Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Alitretinoin

Das quälende Handekzem lindern

Datum 29.07.2008  10:32 Uhr

Alitretinoin

<typohead type="3">Das quälende Handekzem lindern

Von Brigitte M. Gensthaler, München

 

Menschen mit chronischem Handekzem haben es schwer: Bläschen, Rötung und Schuppung an der Hand sind für alle sichtbar, die Einrisse sind schmerzhaft und die Dermatose widersteht nicht selten allen Behandlungsversuchen. Eine systemische Therapie ist bislang nicht zugelassen. Dies soll sich mit Alitretinoin jetzt ändern.

 

Das Handekzem mit seinen sehr variablen Ausprägungen ist eine häufige Hautkrankheit. Zählt man auch leichte Formen hinzu, sind bis zu zehn Prozent der Bevölkerung betroffen. Davon leiden 5 bis 7 Prozent unter einer schweren, therapierefraktären Form. Etwa die Hälfte der Fälle von chronischem Handekzem (CHE) ist berufsbedingt, berichtete Professor Dr. Thomas Diepgen, Heidelberg, bei einer Pressekonferenz der Basilea Pharmaceutica Deutschland GmbH in München. Damit stelle das CHE die bedeutendste Berufsdermatose dar. Feuchtarbeit, intensiver Kontakt mit Allergenen und Irritantien, aber auch ständiges Tragen von Handschuhen setzen der Haut zu. Oft entwickelt sich die Erkrankung auf dem Boden einer atopischen Disposition.

 

Bei sieben von zehn Betroffenen chronifiziert die quälende Erkrankung. Sie kämpfen mit Rötung, Ödemen, Bläschen, übermäßiger Verhornung und Schuppenbildung, Rhagaden, Schmerzen und Juckreiz. Bei manchen ist die ganze Hand betroffen, bei anderen reißen »nur« die Fingerkuppen ein. Die offensichtlichen Hautschäden belasten nicht nur in Alltag und Freizeit, sondern können bis zur Arbeitsunfähigkeit führen.

 

Je nach Schweregrad und Verlauf wird stufenweise therapiert, berichtete Professor Dr. Thomas Luger aus Münster. Wenn möglich, sollten die Patienten den Kontakt mit den auslösenden Agentien vermeiden oder minimieren. Allerdings ist die genaue Ursache bei zwei von drei Patienten gar nicht bekannt. Neben einer guten feuchtigkeits- und fettspendenden Hautpflege wird das Ekzem topisch mit Corticosteroiden oder den Calcineurin-Inhibitoren Tacrolimus oder Pimecrolimus, eventuell auch unter Okklusion behandelt, sagte der Hautarzt. Auch eine Lichttherapie mit Psoralen/UV-A ist möglich. Wenn dies erfolglos ist, setzen die Ärzte systemische Immunsuppressiva ein. Diese haben zum Teil aber erhebliche Nebenwirkungen und sind für das CHE nicht explizit zugelassen.

 

Diese Lücke soll Alitretinoin schließen. Bislang ist das Vitamin-A-Säure-Derivat (9-cis-Retinsäure) nur als Gel zur topischen Therapie von Hautläsionen bei Patienten mit Kaposi-Sarkom im Handel. Neu ist die peroral applizierbare Arzneiform, für die aber noch keine Zulassung vorliegt. Alitretinoin ist ein Agonist an beiden Vitamin-A-Säure-Rezeptorfamilien, den Retinoid-X- und den Retinoid-A-Rezeptoren. Vorklinische Studien zeigten, dass es antiinflammatorisch und immunregulierend wirkt, erklärte Professor Dr. Thomas Ruzicka aus München. Die Produktion von Chemokinen, die für die Chemotaxis von Leukozyten in entzündlichen Hautarealen verantwortlich sind, werde gedämpft. Zudem würden Leukozyten und antigenpräsentierende Zellen, die an der Immunantwort beteiligt sind, herunterreguliert. Positiv für die Ekzemtherapie: Alitretinoin trocknet die Haut kaum aus und beeinflusst die Talgdrüsenaktivität nicht.

 

Die Wirksamkeit und Verträglichkeit der neuen systemischen Therapie wurde in der in diesem Frühjahr publizierten BACH-Studie gezeigt. Die 1032 Patienten litten im Mittel seit vier bis fünf Jahren an einem schweren CHE und sprachen nicht auf hochpotente topische Steroide an. Es wurden alle morphologischen Formen einbezogen: hyperkeratotisch-rhagadiformes, dyshidrotisches und das Fingerkuppen-Ekzem. Die Patienten bekamen randomisiert entweder Placebo oder Alitretinoin 10 mg oder 30 mg. Die Behandlung lief über 24 Wochen; daran schloss sich eine ebenso lange Nachbeobachtung an.

 

Bei knapp der Hälfte der Patienten im 30-mg-Arm heilte das Ekzem nach 12 bis 24 Wochen komplett oder fast vollständig ab. Im 10-mg-Verumarm waren es nur 28 und mit Placebo 17 Prozent. Dabei sprachen alle Erscheinungsformen des CHE an, sagte Studienleiter Ruzicka. Mehr als zwei Drittel der Patienten hatten während des Follow-up keinen Rückfall. Traten aber Rezidive auf, erhielten sie wieder die Medikation. Mit Erfolg: Acht von zehn Patienten, die auf 30 mg Alitretinoin angesprochen hatten, half das Medikament erneut.

 

Auch eine länger dauernde Therapie kann laut Ruzicka hilfreich sein. Patienten, die in den ersten 24 Wochen nicht oder nur teilweise profitiert hatten, bekamen für weitere 12 bis 24 Wochen die 30-mg-Kapseln. Dies nützte bei 39 Prozent der Teilnehmer aus der 30-mg-Verumgruppe und der Hälfte der Teilnehmer, die vorher Placebo oder die 10-mg-Dosis erhalten hatte.

 

Alitretinoin wurde in der Regel gut vertragen. Die Nebenwirkungen waren typisch für Retinoide: Kopfschmerzen und erhöhte Blutfette wurden am häufigsten beobachtet. Sie waren dosisabhängig und reversibel. Selten klagten die Teilnehmer über trockene Lippen oder trockene Haut. Wichtig sind, wie bei allen Vitamin-A-Säure-Derivaten, eine strikte Kontrazeption und Schwangerschaftstests vor und während der Therapie. Da Alitretinoin wegen der kurzen Halbwertszeit von zwei Stunden nicht kumuliert, muss die Frau nach Therapieende die Verhütung nur noch einen Monat lang fortsetzen. Tipp zur Einnahme: einmal täglich mit einer fetthaltigen Mahlzeit, da dies die Resorption verbessert.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa