ARZ Haan macht mehr Umsatz |
19.07.2011 15:13 Uhr |
Von Martina Janning, Düsseldorf / Die ARZ Haan AG konnte ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2010 um 4,8 Millionen Euro steigern. Vorstand Siegfried Pahl kündigte eine Konzentration auf das Abrechnungsgeschäft an. Den Verkauf des Softwareherstellers Lauer-Fischer lobte er als »zukunftsweisend«.
Die ARZ Haan AG ist für Überraschungen gut. Das hat sie in den vergangenen Wochen gezeigt. Erst verkaufte das Rechenzentrum das Softwarehaus Lauer-Fischer, dann erwarb es wenige Tage später die Abrechnungszentrale für Hebammen.
Die Hauptversammlung der ARZ Haan AG am vergangenen Samstag in Düsseldorf überraschte damit, dass trotz der jüngsten Entwicklungen alles ganz schnell und still über die Bühne ging. ARZ-Chef Siegfried Pahl stellte das Geschäftsjahr 2010 vor, die Aktionäre entschieden über den Einsatz des Bilanzgewinns, entlasteten Vorstand und Aufsichtsrat und wählten sie wieder.
Fragen zu den jüngsten Entwicklungen stellten die Aktionäre, auch auf mehrmalige Nachfrage des Aufsichtsratsvorsitzenden, keine. Nach knapp einer Stunde war die Hauptversammlung vorbei.
Die Entscheidung zum Verkauf von Lauer-Fischer sei richtig gewesen, sagte Pahl in seinem Konzernbericht. »Sie ist zukunftsweisend.« Im Juni hatte der ARZ-Konzern eine Mehrheitsbeteiligung von 75 Prozent an den Anbieter von Apothekensoftware verkauft. Die ARZ Haan AG ist nun noch mit 25 Prozent an Lauer-Fischer beteiligt.
Neuer Herr im Haus von Lauer-Fischer ist nun die Compu-Group Medical AG mit Sitz in Koblenz. Dieses auf E-Health spezialisierte Unternehmen könne Lauer-Fischer mehr Möglichkeiten zur Entwicklung bieten, erklärte Pahl.
52,5 Millionen Euro für Lauer-Fischer
Der Verkauf von Lauer-Fischer habe das Eigenkapital der ARZ Haan AG nachhaltig gestärkt und die Handlungsfähigkeit erhöht, sagte Pahl. Nach Angaben der Compu-Group erhielt die ARZ Haan 52,5 Millionen Euro für seine Lauer-Fischer-Anteile. Künftig will sich der ARZ-Konzern auf seine Kernkompetenzen im Abrechnungsgeschäft konzentrieren.
Pahl kündigte Investitionen in bestehende Geschäftsbereiche und den Zukauf neuer Unternehmen an. Ein erster Schritt sei der Kauf der Mehrheitsanteile an der AZH – Abrechnungszentrale für Hebammen in Lauingen gewesen. Anfang Juli 2011 erwarb die ARZ Haan AG eine 60-prozentige Beteiligung; den Preis nannte das Unternehmen nicht. Die AZH – Abrechnungszentrale für Hebammen habe das Portfolio um einen wichtigen Baustein erweitert. »Kerngeschäft bleibt aber die Rezeptabrechnung für Apotheken«, sagte Pahl.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe die ARZ Haan AG ihre Marktposition erfolgreich verteidigt, resümierte der Vorstandsvorsitzende. Für die verschiedenen Geschäftsfelder sei eine positive Umsatzentwicklung zu verzeichnen. Der Konzern erhöhte seinen Umsatz gegenüber 2009 um 5,8 Prozent auf 87,5 Millionen Euro. Der Bilanzgewinn lag 2010 bei fast 14,2 Millionen Euro. Die Hauptversammlung billigte das Ausschütten einer Dividende von 0,55 Euro je Aktie.
Vom Gesamtumsatz entfielen 49,7 Millionen Euro auf die Warenwirtschaft und 15,1 Millionen Euro auf die Rezeptabrechnung. 17,9 Millionen Euro brachten sonstige Leistungserbringer ein, 0,6 Millionen Euro Krankenhaus-Informations-Systeme und 4,2 Millionen Euro sonstige Dienstleistungen. Der Aktienkurs kletterte 2010 nach 27,59 Euro pro Aktie auf 28,99 Euro. Im Jahr 2010 hat die ARZ Service GmbH Pahl zufolge rund 74,8 Millionen Rezepte abgerechnet. Das entspricht einem leichten Rückgang gegenüber 2009 mit 75,4 Millionen Rezepten.
Der durchschnittliche Rezeptwert habe sich nach oben bewegt auf 71,90 Euro, berichtete der ARZ-Vorstand. Die ARZ Service GmbH habe sich trotz erhöhtem Kostendruck bei den Kunden behauptet. In Nordrhein-Westfalen und Brandenburg sei die ARZ-Tochter Marktführer.
Bei der ARZ-Tochter Com.med GmbH seien 2010 wichtige Weichen gestellt worden für den Reha-Bereich. Das Unternehmen stellt Informationssysteme für Krankenhäuser und Reha-Kliniken her.
Positive Entwicklung der Märkte
Insgesamt profitiere der ARZ-Konzern von einer positiven Entwicklung in den Märkten für Heilmittel, Rettungsdienste beziehungsweise Krankentransporte und Krankenfahrten, sagte Pahl. Vor allem der politische Wille, eine ambulante vor eine stationäre Versorgung zu stellen, komme dem Unternehmen zugute.
Das schlägt sich auch bei der RZH Rechenzentrum für Heilberufe GmbH nieder, die für mehr als 30 Berufsgruppen aus dem Markt der Pflege, Hilfs- und Heilmittel sowie der Rettungs- und Krankentransportdienste im Bereich Abrechnung und Finanzierung tätig ist.
Die ARZ Haan AG wurde 1971 als standeseigenes Apothekenrechenzentrum gegründet. Bundesweit hat das Unternehmen rund 900 Mitarbeiter. /