HO-1 macht krank |
09.07.2014 10:13 Uhr |
Christina Hohmann-Jeddi / Nicht alle Übergewichtigen entwickeln Folgeerkrankungen. Ein wichtige Rolle scheint hier das Enzym Hämoxygenase-1 (HO-1) zu spielen: Menschen und Mäuse mit hohen Werten werden krank, solche mit niedrigen Werten bleiben gesund, wie eine aktuelle Publikation in »Cell« zeigt.
Rund ein Viertel aller stark Übergewichtigen bleibt auf Dauer metabolisch gesund. Ein deutsch-österreichisches Forscherteam um Alexander Jais von der Medizinischen Universität Wien testete die Hypothese, dass das antiinflammatorische HO-1 eine schützende Rolle spielen könnte, und analysierte Gewebeproben von übergewichtigen Probanden mit oder ohne Insulinresistenz.
Die Analyse zeigte jedoch das Gegenteil: Personen mit niedrigen HO-1-Werten entwickeln sehr selten Folgeerkrankungen, während solche mit hohen Werten oft betroffen waren, schreiben die Forscher (doi: 10.1016/j.cell.2014.04.043).
Um dieses Ergebnis zu sichern, setzten sie Knockout-Mäuse ein, die das Enzym in bestimmten Zelltypen nicht herstellen konnten. Schalteten sie das HO-1-Gen in Makrophagen und Leberzellen aus, schützte dies die Tiere vor einer Insulinresistenz und einer Fettleber. Bei hochkalorischer Kost nahmen die Mäuse zwar zu, sie entwickelten aber keine Leberschäden und ihre Leberzellen sprachen auch gut auf Insulin an.
Bislang wurde dem Enzym, das den Blutfarbstoff Häm oxidiert und abbaut, eine entzündungshemmende und damit protektive Rolle zugeschrieben, da chronische Entzündungen als Risikofaktoren für Diabetes gelten. Diese Annahme widerlegen die Ergebnisse der Studie. Zudem konnten die Wissenschaftler zeigen, dass HO-1 die Insulinresistenz fördert, indem es die Insulinrezeptoren auf der Zelle so verändert, dass sie Insulin nicht mehr binden können. Für therapeutische Hemmstoffe von HO-1 gibt es den Forschern zufolge bereits wichtige Ansatzpunkte. Erste Ergebnisse erwarten sie in zwei bis drei Jahren, eine Zulassung entsprechender Arzneistoffe könnte innerhalb von zehn Jahren folgen. /