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Arbeitsplatz Apotheke

Die Kunst des täglichen Jonglierens

23.06.2008  11:37 Uhr

Arbeitsplatz

Von Klaus Hölzel und Antje Siehl

 

Die Doppelbelastung von Beruf und Familie ist eine wahre Managementaufgabe. Wie die Apotheke dabei unterstützen kann, steht im Mittelpunkt einer neuen PZ-Serie über »Apotheke und Familie im Gleichgewicht«. Der erste Beitrag zeigt, wer beim täglichen Jonglieren am ausgeglichensten bleibt - und warum.

 

Balance ist das Geheimnis jeder wahren Zufriedenheit, im Beruf und privat. Nur wer dem Ausgleich zwischen den Ansprüchen und Leistungsmöglichkeiten so  nahe wie möglich kommt, erlebt diese Ausgeglichenheit mit sich und seiner Umgebung. Das führt zu mehr Krisenresistenz und höherer Leistungsfähigkeit in der Apotheke. Was theoretisch so einfach scheint, erweist sich im Alltag als viel komplizierter. Anfällig für eine unausgeglichene »work life balance« sind sowohl ApothekenleiterInnen als auch Angestellte. Die Folgen des mangelhaften Ausgleichs zwischen Apotheke und Familie sind fatal. Die Identifikation mit dem Beruf, der Apotheke oder dem Team leidet.

 

Am Ende der Entwicklung steht dann eine Entscheidung an: Kann ich den Spagat auf Dauer durchhalten oder ziehe ich mich zugunsten der Familie aus der Apotheke zurück, sofern das finanziell machbar ist?

 

Politik fördert Familienfreundlichkeit

 

Die Bundesregierung wirbt für mehr Familienfreundlichkeit in der Wirtschaft, das Thema ist in aller Munde. Doch was kommt davon in der Apotheke an? In einer breit angelegten Umfrage des Apotheken Management-Instituts (Oestrich-Winkel) aus dem Jahr 2006/2007 wurden Problemlösungen des Ausgleichs zwischen Apotheke und Familie zusammengetragen, die in der PZ-Serie vorgestellt werden.

 

Es handelt sich dabei oft um kleine Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsabläufe, um Hilfe durch Netzwerke im Team.

Ranking Ausgeglichenheit

Mittelwerte für Voll- und Teilzeitangestellte

 

Platz 1: Teilzeit Back Office, 70 Prozent

Platz 2: Vollzeit Back Office, 65 Prozent

Platz 3: Teilzeit Handverkauf, 50 Prozent

Platz 4: Inhaber, 40 Prozent

Platz 5: Vollzeit Handverkauf, 35 Prozent

 

Quelle: Apotheken-Management-Institut

Apotheken leisten beim Balance-Akt viel mehr als Politiker das für möglich halten. Und Apotheken heißt ganz überwiegend: Frauen.

 

Von rund 144.000 Beschäftigten in Apotheken sind 85 Prozent, also 122.000, weiblich. Der Balance-Akt vollzieht sich zudem wohnortnah in Deutschland. Problemlösungen wie in der Industrie, etwa durch Arbeitsplatzverlagerungen in kinderfreundliche Nachbarländer, sind im stationären Apothekenbetrieb nicht möglich.

 

Teilzeit herrscht deutlich vor

 

Die Bedeutung des Themas wird auch deutlich, wenn man sich die hohe Quote der Teilzeit-Mitarbeiterinnen betrachtet. Dabei bilden Approbierte die Spitzengruppe mit einer seit zehn Jahren konstanten Quote von über 60 Prozent, wie Erhebungen der Apothekengewerkschaft Adexa ergaben. Doch auch viele Pharmazeutisch-technische Assistentinnen (PTA) suchen in Teilzeitarbeit die Balance zwischen Familie und Beruf. Im Westen betrug der PTA-Anteil 2005 rund 53 Prozent, im Osten 44 Prozent. Das heißt mit anderen Worten: In der überwiegenden Zahl aller 21.555 Apotheken sind mindestens die Hälfte des Offizin-Personals Balance-Akteure.

