Tipps für Planung und Durchführung |
25.07.2011 12:42 Uhr |
Von Henrike Müller und Johanna Walz, Rosenheim / Im Rahmen des Bayerischen Apothekertages konnten sich die Studenten nützliche Tipps für das Praktische Jahr holen. Den Studenten wurde dabei das nötige Wissen rund um Bewerbung, Ausbildungsstätte, Versicherungen, PJ im Ausland, Drittes Staatsexamen und Approbation mit auf den Weg ge-geben.
Zunächst steht wohl jeder Student vor der großen Frage: »Woher bekomme ich eine Ausbildungsstätte?« Dafür gibt es mittlerweile zahlreiche Anlaufstellen, so Referent Dr. Helmut Schlager von der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK). Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, kann man zu Beginn der Suche einfach einen Blick in das Internet werfen. Mindestens ein halbes Jahr des PJ muss in der öffentlichen Apotheke absolviert werden. Die zweite Hälfte kann wahlweise in einer Krankenhausapotheke, einem wissenschaftlichen Institut, an der Universität, in der pharmazeutischen Industrie, bei der Bundeswehr, Arzneimitteluntersuchungsstelle oder einer vergleichbaren Institution abgeleistet werden. Auf der Homepage der BLAK finden sich unter www.blak.de | Begl. Unterricht/Praktikum | Dokumente und Downloads verschiedene Listen für Ausbildungsstätten in der öffentlichen Apotheke, Krankenhausapotheken und der Pharmazeutischen Industrie. Auch in der PJ-Börse des BPhD unter www.bphd.de | Praktisches Jahr | PJ Börse und im Jobcenter Praktikum der PZ kann man fündig werden. Stellenangebote in der pharmazeutischen Industrie findet man oft auch direkt auf den Webseiten der Pharmafirmen. Auch eine Initiativbewerbung ist möglich und zeugt von großem Interesse und Motivation.
Richtig bewerben
Als zweite Hürde stellt sich dem Studenten die Bewerbung. Für die öffentliche Apotheke empfiehlt es sich, den ersten Kontakt persönlich oder telefonisch aufzunehmen. So kann man gleich einen ersten Eindruck von Apotheke und Personal gewinnen. Wenn man gleich persönlich in die Apotheke geht, lohnt es sich immer, eine »Bewerbungsmappe« mit einem Lebenslauf und Deckblatt dabei zu haben. So wird man von den Apothekern im Gedächtnis behalten.
Entscheidet man sich für ein halbes Jahr in einer Krankenhausapotheke oder in der pharmazeutischen Industrie, sollte man frühzeitig an Stellensuche und schriftliche Bewerbung denken. Ein professioneller Eindruck sollte hier bereits durch die Bewerbung entstehen und eine einwandfreie Bewerbung ist auf jeden Fall Pflicht.
Hat die schriftliche Bewerbung Erfolg, folgt als nächster Schritt das Vorstellungsgespräch. Hiervor muss niemand Angst haben, denn wer sich vorher Gedanken darüber macht, was er von seiner praktischen Ausbildung erwartet, ist gut gewappnet. Was will beziehungsweise soll ich lernen? Möchte ich in einen großen Betrieb mit vielfältigen Tätigkeitsbereichen (zum Beispiel Alten- und Pflegeheimversorgung, Herstellung von Zytostatika), aber auch vielen automatisierten Abläufen oder lieber in eine kleine beratungsaktive Apotheke? In eine Landapotheke mit viel Stammkundschaft oder ineine geschäftige Centerapotheke mit viel Laufkundschaft? Stehe ich von früh bis spät im Handverkauf oder bietet sich auch Gelegenheit zur Literaturrecherche? Auch haben alle Apotheken unterschiedliche Ausrichtungen, je nachdem welche Fachärzte sich in der Nähe befinden. Viele Rezepturen sind zum Beispiel bei Dermatologen oder Kinderärzten in der näheren Umgebung zu erwarten. In großen Apotheken im Stadtzentrum hat man oft ein großes Sortiment an Kosmetika und Lifestyle-Produkten. Setzt die Apotheke besondere Schwerpunkte, die auch mich interessieren, wie Ernährungsberatung, Homöopathie und Naturheilverfahren? Gibt es eine QMS-Zertifizierung? Werden Aktionswochen veranstaltet, und kann ich mich dabei eventuell mit eigenen kleinen Projekten einbringen?
Zusätzlich stellt sich die Frage, ob man im zweiten halben Jahr eher wissenschaftlich arbeiten möchte oder vielleicht sogar die Arbeit als Apotheker auf Station eines Krankenhauses kennenlernen will. Dies ist in einigen Krankenhäusern im Rahmen des PJ möglich. Oder denke ich daran, eine Diplomarbeit anzufertigen und im Anschluss daran zu promovieren? Wer an Projektarbeit im Bereich Prävention interessiert ist, hat auch die Möglichkeit sich im WIPIG – Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen zu bewerben.
