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Psychodermatologie

Wechselspiel von Leib und Seele

26.06.2018  11:20 Uhr

Von Ulrike Abel-Wanek / Rund 1,7 bis 1,8 Quadratmeter ist sie groß und etwa 20 Prozent des Körpergewichts gehen auf ihr Konto. Die Haut ist das größte Organ des Menschen – und sie ist ein Sensibelchen. Bei Hautsymptomen mischt meistens auch die Psyche mit.

Jemand hat ein »dickes Fell«, »errötet vor Scham« oder »etwas juckt ihn nicht«. Viele sprachliche Redewendungen machen deutlich, dass die Haut viel mit Empfindungen zu tun hat und mehr ist als nur die Hülle eines Körpers, die vor Bakterien und anderen äußeren Einflüssen schützt. Schon Hippokrates (460 bis 370 v. Chr.) berichtete, dass Angst zu Schweißausbrüchen führen könne. Dabei verwundern die Wechselwirkungen zwischen Haut und Nerven nicht: In der embryonalen Entwicklung gehen beide Gewebe gemeinsam aus einem sogenannten Keimblatt, dem Ektoderm, hervor, weisen also entwicklungsgeschichtliche Parallelen auf. Wie eng die Verbindung zwischen Haut, Hirn und Nerven ist, zeigen auch neuere Untersuchungen auf dem Gebiet der Neuroimmunologie und der Psycho­endokrinologie. Stress und emotionale Belastungen beeinflussen Stoffwechselvorgänge im Körper und machen anfäl­lig für Krankheiten. 

So ist auch die Haut in der Lage, über Nervenbotenstoffe und Stresshormone Entzündungsvorgänge in sich selbst hervorzurufen. Seit Menschengedenken wird der Haut viel Aufmerksamkeit geschenkt. Schon im Altertum waren Masken aus Weihrauch und Milch populär gegen Falten. Unzählige Bücher und Pflegeprodukte geben heute Tipps für eine schöne, möglichst nicht alternde Haut. Berührungen, Nähe, Kontakt zu Ding oder Mensch: Die Haut ist das zentrale Element in der sozialen Interaktion. Ist sie intakt und man fühlt sich wohl in ihr, stimmt meistens auch das Selbstwertgefühl. Ist sie jedoch beschädigt oder gar entstellt, wird das als störend oder stigmatisierend empfunden. Für jeden sichtbare rote Flecken auf Gesicht und Händen werden selten als Schönheitsmale angesehen. Menschen, die von Geburt an mit einer chronischen Hautkrankheit leben, wissen, wie stark das Äußere das Gefühlsleben beeinflusst.

 

Folge oder Ursache?

Kranke Haut kann einen Menschen in Stress versetzen. Aber es gibt auch die andere Seite: dass Stress eine Hautkrankheit erst auslöst. Die Frage, ob psychische Probleme eher die Ursache oder Folge von Hautkrankheiten sind, ist laut Professor Dr. Uwe Gieler aber nicht so wichtig. Wesentlicher sei es, das Wechselspiel zwischen Haut und Psyche zu erkennen und die Sprache der Haut zu verstehen, so der Facharzt für Dermatologie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen. Rund acht Prozent der Bevölkerung leiden an Neurodermitis und Psoriasis. »Die meisten Dermatologen behandeln die Hautkrankheiten aber eher ›klassisch‹ und schicken ihre Patienten nicht zum spezialisierten Psychologen«, beobachtet Dr. Kurt Seikowski von der Universitätsklinik Leipzig (Interview nächste Seite). Die Nachfrage nach psychologischer Unterstützung nehme dennoch zu. »Die Patienten finden meine Adresse im Internet und kommen von sich aus hierher – und das nicht nur aus Leipzig, sondern auch aus anderen Städten«, so Seikowski.

 

Dermatosen psychisch beeinflussbar

 

Psychosomatische Dermatosen wie Neurodermitis, Psoriasis, Urticaria, Akne oder Vitiligo sind zwar genetisch angelegt, aber psychisch beeinflussbar. Bei der Nesselsucht zum Beispiel zeigten sich durch belastende, aufregende Erlebnisse fast unmittelbar danach Quaddeln auf der Haut, so Gieler. Jeder vierte Mensch habe mindestens einmal im Leben eine solche Reaktion gehabt. Pusteln, Pickel und Ekzeme belasten die Betroffenen nicht weniger als Krankheiten wie Diabetes oder Rheuma, so die Ergebnisse von Studien zur allgemeinen Lebensqualität. Die Erwartung, wegen des Äußeren von anderen Menschen abgelehnt zu werden, spielt dabei eine große Rolle. Entscheidend für Patient und Therapeut sei es deshalb zu erkennen, welche aktuellen Gefühle, aber auch zurückliegenden Lebensereignisse auf eine Dermatose einwirkten, sagt Seikowski. In vielen Fällen ließen sich die Erkrankungen positiv beeinflussen. /

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