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Selbstmedikation

Der Patient im Fokus

13.06.2018  09:55 Uhr

Von Ev Tebroke, Amsterdam / Die eigenverantwortliche Selbst­behandlung mit rezeptfreien Arzneimitteln hat einen immer größeren Stellenwert für den einzelnen Menschen, aber auch für das Gesundheitssystem als Ganzes. Damit Selbstmedikation funktioniert, braucht es Gesundheitskompetenz. Apotheker haben dabei eine Schlüsselrolle.

In der Gesundheitsversorgung ist ein Paradigmen-Wechsel festzustellen. Gesundheit wird nicht mehr nur als Abwesenheit von Krankheit definiert, sondern auch als aktiv selbst zu erhaltendes Gut. Die Arzneimittelbranche sieht diesen Trend als Chance, die Gesundheitsentwicklung individueller und zugleich effizienter zu gestalten: Im Zentrum steht dabei der Patient. Dies wurde beim Jahrestreffen des europäischen Dachverbands der Selbstmedikationsindustrie (AESGP) vom 5. bis zum 7. Juni in Amsterdam deutlich.

»Die Stärkung der Gesundheitskompetenz des Einzelnen ist uns ein wichtiges Anliegen«, betonte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH), Martin Weiser, im Rahmen eines Pressegesprächs am Rande des AESGP-Treffens. Die Apotheke-vor-Ort sehen die Hersteller dafür als eine wichtige Instanz. Denn der Apotheker kann den Einzelnen bei der Selbstmedikation individuell und empathisch beraten und etwaige Risiken der Therapie rechtzeitig erkennen. Um diesen Bereich zu stärken, hat der BAH mit Unterstützung der Bundesapothekerkammer (BAK) den Lehrgang Patientenkommunikation für junge Apotheker ins Leben gerufen.

 

Aktuell plant der Bundesverband eine Imagekampagne, um die Rolle des Apothekers als kompetenter Gesundheitsberater in der öffentlichen Wahrnehmung besser zu verankern. Das kündigte BAH-Vorstandsvize Traugott Ullrich in seinem Vortrag auf der Konferenz an.

 

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels erlangt die patientenzentrierte Arzneimittelversorgung einen hohen Stellenwert. Das Gesundheitssystem muss künftig seine Mittel effizienter einsetzen, um den steigenden Anforderungen und Kosten begegnen zu können. Ein sich für seine Gesundheit aktiv einsetzender und gut informierter Patient ist dabei zentral. Laut BAH werden in Deutschland jährlich etwa 100 Millionen sogenannte leichtere Gesundheitsstörungen vom Arzt behandelt. Würden allein 10 Prozent davon in die Selbstmedikation wandern, würde dies dem Gesundheitssystem etliche Kosten ersparen. Die freigewordenen finanziellen, aber auch zeitlichen Ressourcen könnten anderen Gesundheitsbereichen zugute kommen.

 

Der BAH will den Stellenwert von OTC wieder bewusst machen. Seit der Entlassung dieser Produkte aus der Erstattungspflicht 2004 hätten sich Verbraucher daran gewöhnt, dass sie sich diese Mittel selbst in der Apotheke besorgen können, so Weiser. Er möchte die Wahrnehmung für die Bedeutung dieser Arzneimittel schärfen. »Vielen Menschen ist nach wie vor nicht klar, was der Unterschied ist zwischen freiverkäuflichen Produkten, also solchen, die vor dem HV-Tisch in der Apotheke angeboten werden und den Produkten hinter dem HV-Tisch, den OTC.«

 

Ganzheitlicher Ansatz

 

Darüber hinaus ist es den Herstellern wichtig, die bisherige strikte Sektorentrennung zwischen verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Arzneimitteln zu durchbrechen. »Rx und OTC, die Bereiche greifen ineinander«, betonte Weiser. Diesen Ansatz verdeutlichten in Amsterdam auch mehrere Referenten in ihren Vorträgen. Sie betonten, dass etwa der jahrelang bedenkenlose Einsatz von Antibiotika bei Erkältungskrankheiten weltweit die Entwicklung von Resistenzen beschleunigt habe. Nach wie vor wüssten zu wenige Patienten, dass Antibiotika bei Virenerkrankungen nutzlos sind und forderten die Verschreibung dieser Mittel von ihrem Arzt. Auch hier gelte es, den Patienten besser aufzuklären.

 

Ein großes Potenzial zur Stärkung der Selbstmedikation sehen die Hersteller auch in den sogenannten Switches, also der Entlassung von bislang verschreibungspflichtigen Wirkstoffen in die Selbstmedikation (lesen Sie dazu Seite 16). Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH, betonte: »Switches machen therapeutischen Fortschritt verfügbar.«

 

So seien etwa viele Migräne-Patienten, die bislang keinen Arzt konsultieren wollten, direkt in die Selbstmedikation gegangen, als die Triptane aus der Rezeptpflicht entlassen wurden. /

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