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Money, money

21.08.2012  17:12 Uhr

Das Pharmaunternehmen Genzyme hat das Leukämiepräparat MabCampath® zurückgezogen, will den darin enthaltenen Wirkstoff Alemtuzumab unter neuem Namen aber schon bald als Medikament zur Behandlung der Multiplen Sklerose wieder auf den Markt bringen. Einen solchen Fall gab es noch nie: Für diesen Schritt waren keinerlei medizinische sondern ausschließlich wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Bedenken in Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit von MabCampath gebe es nicht, betont Genzyme. Vielmehr wolle sich das Unternehmen auf die Entwicklung von Alemtuzumab in der MS-Behandlung konzentrieren. Die Marktrücknahme solle sicherstellen, dass Patienten mit Multipler Sklerose ausschließlich innerhalb klinischer Studien mit dem monoklonalen Antikörper behandelt werden (lesen Sie dazu Alemtuzumab: Vom Leukämiemittel zum MS-Präparat).

 

Dieser Grund ist vorgeschoben und schlichtweg dreist. Denn dass MS-Patienten das Präparat außerhalb entsprechender Studien bekommen, ist vermutlich eher die Ausnahme als die Regel. Sehr wahrscheinlich ist hingegen, dass der Hersteller das Präparat als MS-Mittel zu einem höheren Preis vertreiben wird als zur Behandlung der Leukämie – und das obwohl die Dosierung bei Multipler Sklerose deutlich geringer ist. Wäre das Arzneimittel in beiden Indikationen auf dem Markt, hätte Genzyme Probleme diese Preisdifferenz zu rechtfertigen.

 

Ärzte und Leukämiepatienten, für die eine Behandlung mit dem Antikörper zwingend notwendig ist, stehen nun vor einem Problem. Sie können das Präparat nur noch über ein umständliches Verfahren beziehen. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie hat das Vorgehen von Genzyme aufs Schärfste kritisiert. Sie sieht die Pharmaindustrie auch in einer ethischen Verpflichtung gegenüber den betroffenen Patienten. Und so wollen sich auch die Hersteller selbst darstellen. So lautet ein Grundsatz der im Verband Forschender Arzneimittelhersteller zusammengeschlossenen Unternehmen: »Wir engagieren uns – über Unternehmensziele hinaus – auch für Aufgaben, bei denen Gewinne nicht im Vordergrund stehen, etwa für die Verbesserung der Therapie seltener Krankheiten oder die Gesundheitssituation in ärmeren Ländern.« Genzyme ist eine Tochter des VFA-Mitglieds Sanofi-Aventis.

 

Tatsächlich wäre es schön, würden Hersteller auch eine moralische Verantwortung wahrnehmen. Doch bleibt dies zu häufig nur ein Lippenbekenntnis. Am Ende sind sie vor allem Wirtschaftsunternehmen. Ihr oberstes Ziel ist, Gewinne zu maximieren. Ethische Verpflichtungen stehen – zumindest in diesem Fall – hinter finanziellen Erwägungen zurück. In einem Gesundheitswesen, das immer mehr von ökonomischen Notwendigkeiten dominiert wird, darf das aber auch niemanden mehr ernsthaft wundern.

 

Stephanie Schersch

Ressortleitung Politik & Wirtschaft

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