationsanalyse sowie ein Curriculum für entsprechende Fortbildungen im Geschäftsbereich Pharmazie in Arbeit.
ARMIN macht Fortschritte
Langsam, aber stetig voran geht es mit dem ARMIN-Projekt in Sachsen und Thüringen. Dabei läuft nun die Wirkstoffverordnung durch die Ärzte an, zu der im nächsten Jahr das Medikationsmanagement durch die Apotheken kommen soll. Die Schwierigkeiten der Umsetzung steckten hier im Detail, unter anderem in einer harmonisierten Software für die teilnehmenden Ärzte und Apotheker. Dasselbe gilt für ein AMTS-Modul für die elektronische Gesundheitskarte (eGK), an der die Apotheker über die Gematik weiterhin beteiligt sind. Das Beispiel eGK zeige auch, dass der Apotheker nach wie vor seine Leistungen aus der Apotheke erbringt, aber an allen Ecken und Enden mit anderen Beteiligten in der Gesundheitsversorgung verknüpft wird. Ein anderes Beispiel sei das Benzodiazepin-Projekt, das die Leistungsfähigkeit der Apotheke vor Ort auch in den Medien sehr präsent gemacht hat.
Weiterkämpfen für Honorar
Natürlich kämpft die ABDA auch unermüdlich weiter für eine bessere Honorierung. Zwar sei in letzter Zeit eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation der Apotheken erreicht worden. Nun gehe es um eine »insgesamt angemessene und leistungsgerechte Vergütung«. Dazu gehören eine Erhöhung der Rezeptur- und Betäubungsmittelzuschläge sowie eine Erhöhung des Nacht- und Notdienstfonds und die Ausgestaltung des Festzuschlags. Die ABDA habe zwar die Position einer automatischen Dynamisierung aufgegeben, nicht aber eine regelmäßige Anpassung des Packungshonorars. »Das Mindeste, was der Gesetzgeber hier kurzfristig tun muss, ist eine Festlegung der Zeiträume, innerhalb derer die Anpassung des Festzuschlags überprüft wird«, forderte Schmitz. Und auch gegen die höchstrichterlich bestätigte Ungerechtigkeit bei den Nullretaxationen müsse die Gesetzeslage geändert werden.
Ebenso rein preisorientiert sind die Ideen des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen mit einer Einengung der Apothekenpflicht, freien Preisen für Rx-Arzneimitteln, der Aufhebung von Fremd- und Mehrbesitz- sowie des Selbstbedienungsverbots, der Lockerung des Dispensierverbots und weiteren Schreckgespenstern. Die Vorschläge seien nicht am Wohl des Patienten orientiert. Hier müssten die Apotheker sich äußern. »Uns muss dieses Gutachten darin bestärken, die richtige Blaupause für das Gesundheitssystem immer und immer wieder zu präsentieren und die hierfür erforderlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einzufordern.« /