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GKV

Beske propagiert Einschnitte

13.09.2011  17:29 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / Deutschland braucht eine offene Diskussion über die Rationierung medizinischer Leistungen. Das hat der Direktor des Instituts für Gesundheits-System-Forschung, Professor Dr. Fritz Beske, gefordert und Vorschläge präsentiert, wie solche Einschnitte aussehen könnten.

Fritz Beske wird nicht müde, das Thema Rationierung im Gesundheitsbereich auf die Agenda zu setzen. Seit Jahren warnt er vor den steigenden Ausgaben der Krankenkassen. »Die Schere zwischen dem, was medizinisch sinnvoll und notwendig ist und dem, was an Versorgung in der Gesetzlichen Krankenversicherung geleistet werden kann, klafft immer weiter auseinander«, sagte er auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Demografischer Wandel und medizinischer Fortschritt würden schon bald spürbare Auswirkungen auf die Sozialsysteme nehmen. Während heute drei Personen im erwerbstätigen Alter für eine Person im Rentenalter zur Verfügung stünden, betrage diese Relation 2060 nur noch eins zu eins. Auf Dauer sei das nicht zu finanzieren. »Leistungseinschränkungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung sind daher unvermeidbar.«

 

In der Politik sei dies dennoch kein Thema, sagte Beske. »Allein darüber zu reden gilt als unethisch.« Damit wähle man automatisch den Weg einer stillen und unkontrollierten Rationierung. »Das ist die ungerechteste Form von Leistungseinschränkungen überhaupt.«

 

Aufgaben der Kassen beschränken

 

Beske hat sich mit der Frage beschäftigt, wie gezielte und sozial verträgliche Einschnitte in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aussehen könnten und seine Ergebnisse in einer Arbeit zusammengefasst. Demnach sollten die Aufgaben der GKV begrenzt und auf die eigentliche Versorgung im Krankheitsfall konzentriert werden. Hinzu kämen lediglich Leistungen wie Schutzimpfungen, Schwangerenvorsorge oder Krankheitsfrüherkennung. Primärprävention betrachtet der Kieler Mediziner als gesamtgesellschaftliche Angelegenheit, die nicht aus dem Topf der Krankenkassen zu zahlen ist.

 

Versicherungsfremde Leistungen, wie die Mitfinanzierung von Kindern und Ehegatten, werden demzufolge ebenfalls gestrichen. Auch darin sieht Beske eine öffentliche Aufgabe. Kritik übte er an den Zuweisungen der Arbeitsagenturen für die medizinische Versorgung von Arbeitslosengeld-II-Empfängern. »Diese Beiträge sind bei Weitem nicht kostendeckend.« Beske forderte höhere Zuweisungen, die Krankenkassen könnte das um rund 5 Milliarden Euro entlasten.

 

Insgesamt müssen die Versicherten mehr aus eigener Tasche zahlen. Beske will die Zuzahlungen ausweiten. »Es ist immer noch besser, Zuzahlungen einzuführen als Leistungen aus dem GKV-Katalog ganz herauszunehmen.« Wer seine Gesundheit durch Fehlverhalten aufs Spiel setzt, muss einen Teil möglicher Behandlungskosten selbst tragen.

 

Bei Krankmeldungen soll es zwei Karenztage geben. Damit würde die Lohnfortzahlung erst am dritten Krankheitstag einsetzen. Alternativ können Urlaubstage genommen werden. »Diese Forderung ist gerechtfertigt, da die Deutschen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ohnehin die meisten Urlaubstage haben.«

 

Verschiedene Leistungen will Beske auf den Prüfstand stellen. Dazu zählt etwa die vergleichsweise hohe Zahl an Krankenhausbetten in Deutschland. Für den Arzneimittelbereich schlägt er vor, das gemeinsame Konzept von ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und Kassenärztlicher Bundesvereinigung einzuführen.

 

ABDA-KBV-Konzept kann Kosten sparen

 

Danach verordnet der Arzt einen Wirkstoff, der Apotheker übernimmt die Auswahl des Präparats und gibt es unter entsprechender Beratung ab. Der Patient erhält zudem einen Medikationsplan. Beske erwartet von dem Konzept eine bessere Compliance des Patienten, verbunden mit geringeren Ausgaben für die Gesetzliche Krankenversicherung. An den Kosten für verschreibungspflichtige Arzneimittel sollen sich die Versicherten neben einer Fixzuzahlung von 5 Euro auch prozentual beteiligen, insgesamt aber nicht mehr als 25 Euro zahlen. /

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