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Ambrosia

Hoch allergener Eindringling

09.07.2007  14:20 Uhr

Ambrosia

<typohead type="3">Hoch allergener Eindringling

Von Brigitte M. Gensthaler

 

Pollenallergiker könnten bald ein neues Problem haben. In der Hitliste der Allergene taucht neben Gräser- und Baumpollen immer häufiger auch Ambrosia artemisiifolia auf. Diese neu eingeschleppte Pflanze ist noch relativ selten, breitet sich aber rasch aus.

 

In der schweizerischen Pflanzenschutzverordnung ist die Beifuß-Ambrosie, die auch Aufrechtes Traubenkraut oder Beifußblättriges Traubenkraut genannt wird, aufgrund der hohen Gesundheitsgefahr als besonders gefährlicher Neophyt (neu eingeschleppte Pflanzenart) gelistet, für den Melde- und Handlungspflicht gelten. Ähnliche Einstufungen gibt es in den USA, Frankreich und Ungarn. Die Pflanze, im Englischen »Ragweed«, wurde vor etwa 150 Jahren aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Seitdem verbreitet sich das bis zu zwei Meter hohe Kraut rasch. Südfrankreich, Ungarn, Italien und die Schweiz sind stark betroffen.

 

Derzeit breitet sich Ambrosia auch in Deutschland und besonders in Bayern aus, warnte Bayerns Gesundheitsstaatssekretär Otmar Bernhard vor Journalisten in München. Gefahr droht vor allem durch die Pollen. »10 bis 20 Prozent aller US-Bürger leiden bereits an einer Ragweed-Allergie. Wenn wir das Kraut nicht in den Griff kriegen, drohen auch bei uns enorme gesundheitliche und finanzielle Belastungen«, sagte der Staatssekretär. Bereits jetzt belaste der Allergie-Auslöser das deutsche Gesundheitswesen nach Schätzungen des Bundesumweltministeriums jährlich mit etwa 17 bis 47 Millionen Euro.

 

Die Pollen von Ambrosia artemisiifolia sind hoch allergen: Schon geringe Mengen von 5 bis 10 Pollen pro Kubikmeter Luft reichen aus, um Beschwerden auszulösen. Besonders gefährdet, auf das neue Allergen zu reagieren, sind Pollenallergiker. Durch Ambrosia verlängert sich die Leidenszeit dieser Menschen um mehrere Wochen, da die Pflanze von August bis Oktober mit Höhepunkt Ende August bis Anfang September blüht, erklärte Privatdozentin Dr. Franziska Rueff von der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwigs-Maximilian-Universität, München. Symptome sind allergischer Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis.

 

Seit September 2006 untersucht die Allergologin im Rahmen eines Forschungsauftrags des bayerischen Gesundheitsministeriums Patienten, die wegen einer Allergie in die Klinik kommen, auf Ambrosia-Empfindlichkeit. »Von etwa 350 getesteten Patienten ist jeder fünfte auch gegen Ambrosia sensibilisiert.« Damit gehöre die Pflanze in die Hitliste der Allergene: nach Gräsern und Bäumen und noch vor Katzenhaaren.

 

Drei von vier sensibilisierten Personen reagierten in nasalen und konjunktivalen Provokationstests mit typischen Symptomen. Behandelt werden diese wie jede allergische Rhinitis auch, zum Beispiel mit H1-Antihistaminika. Auch eine Hyposensibilisierung ist möglich.

 

Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln wie Banane und Melone sind bekannt. Viele, aber nicht alle, die auf Beifuß ansprechen, reagieren auch auf Ambrosia, sagte Rueff. Außerdem sei nicht jede späte Allergie auf den Eindringling zurückzuführen. Im Spätsommer und Herbst können Gräser ein zweites Mal blühen. Beifuß, Wegerich und nicht zuletzt Schimmelpilze haben ebenfalls Saison.

