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Bildschirmtätigkeit

Harte Arbeit für die Augen

03.09.2007  15:09 Uhr

Bildschirmtätigkeit

Harte Arbeit für die Augen

Von Mona Rais

 

Die Arbeit am Computer beansprucht die Augen stark. Kurzsichtigkeit und Beschwerden wie juckende, tränende Augen oder Kopfschmerzen können die Folgen sein. Diese lassen sich aber durch präventive Maßnahmen an Auge und Arbeitsplatz vermeiden.

 

Der Computer ist in Beruf und Privatleben zu einem unverzichtbaren Medium geworden. Für 21 Millionen Beschäftigte in Deutschland ist der Bildschirm ständiger Teil ihres Arbeitsplatzes. Etwa 68 Prozent der 25- bis 54-jährigen und 60 Prozent der über 55-jährigen Deutschen verbringen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes täglich einen Teil ihrer Zeit vor dem Computer. Die intensive Bildschirmarbeit kann  zu Folgeschäden am Auge führen.

 

Kurzsichtigkeit durch PC-Nutzung

 

Bei der Auswertung von 40 internationalen Studien stellten australische Wissenschaftler fest, dass die Kurzsichtigkeit weltweit zunimmt. So ist mittlerweile jeder dritte Europäer kurzsichtig. Ein Grund hierfür ist vermutlich eine veränderte Lebensweise mit verstärkter Bildschirmnutzung. Dies wird insbesondere durch die Untersuchung von Professor Dr. Frank Schaeffel aus Tübingen untermauert, der bereits 1999 zeigen konnte, dass verstärkte Naharbeit das Längenwachstum des Auges fördert, indem das vom Auge wahrgenommene Bild hinter die Netzhaut projiziert und damit unscharf abgebildet wird. Um ein scharfes Bild auf der Netzhaut zu erzeugen, reagiert diese mit der Aussendung von Signalen, die zu einem verstärkten Längenwachstum des Auges führen. Die dadurch hervorgerufene Kurzsichtigkeit kann zwar durch das Tragen von Brille oder Kontaktlinsen oder durch eine Laserbehandlung der Hornhaut korrigiert werden. Das Risiko der Netzhautablösung, des grünen und grauen Stars steigt jedoch. Vorbeugend sind das Tragen einer adäquaten Brille, Tätigkeiten bei guter Beleuchtung, aber auch regelmäßige Pausen am Bildschirm mit Blick in die Ferne, sowie Aufenthalte im Freien mit sportlicher Betätigung empfehlenswert.

 

Überbeanspruchung der Augen

 

Eine intensive Bildschirmarbeit kann aber auch kurzfristig Probleme verursachen: Fast 80 Prozent derjenigen, die täglich länger als drei Stunden am Computer arbeiten, klagten in einer Untersuchung der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz- und Arbeitsmedizin über Beschwerden an Augen und Rücken. Dabei litt fast die Hälfte unter sogenannten asthenopischen Beschwerden: Die Augen jucken, tränen oder flimmern, die Betroffenen ermüden schnell, leiden an Migräne oder auch an Schwindelanfällen. Diese Symptome weisen darauf hin, dass ein Missverhältnis zwischen Sehanforderung und Sehvermögen besteht. Entweder weisen die Augen selbst nicht die nötigen Voraussetzungen für die Sehanforderung auf, oder Bedingungen am Arbeitsplatz mindern bei optimaler Sehschärfe die Sehleistung, sodass der Sehapparat überbeansprucht ist.

