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Aneurysmen

Gefahr steigt durch Fluorchinolone

01.08.2018  10:11 Uhr

Von Annette Mende / Durch die Anwendung von Fluorchinolon-Antibiotika, zum Beispiel Ciprofloxacin, steigt das Risiko, dass ­anfällige Patienten ein Aneurysma entwickeln oder dass ein ­vorhandenes Aneurysma reißt. Entsprechende epidemiologische Daten bestätigt nun eine tierexperimentelle Studie.

Die Substanzklasse der Fluorchinolone hat neben ihrem breiten Wirkspektrum eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften, darunter eine sehr gute orale Bio­verfügbarkeit, Gewebegängigkeit und mittlere bis lange Halbwertszeiten. Deshalb zählen diese Antibiotika zu den am häufigsten verordneten auf der Welt. Sie haben aber auch Nachteile, nämlich unter anderem eine Erhöhung des Risikos für Sehnenentzündungen und -rupturen. Diese Nebenwirkung beruht wohl auf einer Störung der normalen Funktion des Bindegewebes.

 

Zusammenhang gefunden

 

Ende 2015 erschienen zwei Artikel, die auch einen Anstieg des Risikos für Schäden an Arterien belegten. Den Studien in den Fachjournalen »BMJ open« (DOI: 10.1136/bmjopen-2015- 010077) und »JAMA Internal Medicine« (DOI: 10.1001/jamainternmed. 2015.5389) zufolge entwickelten Pa­tienten nach der Einnahme eines Fluor­chinolons häufiger ein Aneurysma, also eine Gefäßaussackung, oder eine Dissektion, also eine Aufspaltung der arteriellen Wandschichten mit nachfolgender Einblutung. Beides destabilisiert die unter Druck stehenden Gefäße, sodass sie reißen können und der Patient im schlimmsten Fall innerlich verblutet. Da beides Beobachtungsstudien waren, fehlte bislang ­jedoch der Nachweis, dass Fluorchinolone ursächlich für diesen Zusammenhang sind.

 

Diesen liefert nun ein Team um Dr. Scott A. LeMaire vom Baylor College of Medicine in Houston, Texas, im Fachjournal »JAMA Surgery« (DOI: 10.1001/jamasurg.2018.1804) anhand eines Mausmodells für Aorten-Aneurysmen und -Dissektionen (AAD). Die Tiere wurden entweder normal ernährt oder sie erhielten eine fettreiche Diät und zusätzlich Infusionen des blutdrucksteigernden Peptidhormons Angiotensin II, was die Bildung von AAD aus­lösen kann. Zusätzlich erhielten die Mäuse entweder Ciprofloxacin oder Placebo täglich für vier Wochen.

 

Von den fettreich ernährten und mit Angiotensin II vorbehandelten Tieren entwickelten nach Ciprofloxacin-Gabe 79 Prozent AAD und 67 Prozent schwere AAD; 15 Prozent der Tiere starben sogar an einer Gefäßruptur. Nach fettreicher Diät und Angiotensin-II-Vorbehandlung, aber Placebo-Gabe entwickelten 45 Prozent AAD, 24 Prozent eine schwere Form und kein Tier eine Ruptur. Bei den normal ernährten Mäusen zeigten sich keine negativen Effekte auf die Aorta durch die Ciprofloxacin-Gabe.

 

Veränderungen im Gewebe

 

Gewebeproben der Aorta zeigten, dass Ciprofloxacin bei den vorbehandelten Tieren die Expression der Lysyloxidase (LOX) drosselte. Dieses Enzym ist essenziell für die Gruppierung und Stabilisation von elastischen Fasern und Kollagen. Gleichzeitig war die Aktivität von Metalloproteinasen erhöht, was zu einem verstärkten Abbau der extrazellulären Matrix führte. Auch an isolierten glatten Muskelzellen aus menschlicher Aorta reduzierte Ciprofloxacin signifikant die LOX, erhöhte die Expression und Aktivität von Metalloproteinasen, unterdrückte die Zellproliferation und induzierte den Zelltod.

 

In einer Mitteilung der Universität kommentiert LeMaire das Ergebnis: »Die klinischen Daten und unsere experimentellen Resultate zusammen ergeben genügend Evidenz, um die Empfehlungen zum Einsatz von Fluorchino­lonen bei Patienten mit einem Aneurysma oder vorhandenem Risiko, ein solches zu entwickeln, zu ändern.« Er hoffe, dass die Leitlinien demnächst entsprechend angepasst werden. Zumindest bakterielle Infektionen von Aorten­aneurysmen – momentan durchaus eine übliche Indikation für Fluorchino­lone – sollten künftig wohl besser ­anders behandelt werden. /

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