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Herzinfarktrisiko

Entwarnung für Calciumpräparate

28.09.2010  17:10 Uhr

Von Daniela Biermann / Einer im Juli veröffentlichten Metaanalyse zufolge sollen Calciumsupplemente das Herzinfarktrisiko erhöhen. Die Nachricht hat für Verunsicherung unter Patienten und Heilberuflern geführt. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft kritisiert die Analyse und gibt vorerst Entwarnung.

Calciumsupplemente von mehr als 500 Milligramm pro Tag sollen das relative Risiko für Herzinfarkte um rund 30 Prozent erhöhen, so lautet das Ergebnis der im Juli im »British Medical Journal« (doi: 10.1136/bmj.c3691) erschienenen Metaanalyse (siehe dazu Herzinfarktrisiko: Calcium-Präparate unter Verdacht, PZ 31/2010) . Die Autoren um Mark J. Bolland von der neuseeländischen Universität Auckland fanden 15 Studien, die ihre Einschlusskriterien erfüllten. Doch nur in elf Studien fanden sich Daten zu kardiovaskulären Risiken, so der erste Kritikpunkt der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). »In fünf dieser elf Studien trat weder in der Calcium- noch in der Placebogruppe ein Myokardinfarkt auf, sodass die Autoren die Analyse für den Endpunkt Myokardinfarkt nur anhand von sechs Studien durchführen konnten«, heißt es in einer Stellungnahme. »Da Studien ohne Ereignisse nicht eingeschlossen wurden, kann das Gesamtergebnis in Richtung einer Risikoerhöhung (hier eines Myokardinfarkts) verschoben worden sein.«

 

Die individuellen Patientendaten einiger Studien würden von den Ergebnissen der Metaanalyse abweichen, was die Autoren nicht genügend berücksichtigt und erklärt hätten, so ein weiterer Kritikpunkt. Da es in den eingeschlossenen Studien um Untersuchungen zu Osteoporose ging, waren kardiovaskuläre Ereignisse wie Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Tod kein primärer Endpunkt und wurden teilweise über einen Fragebogen erfasst. Die AkdÄ vermutet daher, dass diese »Nebenwirkungen« nicht sorgfältig genug dokumentiert wurden. Verzerrungen zwischen Calcium- und Placebogruppe seien möglich.

 

Dagegen kam eine aktuelle australische Studie mit 1460 Frauen um die 75 Jahre zu einem anderen Ergebnis. Die Wissenschaftler um Joshua R. Lewis untersuchten explizit Risiko für atherosklerotische Erkrankungen. Primärer Endpunkte der randomisierten, placebokontrollierten Studie waren Tod und Hospitalisierung unter Calciumsubstitution im Vergleich zu Placebo. Die Australier fanden jedoch keinen Unterschied, wie sie im »Journal of Bone and Mineral Research« schreiben (doi: 10.1002/jbmr.176).

 

Die AkdÄ kommt zu dem Schluss, dass die bislang vorliegenden Daten ein erhöhtes Risiko für Myokardinfarkte durch Calciumsupplemente nicht ausreichend belegen. Zudem sei in der Metaanalyse die alleinige Gabe von Calcium ohne Vitamin D zur Prophylaxe und Therapie der Osteoporose untersucht worden, was nicht den deutschen Leitlinien entspreche. Die AkdÄ empfiehlt eine Calciumsupplementation ohnehin nur, wenn eine ausreichende Aufnahme über die Nahrung nicht gewährleistet ist. Die tägliche Aufnahme mit der Nahrung sollte bei etwa 1000 Milligramm liegen, inklusive Supplemente bei maximal 1500 Milligramm pro Tag. Supplemente kommen nur für Personen mit einem erhöhten Frakturrisiko infrage. /

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