Apotheker als Healthcare-Manager |
11.09.2007 14:36 Uhr |
<typohead type="3">Apotheker als Healthcare-Manager
Von Hartmut Morck, Peking
Fast 3000 Pharmazeuten aus 89 Ländern kamen zum 67. Internationalen Kongress der Fédération Internationale Pharmaceutique (FIP) nach Peking. Allein 800 Teilnehmer aus China zeigten das Interesse des Gastgebers an dem Kongress. Themen waren Dienstleistungen der Apotheke und Apotheker als Gesundheits(Healthcare)-Manager der Gesundheitsversorgung.
Seine erste Rede als neuer FIP-Präsident nutzte Professor Dr. Kamal Midha, das Programm für seine vierjährige Präsidentenzeit vorzustellen. Seine Vision ist es, die Zukunft der Pharmazie und des Gesundheitswesens global durch ein adäquates Angebot und einen rationalen Gebrauch der Arzneimittel in die Hände von Pharmazeuten zu legen. Das soll in einem abgelegenen afrikanischen Dorf genauso gelingen, wie in einer supermodernen japanischen Klinik. Bei der Durchsetzung dieses Zieles bietet die FIP unter ihrer Führerschaft den Mitgliedsorganisationen Unterstützung an. Midhas Ziel ist es, in der Pharmazie hohe Standards für die Ausbildung und die pharmazeutische Praxis zu setzen, die menschlichen Ressourcen für die Gesunderhaltung einzusetzen und ein neues Verständnis unter Apothekern und pharmazeutischen Wissenschaftlern über ihre Rolle im Gesundheitswesen, in der täglichen Praxis und für die Sicherheit des Patienten zu schaffen. Nach seiner Meinung sind Änderungen in fünf Bereichen nötig, um dieses Ziel zu erreichen:
Die Apotheker brauchen ein neues Modell, wie sie ihre Gesundheits-Dienstleistungen anbieten.
In der professionellen Ausbildung sollen neue Standards für alle pharmazeutischen Berufe gesetzt werden.
Wenig entwickelte Länder benötigen Hilfe, um ein hohes Niveau in der Gesundheitsversorgung zu erreichen
Auch in entwickelten Ländern mehr müssen mehr Menschen für das Gesundheitswesen ausgebildet werden.
Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Pharmazeuten der Praxis soll intensiviert werden.
Die FIP bietet die weltweit einzige Plattform für Pharmazeuten, um voneinander zu lernen. Der diesjährige Kongress sei ein Beispiel dafür. China stehe am Anfang einer wissenschaftlichen Pharmazie. 800 teilnehmende Pharmazeutinnen und Pharmazeuten aus China dokumentierten den Willen, sich mit den westlichen Ländern auszutauschen. Aber auch die entwickelten Länder können von China lernen, wie das hohe Interesse in den industrialisierten Ländern an der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) belegt. Inzwischen hat auch in China an den Universitäten die Forschung begonnen, der TCM die Mystik zu nehmen und ihr eine wissenschaftliche Basis zu geben, um eventuell neue Wirkstoffe aus den chinesischen Pflanzen für die Therapie zu gewinnen.
Erstmalig auf einem FIP-Kongress wurde auf Initiative der Gruppe junger Pharmazeuten innerhalb der FIP die Finanzierung der Gesundheitssysteme intensiver beleuchtet. Vertreter aus den USA, Australien, Finnland, Deutschland und Großbritannien stellten ihre Gesundheitssysteme vor und stellten sich der Diskussion. In allen Ländern gibt es dasselbe Problem: Die Kosten sind gestiegen und sollen besser kontrolliert werden. Während Gissella Gallego regulatorische Ansätze aus Australien vorstellte und Reijo Kärkkäinen aus Finnland in der Prävention mit Beteiligung der Pharmazeuten ein Mittel zur Kostensenkung sieht, gab Janet Silvester aus den USA zu, das System ihres Landes sei kompliziert und intransparent und könne deshalb anderen Ländern nicht empfohlen werden.
Wichtige Rolle im System
Ulrich Dietz vom Bundesministerium für Gesundheit stellte das deutsche System vor und verdeutlichte, dass an zwei Punkten Eingriffsmöglichkeiten bestehen: am Preis und bei der Menge der Arzneimittel. Dietz schreibt den Apothekern eine wichtige Rolle in diesem System zu und empfiehlt den Apothekerinnen und Apothekern nicht nur in Deutschland, sich als Gesundheits-Management-Experten zu positionieren. Apotheken sollten sich zu einer professionellen Institution für die Gesundheitsversorgung entwickeln.
Die englische Vertreterin Lindsay McClure, die im Pharmaceutical Services Negotiating Committee (PSNC) mitarbeitet, sagte mit einem gewissen Stolz, dass sich der 1948 gegründete staatliche National Health Service (NHS) bewährt habe. Das PSNC arbeite als private Organisation mit der Regierung zusammen und vereinbare entsprechende Budgets für Dienstleistungen aus den Apotheken, die vom NHS honoriert werden.
Für Deutschland sei die britische Regelung keinen Vorbild, sagte Dietz: Eine staatliche Krankenversicherung sei in Deutschland nicht diskutabel.