 

Auf ein anderes Problem machte Professor Dr. Heidrun Behrendt, Leiterin des Zentrums Allergie und Umwelt der Technischen Universität München, aufmerksam. Ambrosia-Blätter enthalten Sesquiterpenlactone, die als Kontaktallergene wirken. Menschen mit bekannter Allergie gegen diese Substanzen sollten die Pflanze möglichst nicht berühren. Exponierte Berufsgruppen wie Gärtner sollten Handschuhe tragen, um einer Sensibilisierung vorzubeugen.

 

Über Vogelfutter in den Garten

 

Die Ambrosia-Pflanze ist abgesehen von ihrer Größe eher unscheinbar. Sie liebt Licht und Wärme und scheut Konkurrenz. Daher besiedelt sie gerne offene Flächen wie Baustellen, Neubaugebiete, Deponien und Straßenränder, zum Beispiel entlang der Autobahnen. Auch in Schnittblumenfeldern wächst das Kraut. In Hausgärten ist es bevorzugt unter Vogelfütterstellen zu finden. Dies weist auf einen wichtigen Verbreitungsweg hin: Vogelfutter kann Ambrosia-Samen enthalten. Einmal ausgebracht, lebt der Same im Boden bis zu 40 Jahre lang.

 

Während Vogelfutter in Deutschland nicht geprüft wird, ist Saatgut zertifiziert und rein, erklärte Dr. Josef Schächtl von der Landesanstalt für Landwirtschaft. Allerdings greifen manche Personen zu billigem Vogelfutter, um beispielsweise Sonnenblumenfelder zum Selberschneiden anzulegen. Wenn die Ambrosia-Samen ab April keimen, finden sie auf dem noch leeren Feld beste Bedingungen vor. »Fragen Sie im Handel nach Ambrosia-freiem Vogelfutter«, rät der Staatssekretär den Verbrauchern. Die Nachfrage erzeuge Druck auf Hersteller und Händler. Die Wirtschaft überlege bereits, auch Vogelfutter zu zertifizieren.

 

Vor der Blüte ausreißen

 

Wie wichtig die Fachleute die Pflanze nehmen, zeigt die Tatsache, dass das Bayerische Umweltministerium gemeinsam mit Fachleuten ein Aktionsprogramm zur Ambrosiabekämpfung in Bayern entwickelt hat (www.stmugv.bayern.de, Rubrik Gesundheit/Umwelt). Da Ambrosia einjährig ist und nur über Samen überlebt, sei die Verhinderung der Samenbildung oberstes Ziel, erklärte der Staatssekretär.

 

Ambrosia-Bestände mit mehr als 100 Pflanzen sollte man bei der örtlich zuständigen Kreisverwaltungsbehörde möglichst mit Fotos melden. Handelt es sich tatsächlich um den Neophyten, wird geschultes Personal den Fundort aufsuchen, diesen digital mit GPS erfassen und Bekämpfungsmaßnahmen wie Mähen und Roden der Pflanze veranlassen.

 

Einzelpflanzen und kleine Bestände im Garten sollte jeder möglichst vor der Blüte mit der Wurzel ausreißen und im Restmüll und nicht in der Biotonne entsorgen. Denn bereits vorhandene Samen könnten die Kompostierung des Biomülls überstehen. Um Hautreaktionen zu vermeiden, sind vorsorglich Handschuhe zu tragen. Blühenden Pflanzen stülpt man am besten eine Plastiktüte über, reißt sie aus und wirft sie mit der Tüte in den Restmüll. Allergiker sollten diese Arbeiten nicht erledigen - auch nicht mit Mundschutz und Handschuhen.

Wie Ambrosia aussieht

Informationen und Bilder zur Beifuß-Ambrosie in verschiedenen Wachstumsphasen und Pflanzen, mit denen sie leicht verwechselt wird, sowie das Meldeformular hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft ins Netz gestellt: www.lfl.bayern.de/ips/unkraut/25798.

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