 

Die richtige Brille

 

Sehr oft fehlt es grundsätzlich an einer Brille, die Fehlsichtigkeiten wie Kurz-, Weit-, Stabsichtigkeit und Altersweitsichtigkeit ausgleicht, oder nur an der richtigen Brillenkorrektur. 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung besitzen nach Angaben von Augenärzten ein nicht ausreichendes oder nicht ausreichend korrigiertes Sehvermögen. Dies kann sich bei der Arbeit am Computer negativ auswirken. Während sechs Stunden Bildschirmarbeit erfolgen bis zu 30\x0f000 Blickwechsel zwischen Bildschirm, Tastatur und Arbeitsunterlage. Hierbei müssen die Augen ständig Naheinstellungsreaktionen durchführen. Bei jedem Blick in die Nähe finden die sogenannte Akkommodation (Anpassung der Linse an die verschiedenen Entfernungen), eine Konvergenzreaktion (Wendung beider Augen nach einwärts) und eine Pupillenverengung statt.

 

Bei Menschen mit unkorrigierter Fehlsichtigkeit oder auch latentem Schielen kann die verstärkte Beanspruchung der Augenmuskeln ein Spannungs- und Druckgefühl sowie Kopfschmerzen und gegebenenfalls sogar Doppelbilder hervorrufen. Ungenügende Korrektionen führen zusätzlich durch die verstärkte Sehanstrengung zu einer Pupillenerweiterung, die wiederum zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit beiträgt.

 

Mit der richtigen Brille lassen sich viele Beschwerden vermeiden. Je nach Alter, Brillenstärke und Arbeitsaufgabe können in Abstimmung mit dem Augenarzt oder Optiker Ein-, Zwei-, Dreistärkengläser oder eine spezielle Arbeitsgleitsichtbrille (Computerarbeitsbrille), die in der Distanz von 30 Zentimeter bis sechs Meter korrigiert, angepasst werden. Eine Entspiegelung der Brillengläser wird zur Reflexminderung empfohlen. Brillentönungen mindern hingegen Kontraste und Leuchtdichte am Bildschirm. Sind spezielle Sehhilfen für den Bildschirmarbeitsplatz notwendig, so trägt der Arbeitgeber nach Indikationsstellung durch Betriebs- und Augenarzt die Kosten.

 

Das »trockene Auge«

 

Ein weiteres Problem, das bei der Arbeit am Computer auftreten kann, stellt das sogenannte »trockene Auge« dar, bei dem Horn- und Bindehaut durch die Tränenflüssigkeit unzureichend benetzt werden. Diese Erkrankung kann allgemein durch einen Mangel an Tränenflüssigkeit oder durch deren zu starke Verdunstung zustande kommen, was zu Schäden an Horn- und Bindehaut führt. Die Zusammensetzung des Tränenfilms spielt dabei eine zentrale Rolle. Er besteht aus drei verschiedenen Schichten. Die Lipidschicht verhindert eine schnelle Verdunstung der Tränenflüssigkeit, die wässrige Schicht enthält Strukturproteine sowie Antikörper und die Mucinschicht verbindet den Tränenfilm mit der Augenoberfläche. Die Grenze zwischen wässriger und Mucinschicht ist jedoch fließend. Ist die Lipidphase gestört, so klagen die Patienten meist über brennende und gerötete Augen. Ist die wässrige Phase unzureichend, so empfinden die Patienten ein verstärktes Fremdkörpergefühl.

 

Bei der Bildschirmarbeit kommt es zu einem Defekt der Lipidphase. Durch intensives, konzentriertes Blicken auf den Bildschirm reduziert sich der das Auge befeuchtende Lidschlag von 9,7 auf 4,3 Mal pro Minute. Dadurch verdunstet vermehrt Tränenflüssigkeit, und es treten Unregelmäßigkeiten im Tränenfilm auf, die Verschwommensehen verursachen. Durch eine Verminderung der im Tränenfilm immunologisch wichtigen Substanzen kann es außerdem zu entzündlichen Veränderungen kommen.

