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Telenovelas

Wo die Leidenschaft zu Hause ist

Datum 02.08.2016  13:47 Uhr

Von Jennifer Evans / Sie erzählen von Liebe, Macht und Intrigen – Telenovelas sind in Brasilien genauso wichtig wie Fußball. Schließlich sind sie mit bis zu 90 Prozent Einschaltquoten auch so etwas wie ein Volkssport. Und das schon seit den 1950er-Jahren.

Telenovelas laufen in Brasilien jeden Tag, stundenlang und fast überall. Ob am Flughafen, beim Friseur, beim Arzt oder im Restaurant – sie zu umgehen, ist beinahe unmöglich. Die TV-Geschichten sind in dem lateinamerikanischen Land ein fixer Bestandteil des Alltags. 

Und darin kommt ihnen weit mehr Bedeutung zu, als bloße Unterhaltung oder Realitätsflucht zu sein. Genau wie der Fußball erzeugen sie bei den Brasilianern ein Wir-Gefühl, wie aus einem Bericht der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hervorgeht. Ihre inhaltliche Bandbreite bewegt sich zwischen Fantasie und Realität, reicht von mittelalterlichen Prinzessinnengeschichten bis hin zu aktuellen Skandalen. Gesprächsstoff gibt es genug. Das finden die Brasilianer zumindest und diskutieren die neusten Episoden mit Familie, Freunden, Kollegen oder sogar mit Fremden in der Supermarkt-Warteschlange. Schon als die Telenovelas in den 1950er-Jahren aufkamen, waren sie beliebt. In einer Nation, in der viele Analphabeten lebten (noch heute sind es nach UNESCO-Angaben knapp 14 Millionen), gelang der Erfolg spielend. Bücher waren für die meisten Brasilianer unerschwinglich und die Bildungsstätten zu weit entfernt, und so galt das Fernsehen als Leitmedium. Die TV-Geschichten seien zu dieser Zeit zudem ein Organ der Volkser­ziehung gewesen, klärten die Bevöl­kerung beiläufig etwa über »verantwortungsvolle Mutterschaft und Verhütungsmethoden« auf, heißt es in dem Bericht. Bereits in den 1970er-Jahren bot der mittlerweile größte Fernsehsender Brasiliens, Rede Globo, drei bis vier rund halbstündige Telenovelas täglich an. Heute flackern jährlich etwa 2500 Stunden Teledramaturgie über die Bildschirme, gut 80 Prozent davon im eigenen Haus produziert. Der Globo-Umsatz von 2015 beläuft sich nach Angaben des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik auf rund 5 Milliarden Euro – vor allem wohl wegen der Telenovelas.

 

Bissiger geworden

 

Während einst das Erfolgsschema der Fernsehromane leichte Handlungsstränge in alltäglicher Sprache mit sympathischen Figuren und einem Happy End waren, sieht es heute anders aus. Die Themen sind bissiger geworden: Gegensätze zwischen Mann und Frau, Stadt und Land oder Verstand und Gefühl bilden zunächst die Grundspannung zwischen den Figuren. Dazu mischen Drehbuchautoren emotional aufgeladene Stoffe aus Politik, Geschichte oder aktuellen Ereignissen. So nahm etwa »Esperança« 2002 Bezug auf ethische Konflikte im weißen Einwanderermilieu von São Paulo. 2011 zeigte »Amor e Revolução« die Zeit der brasilianischen Militärdiktatur zwischen 1964 und 1985. Und 2006 wagte sich »Vidas Opostas« an heiße Eisen wie Korruption im Drogenmilieu und Gewalt auf den Straßen. Letzteres ist bis heute aktuell: Erst im Mai protestierten Tausende im Land gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen. Damit werden Telenovelas zum Spiegelbild der Gesellschaft. Überschaubar bleiben die TV-Geschichten aber dennoch, weil sie im Gegensatz zu Seifenopern keine Endlosschleifen, sondern zeitlich begrenzt sind – meist vier bis zwölf Monate – und eine klare Haupthandlung mit stets denselben Figuren haben.

 

Ein Blick ins brasilianische TV-Programm beweist, die Faszination für Tele­novelas ist ungebrochen: Um 18 Uhr geht es mit einer historischen TV-Geschichte los, um 19 Uhr folgt eine seichte Komödie, um 21 Uhr kommt eine ernste oder dramatische Story und schließlich endet der Novela-Abend um 22 Uhr mit einem Fernsehroman für ein anspruchsvolles Publikum. So geht es das ganze Jahr lang, sieben Tage die Woche.

 

Zuschauer entscheiden mit

 

Im digitalen Zeitalter gibt es eine neue Dimension. Das Publikum entscheidet laut bpb über Social-Media-Kanäle oder Handy mit, welche Figur bleiben darf und welche nicht. Folglich drehe der Sender nur noch rund 15 Episoden im Voraus, ab da ergebe sich aus der Zuschauerbefragung der Fortgang der Handlung. Zusätzlich stellt Globo den Novela-Fans über die eigene Website im Internet Fragen und ermuntert sie, Wünsche und Anregungen zu äußern. Das Mitgestalten sei ein guter Gradmesser, wann das Interesse verlösche, so die Bundeszentrale. Über mangelndes Interesse konnte sich etwa die Telenovela »Avenida Brasil« nicht beklagen. Laut Medienberichten verschob selbst Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff einen offiziellen Termin, als am 19. Oktober 2012 die letzte Folge ausgestrahlt wurde. Dieser Tage hat Rousseff wohl mehr Zeit zum Fernsehen, wegen angeblicher Bilanztricks im Staatshaushalt ist sie derzeit suspendiert. Wen wundert es bei dieser Leidenschaft der Brasilianer für ein TV-Format noch, dass Telenovelas auch Mode- und Wohntrends setzen, geflügelte Worte etablieren und Frauen sogar ihre Babys nach den Helden benennen? /

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