Innovationen sorgen für Ausgabenplus |
26.08.2015 10:13 Uhr |
Von Stephanie Schersch / In den ersten sechs Monaten des Jahres haben die Krankenkassen 17,6 Milliarden Euro für Arzneimittel und diagnostische Tests ausgegeben. Das sind 6,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie aus Zahlen des Marktforschungsinstituts IMS Health hervorgeht. Eine Statistik der ABDA veranschlagt hingegen ein geringeres Ausgabenplus.
Verantwortlich für den Ausgabenanstieg sind ganz besonders neue Präparate zur Behandlung von Hepatitis C, darunter das als 1000-Dollar-Pille bekannt Sovaldi® (Sofosbuvir). Die Hälfte der Ausgabensteigerung im ersten Halbjahr (rund 500 Millionen Euro) geht IMS zufolge auf die Gruppe der antiviralen Mittel ohne HIV-Präparate zurück. Für Mehrausgaben sorgten zudem innovative Arzneimittel gegen altersbedingte Augenkrankheiten sowie direkte Faktor-Xa-Hemmer zur Prophylaxe von Thrombosen.
Neben den Ausgaben ist auch der Absatz von Medikamenten in der Gesetzlichen Krankenversicherung leicht gestiegen. Zwischen Januar und Juni gaben Präsenzapotheken und Versender 6 Millionen Packungen mehr (plus 2 Prozent) zulasten der Krankenkassen ab als im ersten Halbjahr 2014.
Hintergrund ist laut IMS Health vor allem die vergleichsweise starke Erkältungswelle in diesem Jahr. Rund 40 Prozent der Mehrabgaben gehen auf das Konto von Erkältungspräparaten und Schmerzmitteln, die häufig bei Infekten zum Einsatz kommen. Insgesamt 1,7 Milliarden Euro konnten die Krankenkassen über Rabatte von Herstellern und Apotheken sparen – 16 Prozent mehr als im Vorjahrszeitraum.
Für die Berechnungen hat IMS Health die Apothekenverkaufspreise herangezogen. Herstellerrabatt und Apothekenabschlag wurden herausgerechnet, ebenso Einsparungen aus Erstattungsbeträgen. Ersparnisse durch Rabattverträge und die Zuzahlungen von Patienten berücksichtigt die Statistik hingegen nicht. Tatsächlich dürften die Ausgaben der Kassen für Arzneimittel also etwas geringer ausgefallen sein.
Das bestätigt auch eine Statistik der ABDA. Demnach zahlten die Kassen zwischen Januar und Juni 16,2 Milliarden Euro für Arzneimittel und damit nur 5,6 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2014. Anders als bei IMS sind in die Berechnungen der Apotheker die Zuzahlungen der Patienten eingeflossen. Die dürften sich im ersten Halbjahr auf rund 1 Milliarde Euro summiert haben.
Ein Ausgabenanstieg von 5,6 Prozent entspricht in etwa der Prognose. In den sogenannten Rahmenvorgaben für Arzneimittel hatten Ärzte und Krankenkassen für 2015 ein Ausgabenplus von 5,5 Prozent festgelegt. Für das Gesamtjahr 2015 rechnet die ABDA mit einem Ansteig der Ausgaben von lediglich 3,1 Prozent. /