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»Hauptlast der Rabattverträge tragen Apotheker«

22.06.2010  15:45 Uhr

Von Martina Janning, Berlin / Apotheker müssen für ihren Aufwand mit den Rabattverträgen besser bezahlt werden, forderte der ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Jürgen Seitz auf einem Kongress in Berlin. Dort stand auch die geplante Kosten-Nutzen-Bewertung für innovative Arzneimittel auf der Tagesordnung.

Die Zahlen sind beachtlich: Inzwischen gibt es schätzungsweise 10 000 Rabattverträge zwischen Kassen und Arzneimittelherstellern. Anfang 2010 waren bereits an die 30 000 Arzneimittel als rabattiert gemeldet. »Die Rabattverträge, die Apotheken seit 2007 umsetzen müssen, haben massiv in den Markt eingegriffen«, sagte der Hauptgeschäftsführer der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Dr. Hans-Jürgen Seitz, auf der MCC-Tagung »Health World 2010« in Berlin.

Über die Einsparungen durch Rabattver­trä­ge lägen aber nach wie vor nur spärliche Informationen vor, sagte Seitz. Zwar gebe es inzwischen eine Meldepflicht der Kran­kenkassen an das Bundesgesundheits­ministerium, sie beschränke sich aber auf einmal im Jahr. Seit ihrer Einführung »dürf­ten sich die Einsparungen insgesamt im Milliardenbereich bewegen«, vermutet Seitz. Allein im zweiten Halbjahr 2008 sollen Rabattverträge den Kassen 310 Millionen Euro an Arzneimittelkosten erspart haben. Aktuell beziffert die Allge­meine Ortskrankenkasse (AOK) ihr jähr­liches Sparvolumen auf über 500 Millionen Euro.

 

Diesen Einsparungen der Kassen stehe aber ein erheblicher Mehraufwand in den Apotheken gegenüber. »Die Hauptlast der Rabattverträge tragen die Apotheker«, sagte Seitz. Ihnen obliege es, die Patien­ten zu informieren und dafür zu sorgen, dass sie die rabattierten Arzneimittel der einzelnen Kassen vorrätig haben. Deshalb forderte der ABDA-Hauptgeschäftsführer ein Nachjustieren des Kassenabschlags.

 

Seitz sprach sich weiter dafür aus, beim Umsetzen der Rabattverträge die »Balance zwischen Einsparungen und Compliance« stärker in den Blick nehmen. Das Ziel der Rabattverträge, die Ausgaben für Arzneimittel zu reduzieren, werde ohne Compliance konterkariert.

Professor Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen setzte sich mit der vorgesehenen Kosten-Nutzen-Bewertung bei neuen patentgeschützten Arzneimitteln auseinander. Eine solche Begutachtung sei aus gesund­heits­ökonomischer und gesellschaftlicher Sicht nötig. Um Wirtschaftlichkeit sicherzustellen, sollte das Beurteilen des belegten therapeutischen Nutzens gegenüber den Kos­ten nicht nur für Arzneimittel gelten, sondern für alle Berei­che des Gesundheitswesens, sagte der Gesund­heits­ökonom.

 

Das geplante Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittel­marktes in der Gesetzlichen Krankenversicherung (AMNOG) beende zwar die freie Preisgestaltung für soge­nannte Solisten, für die es keine therapeutische Alterna­tive gibt. Wasems Ansicht nach hätte es aber gereicht, das geltende Wettbewerbsstärkungsgesetz für die GKV (GKV-WSG) weiterzuentwickeln, indem es innovative Arzneimittel einbezieht. Nach dem GKV-WSG werden bislang nur schon auf dem Markt befind­liche Medikamente begutachtet.

 

Auch Bewertung der Kosten

 

An dem vorliegenden Referentenentwurf zum AMNOG kritisierte Wasem, dass es wenig Sinn mache, Preise nur aufgrund von Nutzenbewertungen zu verhandeln. Vielmehr müsse dazu auch eine Bewertung der Kosten stattfinden. Beides sollte in einem Schritt geschehen und »am Anfang des Prozesses stehen«, sagte Wasem. Bisher ist geplant, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) bei neu zugelassenen Medikamenten mit Patentschutz eine Schnellbewertung des Nutzens oder Zusatznutzens vornimmt, um es als Solist oder als Me-Too-Produkt einzuordnen – letzteres kommt in eine Festbetragsgruppe, über den Preis eines Solisten kann der Hersteller mit der GKV verhandeln.

 

Verwundert zeigte Wasem sich darüber, dass der GKV-Spitzenverband zentral die Preisverhandlungen über innovative Arzneimittel mit den Unternehmen führen soll. Von einer schwarz-gelben Regierung hätte er eine mehr wettbewerbliche Lösung erwartet, sagte er. Zudem fürchtet Wasem, dass sich die Preisverhandlungen zu sehr an internationalen Referenzpreisen orientieren werden. / 

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