Verschreibung wird vereinfacht |
17.08.2010 15:56 Uhr |
PZ/dpa / In Deutschland soll es künftig Cannabis-Medikamente leichter auf Rezept geben. Nach FDP-Angaben haben sich die Koalitionsfraktionen grundsätzlich auf eine entsprechende Änderung des Betäubungsmittelrechts geeinigt.
Die Gesetzesänderung solle die Möglichkeit eröffnen, Cannabis-Medikamente in Deutschland herzustellen und für eine Therapie zu verschreiben. Auch die Versorgung sterbender Menschen solle verbessert werden, um in der letzten Lebensphase deren Schmerzen zu lindern. Heime und Hospize dürften dann Notfallvorräte an Betäubungsmitteln anlegen. »Damit stehen schwerstkranken Menschen jederzeit schmerzlindernde Mittel zur Verfügung«, erklärte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrike Flach.
Bislang müssen Betroffene häufig langwierig mit Behörden, Ärzten und Kassen um die Nutzung von Cannabis-Arznei kämpfen. Nach Auskunft der Arbeitsgemeinschaft »Cannabis als Medizin« (ACM) dürfen derzeit bundesweit lediglich 40 Patienten derartige Medikamente aus der Apotheke beziehen. Vor knapp zwei Jahren hatten Union, SPD und FDP im Bundestag noch gegen die erleichterte Verwendung von Cannabis in der Medizin gestimmt. Die Kritiker warnten damals vor allem vor dem Suchtpotenzial und zweifelten am medizinischen Nutzen.
Einer Umfrage zufolge findet die Verwendung von Cannabis zur Behandlung Schwerkranker in Deutschland breite Zustimmung. Bei einer Emnid-Befragung im Auftrag von ACM waren mehr als 75 Prozent der angerufenen Bürger dafür, Cannabis-Produkte zur Therapie chronischer Schmerzen oder zur Linderung der Spastiken bei Multipler Sklerose zuzulassen. Das teilte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Franjo Grotenhermen, mit. Die Zustimmung gehe quer durch die Bevölkerung, sagte Grotenhermen. Am größten sei sie in gebildeten Schichten, bei Männern und bei Anhängern der kleineren Parteien FDP, Grüne und Linkspartei. Auffällig ist die mit 55 Prozent vergleichsweise geringe Akzeptanz von Cannabis-Medizin bei Schülern.
Das Ergebnis der Befragung von 1001 Bürgern hat wenig mit dem eigenen Cannabis-Konsum der Befragten zu tun. Der Großteil der Interviewten gab an, selber nie Cannabis geraucht zu haben. Dennoch sprachen sich auch aus dieser Gruppe 73 Prozent für die medizinische Nutzung aus. Die ACM hatte auch fragen lassen, wie die Bundesbürger zur Übernahme der Kosten für eine Cannabis-Behandlung stehen. Auch hier sprachen sich rund zwei Drittel (65 Prozent) für eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen aus. In anderen Ländern, zum Beispiel Kanada und Spanien, seien verschiedene Cannabis-Medikamente bereits zugelassen. »Außerdem werden Kranke, die sich selber mit Cannabis versorgen, in diesen Ländern strafrechtlich nicht verfolgt«, sagte Grotenhermen. /