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Afghanistan

Heilende Zwiebeln

29.07.2013  12:33 Uhr

Von Andrea Ruppel / Der Marburger Pharmazeut Professor Dr. Michael Keusgen erforscht Heilpflanzen in Afghanistan und das traditionelle Wissen der Bevölkerung über deren medizinische Verwendung. Dieses Wissen dokumentiert er, um es der Allgemeinheit und der Pharmazie für die Entwicklung von Medikamenten zugänglich zu machen.

Eine Forschungsreise führte Keusgen, der seit vielen Jahren zu Heilpflanzen entlang der historischen Seidenstraße arbeitet, kürzlich in den Nordosten Afghanistans in den Distrikt Yarwan in der Provinz Badakhshan. Dort leben auf mehr als 3000 Metern Höhe überwiegend Nomaden. Das »Gelenk der Gesellschaft« (Band-e-Jamia) nennen die Menschen in dem nur zu Fuß erreichbaren Dorf Shingan an der Grenze zu Tadschikistan eine wild wachsende Zwiebelpflanze, die Forschern wie Keusgen unter dem wissenschaftlichen Namen Allium darwasicum bekannt ist. 

Dass es sie überhaupt in Afghanistan gibt, war bislang nicht dokumentiert. Die Einheimischen kennen sie sehr wohl. Im Frühjahr sammeln sie die frischen Blätter der Pflanze, um sich nach den langen, harten Wintern im Hochgebirge zu kräftigen. Die Pflanze enthält interessante Schwefelverbindungen.

 

Auch andere Zwiebeln dienen den Menschen als Heilpflanzen: Allium oschaninii wächst auf einer Höhe von 2300 Metern, sieht unserer Küchenzwiebel ähnlich und dürfte wohl auch eine positiven Effekt bei Atemwegserkrankungen haben. Magen-Darm-Beschwerden und Schmerzen werden auch mit Minze, Oregano und Berberitzen bekämpft. Keusgen befragte die Bevölkerung und erhielt so Informationen über die Verwendung von rund 20 Pflanzenarten. So erfuhr der Pharmazeut, dass die auf dem Basar von Yarwan verkauften Pilze nicht nur als Gemüse, sondern auch gegen Augenleiden verwendet werden. Der Enzian, den Keusgen im Gebirge fand, dient der Bevölkerung wegen seiner Bitterstoffe genauso wie in Europa als verdauungsförderndes Mittel.

 

Unterstützung bei seiner Arbeit erhielt Keusgen von Bastian Roos, Berater des Kanzlers der Balkh-Universität. Er ist als Fachkraft von dem in Frankfurt ansässigen Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) nach Mazar-e Sharif entsandt worden. Roos half Keusgen dabei, Kontakt zur Bevölkerung zu knüpfen und deren Wissen zu dokumentieren.

 

Das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unterstützte Vorhaben war zunächst als Pilotprojekt konzipiert, um herauszufinden, ob eine solche ethnopharmazeutische Forschung in einem abgelegenen Winkel Afghanistans sinnvoll ist. Keusgen: »Die Reise hat gezeigt, dass die Frage eindeutig mit Ja zu beantworten ist. Es gibt wahrscheinlich wenige Regionen auf dem Globus, in denen sich derartig wertvolle Informationen zu Arznei- und Nutzpflanzen sammeln lassen.«

Fachbereich Pharmazie gegründet

 

Der DAAD hat ihm vorgeschlagen, ein Buch über afghanische Heilpflanzen zu erstellen, eine Investition in das langfristige Ziel, den Gesundheitssektor im Land zu entwickeln und den Menschen grundlegende Medikamente zugänglich zu machen. Bei diesem Projekt arbeitet er mit der Balkh-Universität in Mazar-e Sharif zusammen. Dort ist er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Dekan auch gefragt, den Aufbau von Forschung und Lehre am neugegründeten Fachbereich Pharmazie zu unterstützen. Dabei geht es vor allem um die Entwicklung eines Lehrplans und um die Integration der Pharmazie in das medizinische Kompetenzzentrum der drittgrößten Hochschule in Afghanistan. »Talentierten Wissenschaftlern wollen wir außerdem die Möglichkeit geben, in Marburg zu promovieren«, sagt Keusgen über die derzeitigen Pläne für die Zusammenarbeit mit der Balkh- Universität. /

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