 

Und das Thema gewinnt erst noch an Dynamik. Wie schwer es Filialgründer haben, eine(n) Vollzeit-Filialleiter(in) zu finden, kann man nicht nur an den PZ-Stellenangeboten jede Woche ablesen. Manche Filialeröffnung scheiterte schon im Vorfeld am Personalmangel. Der trifft Apothekeninhaber in einigen Regionen so heftig, dass sie selbst oft 60 Stunden und mehr arbeiten, weil kein adäquates Personal vorhanden ist. Manche Approbierte und PTA sind nach der Geburt eines Kindes im »stillen Arbeitsmarkt« verschwunden und kommen danach nicht zurück.

 

Doch das Potenzial an hervorragend aus- und fortgebildeten Mitarbeitern darf nicht verloren gehen. Apotheken mit familienfreundlichen Arbeitsangeboten werben nicht immer vergebens um diese »Arbeitsmarkt-Reserve«. Voraussetzung sind also Arbeitsbedingungen, die es den Frauen erleichtern, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen. Das führt in der Umsetzung nicht selten zu Zielkonflikten mit dem Inhaber oder Team-Mitgliedern.

 

So kann sich zum Beispiel eine Bevorzugung der Approbierten mit Familie negativ auf das Betriebsklima auswirken. Doch die Arbeitsmarktlage zwingt oft zu Kompromissen. Familienfreundliche Angebote halten nach einer Umfrage der Zeitschrift Werben & Verkaufen 56 Prozent der Befragten für notwendig.

 

Stressfaktor Handverkauf

 

In der schon zitierten Umfrage des Apotheken Management Instituts wurde nach dem Grad der Ausgeglichenheit zwischen Beruf und Familie/Privatleben in einer Skala von 100 bis 0 Prozent gefragt. Die Befragten unterschieden sich dabei nach ihrer Arbeitszeit (Teilzeit/Vollzeit), ihrem ganz überwiegenden Arbeitsplatz (Beratung/Verkauf oder Back-Office) und ihrer Funktion (Inhaber/Angestellte).

 

Für die Teilzeit-Offizin-Mitarbeiter schwankte  die Ausgeglichenheit zwischen 70 und zehn Prozent bei einem Mittelwert von 50 Prozent. Die Apothekenleiter lagen im Mittelwert darunter (40 Prozent). Am zufriedensten unter den Teilzeitmitarbeitern waren die Back-Office-Angestellten (70 Prozent). Der Stressfaktor zeigte sich bei den Vollzeitmitarbeitern im Handverkauf (HV), die im Mittelwert nur auf 35 Prozent Zufriedenheit kamen. In den Aussagen der Beteiligten ging es sehr oft um Kernpunkte: Ist die Apotheke für mich da oder bin ich für die Apotheke da? Oder aus Inhabersicht: Sind die Mitarbeiter für die Apotheke da oder ist die Apotheke für die Mitarbeiter (und Kunden) da? Im Privaten fallen die Antworten darauf einfacher aus: Die Befragten sind für ihre Familien und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit da. Bezogen auf die Apotheke bleibt es ein Balanceakt. Jeder braucht jeden - aber bitte nicht hundert Prozent. Schließlich gibt es noch ein Leben nach der Apotheke.

Literatur-Tipps

Markus Marthaler: Life-Balance, Wege zum inneren Gleichgewicht, Kreuz-Verlag, 200 Seiten, 14,95 Euro.

Nadine Rebe: Work-Life-Balance für freche Frauen, Beruf und Leben im Einklang, Redline-Wirtschaft, 208 Seiten, 17,90 Euro.

Stephen R. Covey: Die 7 Wege zur Effektivität für Familien, Gabal-Verlag, 460 Seiten, 29,90 Euro.

 

Die Autoren

Diplom-Volkswirt Klaus Hölzel ist Gründer und Leiter des Apotheken-Management-Instituts (AMI) in Oestrich-Winkel. Antje Siehl studierte Publizistik und Betriebswirtschaftslehre. Sie ist Produktmanagerin und Autorin im AMI.

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