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Alzheimer-Prävention

Neue Studiendaten zu Ginkgo

11.09.2012  17:01 Uhr

Von Daniela Biermann / Ob die Einnahme von Ginkgo-biloba-Extrakt das Risiko für ältere Menschen, an Alzheimer zu erkranken, senkt, bleibt weiter offen. In der größten Präventionsstudie, die laut Autoren je in Europa durchgeführt wurde, entwickelte insgesamt nur ein kleiner Teil der Probanden die gefürchtete Demenz (doi: 10.1016/S1474-4422(12)70206-5).

Dabei war kein Unterschied zwischen Patienten mit standardisiertem Ginkgo-Extrakt und solchen unter Placebo festzustellen. Extrakt-Hersteller Schwabe stellte jedoch die Methodik der Untersuchung infrage.

Die Forscher untersuchten 2854  Franzosen, die 70 Jahre oder älter waren. Die Senioren hatten vor Einschluss in die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte »GuidAge«-Studie ihrem Hausarzt über Gedächtnisprobleme berichtet. 1406 der Probanden bekamen zweimal täglich 120 mg des Gingko-biloba-Extrakts EGb761®; 1414 Teilnehmer erhielten ein Placebo mit ähnlichem Aussehen und Geschmack. Haus- und Fachärzte untersuchten regelmäßig die Merkfähigkeit, kognitive Funktionen und andere Demenzkriterien bei den Patienten. Nach fünf Jahren erhielten 61 Probanden (4 Prozent) in der Ginkgo-Gruppe die wahrscheinliche Diagnose Alzheimer im Vergleich zu 73 Patienten (5 Prozent) in der Placebogruppe. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Auch gab es keine Unterschiede in der Zahl der Schlaganfälle und Todesfälle.

 

Die Wissenschaftler um Professor Dr. Bruno Vellas vom Hôpital Casselardit in Toulouse schließen daraus, dass die Einnahme von Ginkgo in der beschriebenen Dosis ab einem Alter von 70 Jahren bei leichten Gedächtnisproblemen nicht hilft, das Alzheimer-Risiko zu senken, schreiben sie im Fachjournal »Lancet Neurology«. Sie verweisen auf eine US-Studie aus dem Jahr 2009, die ähnliche Ergebnisse geliefert hatte. Die Autoren schränken jedoch ein, dass es weiterer Studien bedarf, um den Langzeiteffekt von Ginkgo zu untersuchen – auch im Hinblick auf die stark steigenden Erkrankungszahlen der unheilbaren Krankheit.

 

In einem Kommentar verweist Professor Dr. Lon Schneider, Direktor des Alzheimer's Disease Research and Clinical Center an der Universität Südkalifornien, dass die Wirksamkeit eines so breit vermarkteten, wenn auch sicheren pflanzlichen Mittels in groß angelegten Studien getestet werden müsse (doi: 10.1016/S1474-4422(12)70212-0). Nach seiner Einschätzung würden einige Verbraucher nun in Ermangelung anderer effektiver Therapien abwägen, dass Ginkgo wahrscheinlich doch helfen könnte und ihnen nicht schade, andere würden die Einnahme sein lassen.

 

Das Unternehmen Dr. Willmar Schwabe, das in Deutschland das Patent auf den Extrakt hält und ihn unter dem Namen Tebonin® vermarktet, weist in einer Stellungnahme auf die hohe Ausfallquote der Studie hin. Jeweils knapp 370 Probanden beider Gruppen brachen die Studie aus verschiedenen Gründen ab. Zudem liege die Zahl der Alzheimer-Diagnosen in beiden Gruppen mit 4 bis 5 Prozent deutlich unter den Erwartungen von 13,8 Prozent in der Studienplanung. Schwabe sieht dies als einen Grund an, dass die Wissenschaftler keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Verum und Placebo finden konnten. »Eine abschließende Aussage zur schützenden Wirkung kann aufgrund dieser Studie nicht getroffen werden«, kommentiert das Unternehmen.

 

Der Tebonin-Hersteller verweist auf die genauere Analyse der Studiendaten. Demnach habe sich bei regelmäßiger Ginkgo-Einnahme über mindestens vier Jahre das Alzheimer-Risiko im fünften Jahr der Behandlung gegenüber Placebo statistisch signifikant fast halbiert (Hazard Ratio 0,57). Die Studienautoren dagegen rechnen mit der Gesamtpatientenzahl, also auch solchen, die frühzeitig aus der Studie ausstiegen. »Auch wenn die GuidAge-Studie aus methodischen Gründen noch keinen Wirksamkeitsnachweis für eine umfassende Alzheimer-Prävention erbracht hat, ermutigen uns die sehr positiven Signale, den Nutzen von EGb761 bei ersten Gedächtnisstörungen weiter zu erforschen«, kündigte Geschäftsführer Professor Dr. Michael Habs an.

 

Dass bestimmte Patienten, bei denen bereits eine Demenz vorliegt, von einer Ginkgo-Einnahme im Alltag profitieren könnten, hatte 2008 das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) festgestellt. Das Institut hatte weitere Studien gefordert. /

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