Ausbildungsvertrag abschließen
Über das praktische Jahr sollte auf jeden Fall ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen werden. Einen Mustervertrag findet man auch auf der Homepage der Bayerischen Landesapothekerkammer. Eine Bezahlung des Ausbildungstarifs nach Bundesrahmentarifvertrag sollte die Regel sein. Auch stehen dem Praktikanten zusätzlich zur Freistellung für den praktikumsbegleitenden Unterricht die gesetzlich festgeschriebenen Urlaubstage zu.
Da das in der praktischen Ausbildung erlangte Wissen die Grundlage für das Dritte Staatsexamen bildet, ist es sehr wichtig, von Anfang an darauf zu achten, dass man etwas lernt. Einen Leitfaden für die Ausbildung der Pharmaziepraktikanten ist zum Beispiel unter www.blak.de zu finden. Auch ein Ausbildungsplan mit dem für die Ausbildung verantwortlichen Apotheker kann erstellt werden. Dabei sind Beratung und Information zu den abgegebenen Arzneimitteln als besonderer Schwerpunkt zu betrachten.
Kranken- und Rentenversicherung
Als Pharmazeut im Praktikum gilt es, sich auch um Kranken- und Rentenversicherung zu kümmern. Vorher Familien- und Privatversicherte müssen sich selbst bei einer GKV versichern. Zu beachten ist auch die gesetzliche Pflichtversicherung im berufsständischen Versorgungswerk. Um eine doppelte Zahlung zu vermeiden, empfiehlt es sich in der Regel, umgehend eine Befreiung von der Deutschen Rentenversicherung Bund zu beantragen. Für den Wechsel gibt es eine Dreimonatsfrist, beginnend mit dem ersten Praktikumstag, in der bereits in die gesetzliche Rentenversicherung einbezahltes Geld noch an das Versorgungswerk übertragen wird. Bei Nichtbeachten der Frist verfallen alle vom Arbeitnehmer eingezahlten Beiträge. Hat man jedoch schon mindestens fünf Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung einbezahlt (interessant für Pharmazeuten, die vor dem Studium bereits mehrere Jahre gearbeitet haben), hat man erste Ansprüche auf einen Anteil Rente aus der Deutschen Rentenversicherung Bund.
PJ im Ausland
Schlager informierte im zweiten Teil seines Vortrags auch über die Möglichkeiten, eine Hälfte des Praktischen Jahres im Ausland abzuleisten. Bei der Stellensuche helfen hier die Internetseiten www.rausvonzuhaus.de oder www.bphd.de. Es lohnt sich auch, seine Professoren nach eventuell vorhandenen Auslandskontakten der Universität zu fragen. Beim Thema PJ im Ausland konnte auch ein weitverbreiteter Irrtum, dass ein deutscher Apotheker vor Ort sein müsse ausgeräumt werden. Ein Apotheker, der nach gültigem Landesrecht ausgebildet wurde, ist ausreichend. Generell ist es immer ratsam, vor Antritt des Auslandshalbjahres mit dem zuständigen Landesprüfungsamt (LPA) abzuklären, ob die jeweilige Ausbildungsstätte im Ausland anerkannt wird. Eine Anerkennung ist am wahrscheinlichsten, wenn es sich bei der Stätte um eine der oben aufgeführten auch in Deutschland möglichen Institutionen handelt. Für die Anerkennung wird eine genaue Tätigkeitsbeschreibung vom LPA gefordert.
Auch die Möglichkeit einer finanziellen Förderung des Auslandsaufenthalts war Teil des Vortrags. So wurden die Studenten auf die Bayerische Apothekerstiftung aufmerksam gemacht, bei der man sich für ein Reisestipendium bewerben kann. Die Höhe des Stipendiums richtet sich nach der Länge des Aufenthalts. Dauert dieser bis zu drei Monate, können 500 Euro bewilligt werden, bei bis zu sechs Monaten kann der Stipendiat 1500 Euro erhalten. Eine formlose Bewerbung dazu reicht aus. Gefördert werden Studenten, die in Bayern geboren sind oder in Bayern studiert haben. Das Geld wird allerdings erst nach dem Aufenthalt ausbezahlt, sobald der Stiftung ein Bericht des Studenten vorliegt.
Den Abschluss des Praktischen Jahres stellt dann das Dritte Staatsexamen dar, in dem die Fächer Praxis und Recht abgeprüft werden. Dabei empfiehlt es sich, bereits vor dem eigenen Examen als Gasthörer an einer Prüfung teilzunehmen. /