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Undurchschaubar

20.09.2016  16:10 Uhr

Undurchschaubar

Sind Statine segensreiche Arzneistoffe, die zu Unrecht einen schlechten Ruf haben und deshalb zu wenig eingesetzt werden? Oder rechnen die Verfechter eines breiten Einsatzes der Lipidsenker die Risiken bewusst klein? Um diese Fragen ist derzeit ein Streit entbrannt, der in den beiden Fachjournalen »The Lancet« und »British Medical Journal« öffentlich ausgetragen wird (lesen Sie dazu Statine: Hitzige Debatte um Nutzen und Risiken).

 

Auslöser war eine aktuelle Arbeit im »Lancet«, in der Professor Rory Collins von der Universität Oxford und Kollegen darlegen, wie die vorhandene Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit der Statine zu interpretieren ist. Aus ihrer Sicht überwiegt der Nutzen klar die Risiken. Letztere würden von Kritikern stark übertrieben, etwa weil den Arzneistoffen auch Nebenwirkungen angelastet werden, die sie gar nicht verursacht haben. Deshalb sei bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko eine Unterversorgung mit Statinen zu beklagen.

 

Sowohl die Studie als auch der begleitende Kommentar des »Lancet«-Chefredakteurs sind eine Kampfansage an das »British Medical Journal« (BMJ), in dem vor einigen Jahren frühere Arbeiten der Gruppe um Collins als zu Statin-freundlich kritisiert worden waren. Die Reaktion der BMJ-Chefredakteurin ließ nun nicht lange auf sich warten. Sie stehe zu ihrer damaligen Kritik des zu häufigen Einsatzes der Statine, insbesondere bei Patienten mit niedrigem kardiovaskulärem Risiko. Im Übrigen habe sie an oberster medizinischer Instanz der britischen Regierung um eine unabhängige Bewertung der Statine gebeten.

 

Das ist ein exzellenter Vorschlag, denn welche Seite in diesem Streit recht hat, ist für Unbeteiligte schon längst nicht mehr ersichtlich. Es geht um die Grenzen der Aussagekraft von Studien, Formalien und statistische Details, da blickt kein Außenstehender mehr durch. Und so macht der Fall ein grundlegendes Problem medizinischer Forschung deutlich: Die allermeisten Studien mit Medikamenten werden von den Herstellern bezahlt, weil vor allem diese darauf erpicht sind, die Vorteile ihrer Präparate zu belegen. Im Sinne der Allgemeinheit wäre zwar eine firmenunabhängige Forschung, doch wer soll die bezahlen?

 

Dass ein Hersteller eine Studie finanziert, heißt nicht automatisch, dass das Ergebnis in seinem Sinne ausfallen muss. Dennoch sollte der Leser das – durchaus berechtigte – Interesse des Sponsors an positiven Daten bei der Interpretation im Hinterkopf haben. So lange die Evidenz in der klinischen Forschung überwiegend aus solchen Studien stammt, kann es deshalb keine eindeutigen Antworten auf Fragen wie die oben genannten geben. Das müssen auch Apotheker bedenken, die ihre Patienten unabhängig beraten sollen.

 

Annette Mende 

Redakteurin Pharmazie 

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