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Kosten-Nutzen-Bewertung

Kein Allheilmittel zur Kostensenkung

24.06.2008  14:46 Uhr

Kosten-Nutzen-Bewertung

<typohead type="3">Kein Allheilmittel zur Kostensenkung

Von Hartmut Morck, Berlin

 

Mit dem GKV-Wettbewerbs-Stärkungsgesetz wurde 2007 die Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln ins Sozialgesetzbuch V geschrieben. Noch streitet man sich, nach welcher Methode diese Bewertung vollzogen werden sollte. Experten sind sich aber einig, dass es kein Allheilmittel zur Kostensenkung werden wird.

 

Auf dem vom Wissenschaftlichen Institut der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) gemeinsam mit Abbott veranstalteten Symposium zur Kosten-Nutzen-Bewertung am 17. Juni 2008 in Berlin diskutierten Experten aus Wissenschaft, Industrie und Politik, wie Kosten-Nutzen-Bewertungen durchgeführt werden könnten. Im Gesetz zur Wettbewerbsstärkung (WSG) der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hatte der Gesetzgeber lediglich die Aufgabenstellung definiert. Zurzeit gibt es einen Methodenstreit, zu dem auch auf dem Symposium keine Lösung gefunden wurde.

 

Schon bei der Datenbasis zur Bewertung zeigen sich Lücken. So wies Dr. Hildegard Bossmann von der deutschen Agentur für Health Technology Assessment (DAHTA) darauf hin, dass viele deutsche Studien nicht öffentlich zugängig sind. Sie forderte, zunächst Begriffe und Inhalte zu definieren, geeignete Methoden und Parameter zu etablieren und dabei auch andere Fachdisziplinen wie Versorgungsforschung, Sozialmedizin, Soziologie und Public Health zu berücksichtigen. Nicht immer sei es richtig, die Auswirkungen nur auf die GKV zu beurteilen.

 

Wie die Datenlage verbessert werden kann, dazu gab Privatdozent Dr. Matthias Perleth vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) Anregungen. Er machte klar, dass nur valide und eindeutige Daten zum Nutzen eine Kosten-Nutzen-Bewertung möglich machen. Dazu seien Placebovergleiche aus Zulassungsstudien unzureichend. Sie ließen einen patientenbezogenen, valide belegten Zusatznutzen im Alltag nicht zu. Außerdem sei die Datengrundlage hinsichtlich Kostenerfassung in Deutschland insuffizient.

 

Perleth forderte deshalb mehr Studien, indem nationale, internationale multizentrische Kooperationen ausgebaut werden, und eine »Experimentierklausel«, die es der GKV ermöglicht, notwendige Studien selbst zu finanzieren. Er zweifelte allerdings an, ob die im § 35 b SGB V festgeschriebene Kosten-Nutzen-Bewertung als Instrument der Kostenkontrolle geeignet ist. Dr. Rainer Hess, Vorsitzender des G-BA, wurde in der Diskussion deutlicher: Da die Kosten-Nutzen-Bewertung nur bei Arzneimitteln mit einem Fortschritt zur Festlegung von Höchstpreisen angewendet werde, würde sehr viel Geld eingesetzt. Außer einer besseren Transparenz sei der Erfolg auf der Kostenseite nur mäßig, was auch Dr. Eva Susanne Dietrich, Direktorin des WINEG, bestätigte.

 

Professor Dr. Matthias Augustin, Leiter der Fachgruppe Gesundheitsökonomie und Lebensqualitätsforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, mahnte an, dass bei der Nutzenbetrachtung auch der patientenbezogene Nutzen sowie die Lebensqualität berücksichtigt werden müssten. Das könne aber nur der Patient selbst bewerten. Dabei dürfe eine Beeinflussung durch den Arzt nicht stattfinden.

 

Inwieweit die Berechnung von QALY (Quality Adjusted Life Year) in Deutschland eine Möglichkeit zur Kosten-Nutzen-Bewertung werden könnte, wurde kritisch beurteilt und vom Leiter des Ressorts Gesundheitsökonomie im Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Dr. Peter Kolominsky-Rabas, auch aus historischen Gründen abgelehnt.

 

Hess forderte aufgrund der unbefriedigenden Datenlage für neue Arzneimittel zunächst eine eingeschränkte Zulassung mit der Auflage, den patientenorientierten Nutzen in Studien zu prüfen, worin er von Dr. Stefan Etgeton vom Bundesverband der Verbraucherzentralen unterstützt wurde. Aus dem Plenum wurde an die Verantwortlichen die Forderung gestellt, erst die Effizienzreserven, die das System noch habe, zu heben, bevor man kostenträchtige Bewertungen zur Kostensenkung durchführe.

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