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Renale Anämie

Neues EPO nur einmal im Monat

Datum 10.09.2007  14:55 Uhr

Renale Anämie

<typohead type="3">Neues EPO nur einmal im Monat

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main

 

Im Oktober wird die Erythropoietin-Palette Zuwachs bekommen. Ein Epoietin-beta-Molekül mit integriertem Polymer kommt auf den Markt. Seine Pluspunkte: die nur einmal monatliche Gabe in der Erhaltungsphase und vorhersagbare stabile Hämoglobinwerte.

 

Zur Therapie von Patienten mit renaler Anämie bei chronischen Nierenerkrankungen sind verschiedene Erythropoiese stimulierende Substanzen auf dem Markt: Epoetin alfa (Erypo®), Epoetin beta (NeoRecormon®) und Darbepoetin alfa (Aranesp®). Bei den ersten beiden handelt es sich um rekombinantes Erythropoietin (Epoietin), bei Letzterem sorgen eingefügte Zuckerstrukturen für eine längere Halbwertszeit. Seit März dieses Jahres ist mit Epoetin delta (Dynepo®) das erste Erythropoetin aus Humanzellen zugelassen worden. Das neue Präparat Micera® ist von der Grundstruktur ein Epoetin-beta-Molekül, in das ein Polymer, und zwar Methoxypolyethylen-Buttersäure, integriert wurde.

 

Das Mittel unterscheidet sich von Epoetin beta in der Art und Weise, wie es mit dem EPO-Rezeptor interagiert. So ist seine Rezeptorbindungsaffinität zwar deutlich niedriger, doch die Assoziationsgeschwindigkeit an den Rezeptor ist langsamer. »Durch den langsamen Verbrauch werden an den EPO-Rezeptoren der Zielzellen höhere Konzentrationen erreicht. Es wirkt dadurch erheblich potenter, es werden signifikant mehr junge Erythrozyten sowohl nach subcutaner als auch nach intravenöser Gabe stimuliert«, erklärte Dr. Michael Jarsch von Roche bei der Einführungspressekonferenz. Diese Rezeptorinteraktion führt zu deutlich längeren Halbwertszeiten, und zwar von mehr als 130 Stunden. Zum Vergleich: Das ist bis zu sechsmal länger als die Halbwertszeit von Darbepoetin alfa, die bei intravenöser Gabe etwa bei 25 Stunden liegt. Epoetin alfa und beta haben eine Halbwertszeit von sieben beziehungsweise neun Stunden. Micera wird deshalb als kontinuierlicher Erythropoietinrezeptor-Aktivator ausgelobt.

 

Das erlaubt die nur einmal monatliche Gabe in der Erhaltungsphase. Eine Umstellung von Patienten, die bereits mit kürzer wirksamen Erythropoiese stimulierenden Arzneimitteln behandelt werden, ist sofort möglich. Das heißt, der Patient erhält ohne Zwischenschritt einmal im Monat das neue Präparat. Bei bislang unbehandelten Patienten muss zunächst der Hämoglobinwert in einen stabilen Bereich von etwa 12 g/dl gebracht werden, indem 14-tägig appliziert wird. Ist das erreicht, wird die Dosis verdoppelt und nur noch alle vier Wochen verabreicht. Zulassungsstudien belegen, dass bei allen Patientengruppen unabhängig von Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen oder der Dosisfrequenz des zuvor eingesetzten Präparates der Hämoglobinwert (Hb) stabil im Zielbereich von rund 12 g/dl gehalten werden kann. Nach rund drei Monaten Therapie ist das der Fall.

 

Das Missbrauchspotenzial stuft Jarsch als sehr gering ein. Durch seine große und abgewandelte Struktur sei es im Gegensatz zu endogenem oder rekombinantem Erythropoetin leicht nachweisbar.

 

Hämoglobinwert auf Schlingerkurs

 

Bislang erhalten Dialysepatienten mehrmals wöchentlich Erythropoiese stimulierende Substanzen gegen ihre Anämie. Großes Problem: Der angestrebte stabile Hämoglobinwert von etwa 12 g/dl (+/- 1 g/dl) wird nicht erreicht oder die Hämoglobinwerte schwanken stark, belegen viele internationale Studien. »Nur 6 Prozent der EPO-Patienten kommen in einen stabilen Bereich, ohne dass der Hb-Wert einen Zickzackkurs aufweist«, sagte Professor Dr. Danilo Fliser von der Medizinischen Hochschule Hannover. Damit sich die laufend ändernden Hb-Werte einpendeln, müsse die Dosis ständig mit kurz wirksamen EPO-Präparaten angepasst werden, erklärte Fliser. Nach aktuellen Studien haben mehr als 80 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres mindestens drei Dosisänderungen, informierte der Nephrologe.

 

Schwankende Hämoglobinwerte sind deshalb nicht ohne, weil zu hohe Werte kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkte oder Schlaganfall nach sich ziehen können. Eine komplette Normalisierung des Hämoglobinwertes, also eine Korrektur über 12 bis 13 g/dl hinaus, wird bei nierenkranken anämischen Patienten deshalb nicht mehr angestrebt.

 

Nierenerkrankungen im Kommen

 

Chronische Nierenerkrankungen sind »ein schnell wachsendes Problem«, machte Fliser auf deren Bedeutung aufmerksam. Weltweit seien mehr als 500 Millionen Menschen, also etwa jeder Zehnte der Gesamtbevölkerung betroffen. Allein in Deutschland sind rund 63.000 Patienten dialysepflichtig. Deren Zahl nimmt in den westlichen Industrieländern jährlich zwischen 5 und 7 Prozent zu, sagte Fliser.

 

Die überwiegende Mehrheit der Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz haben gleichzeitig eine renale Anämie. Grund ist der Erythropoietin-Mangel, der durch die eingeschränkte Nierenarbeit zustande kommt. Dadurch werden zu wenige Erythrozyten gebildet, und ein Sauerstoffmangel entsteht. Die Anämie beeinflusst nicht nur Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Patienten, sondern sie gilt als wichtiger kardiovaskulärer Risikofaktor, weil das Herz versucht, den Sauerstoffmangel durch erhöhte Pumpleistung zu kompensieren. Zudem ist bekannt, dass die Anämie das Fortschreiten der Nierenerkrankung negativ beeinflusst.

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