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Bluthochdruck

Kein stiller Killer

07.07.2008  15:57 Uhr

Bluthochdruck

<typohead type="3">Kein stiller Killer

Von Gudrun Heyn, Berlin

 

Hypertonie verläuft nicht immer symptomlos. Eine neue Studie zeigt, dass ein hoher Blutdruck bei mehr als der Hälfte der Betroffenen zu Symptomen führen kann.

 

Immer noch gilt der Bluthochdruck unter Hypertonie-Experten und zahlreichen Ärzten als stiller Killer. Zu den wenigen subjektiven Symptomen, unter denen die Patienten leiden können, gehören morgendliches Schwindelgefühl und Kopfschmerzen. Doch auch bei gesunden Patienten treten diese auf. So kommt es, dass die Hypertonie häufig von Ärzten nicht erkannt wird. Und auch die Betroffenen sind sich ihrer klinischen Probleme zumeist nicht bewusst. Bei ihnen ist es daher eher Zufall, wenn eine Hypertonie bei Screeningsuntersuchungen oder anderen Diagnosen festgestellt wird. Ohne spezifische Beschwerden leidet bei vielen Patienten außerdem die Compliance während der Therapie erheblich.

 

Obwohl es inzwischen hochwirksame Arzneimittel gibt, um den Blutdruck zu senken, sterben weltweit jedes Jahr rund 7,6 Millionen Menschen vorzeitig an ihrer Erkrankung. »Außerdem sind 54 Prozent der Schlaganfälle und 47 Prozent der koronaren Herzerkrankungen primär auf einen zu hohen Blutdruck zurückzuführen«, sagte Professor Dr. Detlev Ganten auf dem europäischen und internationalen Kongress der Hypertonie Fachgesellschaften, Hypertonie 2008, in Berlin. In der Bundesrepublik wird trotz der sehr einfach durchzuführenden Blutdruckmessung bis heute bei etwa der Hälfte aller Hypertoniker die Krankheit nicht erkannt.

 

Der gängigen Meinung des stillen Killers widerspricht nun zum Teil eine große bundesweite Multicenterstudie. Unter Federführung von Professor Dr. Martin Middeke vom Hypertoniezentrum München wurde die Prävalenz von Bluthochdruck-Symptomen und die Beziehung zwischen Symptomen und Hypertonie untersucht (1). Beteiligt waren mehr als 2900 Allgemeinarztpraxen mit knapp 60.000 Patienten. Dabei zeigte sich, dass Kopfschmerz und Schwindelgefühl in den Morgenstunden von Hochdruckkranken viel häufiger berichtet werden als von Patienten mit normalem Blutdruck. Weitere Warnzeichen können Angina pectoris und Atemnot (Dispnoe) sein. Je höher der Blutdruck steigt, desto häufiger treten die Beschwerden auf. Die Prävalenz reicht von 23 Prozent bei Patienten mit normalem Blutdruck (120/75 mmHg) bis zu mehr als 50 Prozent bei Patienten mit einem Blutdruck von mehr als 180/110 mmHg. Bei Letzteren handelt es sich sowohl um unbehandelte als auch um behandelte Patienten. Anhand der Symptome lässt sich daher auch gut erkennen, wenn ein Hochdruckpatient schlecht eingestellt ist, so die Autoren der Studie. Für den behandelnden Arzt gilt es dann, die Compliance zu überprüfen und auch die gegenwärtige Medikation zu hinterfragen.

 

Keinen statistisch nachweisbaren Zusammenhang gab es zwischen Müdigkeit und Bluthochdruck. Auch das Alter der Patienten spielte für die Häufigkeit der Symptome keine Rolle. Dagegen litten Frauen und Menschen mit Begleiterkrankungen häufiger unter den Beschwerden als Männer und Menschen ohne Begleiterkrankungen.

 

Missverstandene Grenzwerte

 

Allgemein gilt ein Bluthochdruck ab einem Grenzwert von 140 mmHg systolisch und 90 mmHg diastolisch als behandlungsbedürftig. »Die Existenz dieses Grenzwertes wird jedoch von vielen Patienten, aber auch von einigen Ärzten häufig missverstanden«, sagte Professor Dr. Rainer Düsing vom Universitätsklinikum Bonn vor Beginn des Kongresses Hypertonie 2008 in Berlin. Wie vergleichende Studien zeigen, ist das Mortalitätsrisiko für Menschen mit einem systolischen Blutdruck von 135 mmHg bereits doppelt so hoch wie für Menschen mit einem systolischen Blutdruck von 115 mmHg. Mit jedem weiteren Anstieg um 20 mmHg systolisch verdoppelt sich das Risiko weiter. Auch für diastolische Werte gilt dieses Prinzip. Ausgehend von einem Ausgangswert von 75 mmHg verdoppelt sich die Mortalitätsrate dort mit jedem Anstieg um 10 mmHg. Auch Menschen mit Blutdruckwerten, die noch im Normbereich liegen, die aber zusätzlich noch unter Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder einer chronischen Nierenerkrankung leiden, sollten daher behandelt werden.

 

Literatur

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Middeke, M., Lemmer, B., Schaaf, B., Eckes, L., Prevalence of hypertension-attribited symptoms in routine clinical practice: a general practitioners-based study. J Hum Hypertens Nr. 22 (2008) 252-258.

 

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