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Resistenzen

Bakterien profitieren von Malaria-Mittel

22.07.2008  10:48 Uhr

Resistenzen

<typohead type="3">Bakterien profitieren von Malaria-Mittel

Von Sven Siebenand

 

Chloroquin macht Bakterien möglicherweise resistent gegen Gyrasehemmer wie Ciprofloxacin. Bestätigen sich die Studienergebnisse von kanadischen Wissenschaftlern, drohen in Malaria-Gebieten ernsthafte Probleme bei der Bekämpfung bakterieller Infektionskrankheiten.

 

Wie die Forscher im Team von Dr. Michael Silverman von der Universität Toronto im Journal «PloS One» (DOI: 10.1371/pone.00022727) berichten, konnten sie bei Bewohnern abgelegener südamerikanischer Dörfer, die niemals Antibiotika, wohl aber Chloroquin eingenommen hatten, resistente Darmbakterien nachweisen. Im Zeitraum von 2002 bis 2005 hatten die Wissenschaftler insgesamt 535 Stuhlproben von den Bewohnern mehrerer Dörfer in Nord-West-Guyana genommen und die Probanden zudem nach der Einnahme von Medikamenten befragt. In 29 Fällen, also bei mehr als 5 Prozent der Probanden, fanden die Forscher E.-coli-Bakterien, die gegen Ciprofloxacin resistent waren. Ein überraschendes Ergebnis: Denn keiner der Befragten hatte den Angaben zufolge jemals Ciprofloxacin oder ein anderes Fluorchinolon eingenommen. Nicht nur die Tatsache, dass die Resistenzen auftraten, sondern auch die Höhe der Rate überraschte die Wissenschaftler. Auf Intensivstationen in US-amerikanischen Krankenhäusern, wo Ciprofloxacin häufig zum Einsatz kommt, fanden sich laut einer aktuellen Untersuchung nur bei 4 Prozent der Patienten resistente Bakterien, so die Forscher.

 

Der Verdacht, dass die Chloroquin-Einnahme zur Entstehung der Resistenzen führt, erhärtet sich durch mehrere Beobachtungen: Zunächst einmal ist Chloroquin chemisch mit den Gyrasehemmern verwandt. Nalidixinsäure als erster Vertreter dieser Substanzklasse ist aus einem Nebenprodukt der Synthese des Malaria-Medikaments entstanden. 86 Prozent der Befragten gaben im Jahr 2005 an, das Malaria-Mittel im Laufe der vergangenen zwei Jahre eingenommen zu haben. Schließlich konnten die Forscher auch in In-vitro-Versuchen bestätigen, dass E.-coli-Bakterien Resistenzen gegen Ciprofloxacin entwickeln, wenn sie dem Malaria-Mittel ausgesetzt werden. Die Wissenschaftler fanden eine Resistenzmutation. Diese bedinge nicht nur die Resistenz gegen Ciprofloxacin, sondern auch eine Kreuzresistenz gegen andere Fluorchinolone, etwa Norfloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin.

 

Die Forscher befürchten, dass die Resistenzen nicht nur bei E. coli, sondern auch bei anderen Bakterien auftreten können. Das würde bedeuten, dass Chloroquin die Gyrasehemmer weniger wirkungsvoll gegen verbreitete tropische Krankheiten wie Typhus, Durchfallerkrankungen und möglicherweise auch Tuberkulose und Lungenentzündungen machen würde, so Silverman. Gyrasehemmer seien aufgrund der hohen oralen Bioverfügbarkeit und der Tatsache, dass sie weniger hitzeempfindlich sind als andere Substanzen, eine wichtige Arzneistoffklasse in den Tropen. Silverman plädiert nicht dafür, vollständig auf den Einsatz von Chloroquin zu verzichten, kurzfristig müsse aber untersucht werden, welche Malaria-Mittel weniger bakterielle Resistenzen hervorrufen.

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