 

Zur Substitution der fehlenden Tränenfilmanteile dienen Tränenersatzmittel. Die Therapie erfolgt mit Zunahme der subjektiven Beschwerden hin zu immer visköseren Präparaten. Bei geringen Beschwerden beginnt die Therapie mit synthetischen Polymeren oder Cellulosederivaten. Ausgeprägte Beschwerden werden mit Carbomeren, Hyaluronsäure oder Dexpanthenol behandelt, wobei bei mehr als fünfmaliger täglicher Applikation verstärkt unkonservierte Präparate verwendet werden sollten. Bei massiven Beschwerden können zusätzlich sogenannte Tränenwegsstöpsel eingesetzt oder auch operativ die Tränenabflusswege verschlossen werden, damit die vorhandene Tränenflüssigkeit nicht abgeleitet wird.

 

Entlastend für die Augen wirkt eine mehrminütige Unterbrechung der Bildschirmtätigkeit etwa jede halbe Stunde, bei der man bewusst in die Ferne schaut und blinzelt, damit die Tränenflüssigkeit gleichmäßig über das Auge verteilt wird.

 

Regelmäßige Untersuchungen

 

Beschäftigte an Bildschirmgeräten haben ein Recht auf regelmäßige Augenuntersuchungen, die der Arbeitgeber laut EU-Richtlinie für Bildschirmarbeitsplätze vor Aufnahme der Tätigkeit und danach in festgelegten Abständen zu ermöglichen hat. Darin werden Sehschärfe, räumliches Sehen, Stellung der Augen, Gesichtsfeld sowie Farbensinn geprüft. Dies soll verhindern, dass schlechtes Sehen Beschwerden verursacht. Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft hat Vorgaben zur Gestaltung des Arbeitsplatzes sowie Mindestanforderungen an das Sehvermögen in einem »Grundsatz Bildschirmarbeitsplätze« (G37) veröffentlicht.

 

Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz

 

Die Lichtverhältnisse spielen eine zentrale Rolle bei einem Bildschirmarbeitsplatz. Der optimale Bereich liegt bei 400 bis 600 Lux. Sowohl eine zu hohe als auch eine zu niedrige Beleuchtungsstärke mindert die Sehschärfe, was zu bereits erwähnten asthenopischen Beschwerden führt. Optimal ist ein Arbeitsplatz mit Tageslicht, wobei die Blickrichtung zum Bildschirm möglichst parallel zum Fenster verlaufen sollte, um unnötige Blendeffekte auszuschließen. Grundsätzlich sind alle Quellen, die helle Reflexe auf dem Bildschirm und auf dem Arbeitstisch erzeugen, zu vermeiden. Denn wenn nur ein Auge scharf sieht und das andere regelmäßig durch Reflexe geblendet wird., kann dies zu einer einseitigen Kurzsichtigkeit führen. Auch sehr helle Tapeten und Möbeloberflächen sowie Leuchtstoffröhren sind hier zu berücksichtigen. Empfehlenswert sind LCD-Bildschirme (Flachbildschirm), weil sie reflex- und strahlungsarm sind und nicht flackern. Beim Bildschirm ist auf eine gute Kontrastierung zu achten, da dies ebenfalls die Sehschärfe steigert. Entspanntes Arbeiten findet bei einem Abstand zwischen Auge und Bildschirm im Bereich von 50 bis 70 Zentimeter statt, wobei die obere Bildschirmkante nicht über die Augenhöhe hinausreichen sollte.

 

Insgesamt sind durch regelmäßige augenärztliche Kontrollen viele Beschwerden vermeidbar, denn sie mindern oft die Konzentration und Motivation.

Links zum Thema

Informationen zu Belastungen der Augen am Bildschirmarbeit und wie man diese vermeiden kann sind unter www.sehen.de/sehen_brille/bildschirmarbeitsplatz/index.php zu finden.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin informiert auf ihrer Website über rechtliche Aspekte einer Bildschirmtätigkeit und zur ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes: www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Bueroarbeit/Bildschirm-Tastatur.html__nnn=true.

Wie ein Bildschirmarbeitsplatz eingerichtet und ausgeleuchtet sein sollte, ist auf der Website www.ergo-online.de zu lesen.

 

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