Pharmazeutische Zeitung online
Chronische Obstipation

Verbesserung der Lebensqualität

12.06.2017  14:02 Uhr

Marion Eberlin1, Harald Weigmann1, Tobias Mück1, Stefan Müller- Lissner2 / Eine Behandlung der chronischen Obstipation mit Bisacodyl und Natriumpicosulfat verbessert nicht nur die Symptome sondern auch die Lebensqualität. Belege dafür liefert eine aktuelle Post-hoc-Analyse zweier randomisierter Doppelblindstudien.

Die chronische Obstipation ist eine in ihren Auswirkungen oft unterschätzte Volkskrankheit, die durch Diagnostik und Management die Ressourcen des Gesundheitswesens beansprucht. Systematische Übersichtsarbeiten der letzten Jahre zeigten, dass sie sowohl die mentalen als auch die physischen Komponenten der Lebensqualität erheblich reduziert (Tvistholm et al., 2017). Das Ausmaß der Beeinträchtigung ist dabei ähnlich dem des Reizdarmsyndroms oder der Allergien. Weniger gut untersucht ist, ob eine wirksame Behandlung der Obstipation die Lebensqualität der Patienten verbessert.

Gemäß der S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität und der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten sind Bis­acodyl und Natriumpicosulfat (NPS) neben Macrogol Mittel der ersten Wahl für die Behandlung der chronischen Obstipation. Beide sind Vorstufen des aktiven Wirkstoffs BHPM (Bis- (p-Hydroxyphenyl)-Pyridyl-2-Methan), der im Dickdarm durch körpereigene (Bis­acodyl) oder bakterielle Esterasen (NPS) gebildet wird. Qualitativ hochwertige, randomisierte und placebokontrollierte Doppelblindstudien mit jeweils 368 Patienten haben die Wirksamkeit von jeweils 10 mg Bisacodyl (Kamm et al., 2011) und NPS bestätigt (Müller-Lissner et al., 2010).

PZ-Originalia . . .

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In beiden Studien wurden auch Auswirkungen auf die erkrankungsspezifische Lebensqualität erfasst. Dies erfolgte mit dem Patient Assessment of Constipation Quality of Life (PAC-QoL)Score, einem validierten Fragebogen zur quantitativen Erfassung der Lebensqualität bei chronisch obstipierten Patienten. Er basiert auf 28 Fragen, die sich in vier Domänen unterteilen lassen: Besorgtheit, physisches Unwohlsein, psychosoziales Unwohlsein und Zufriedenheit, jeweils auf einer Skala von 0 bis 4. Da Bisacodyl und NPS im Dickdarm denselben aktiven Wirkstoff generieren, wurden kürzlich in einer gepoolten Post-hoc-Analyse die Effekte der beiden Arzneimittel untersucht (Müller-Lissner et al., 2017).

 

Bei 26 von 28 Fragen zeigte sich dabei eine signifikante Überlegenheit von Bisacodyl/NPS über Placebo; einzige Ausnahmen waren die Fragen 11 (»War es Ihnen, wenn Sie nicht zu Hause waren, peinlich, so oft auf die Toilette zu gehen?«) und 12 (»Haben Sie sich Sorgen darüber gemacht, dass Sie ihren gewohnten Tagesablauf ändern mussten (zum Beispiel auf Reisen)?«). 

Demzufolge wurden alle vier Domänen und der Gesamtscore des PAC-QoL durch Bisacodyl/NPS im Vergleich zu Placebo signifikant und in klinisch relevantem Ausmaß verbessert (Abbildung 1). So betrug die Verbesserung in jeder der vier Domänen mindestens das Doppelte der Placebogruppe, für die Zufriedenheitsdomäne sogar das 4,5-Fache. Beispielhaft zeigt sich dies an Frage 27, die die allgemeine Zufriedenheit mit der Darmfunktion abbildet (Abbildung 2). 

Bei vergleichbaren Ausgangswerten waren im Vergleich zu Placebo mehr Patienten während der Behandlung mit Bisacodyl/NPS sehr zufrieden (23 Prozent versus 3 Prozent) oder deutlich zufrieden (27 Prozent versus 14 Prozent) und weniger gar nicht zufrieden (14 Prozent versus 44 Prozent).

 

Diese neuen Daten aus randomisierten Doppelblindstudien belegen, dass die in Leitlinien empfohlenen Wirkstoffe Bisacodyl und NPS nicht nur die chronische Obstipation, sondern auch die reduzierte Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern. Dies bestätigt Daten aus einer Online- Umfrage, bei der die Behandlung mit diesen beiden Substanzen von allen genannten Laxanzien am engsten mit der Patientenzufriedenheit assoziiert war (Müller-Lissner and Pehl, 2012).  /

  1. Medizinische Wissenschaft Selbstmedikation, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt-Hoechst
  2. Internist und Gastroenterologe, unabhängiger Wissenschaftler, Berlin

 

Literatur

  • Kamm MA, Mueller-Lissner S, Wald A, Richter E, Swallow R, Gessner U (2011) Oral bisacodyl Is effective and well-tolerated in patients with chronic constipation. Clin Gastroenterol Hepatol 9: 577-583
  • Müller-Lissner S, Kamm MA, Wald A, Hinkel U, Koehler U, Richter E, Bubeck J (2010) Multicenter, 4-week, double-blind, randomized, placebo-controlled trial of sodium picosulfate in patients with chronic constipation. Am J Gastroenterol 105: 897-903
  • Müller-Lissner S, Pehl C (2012) Laxanziengebrauch und Zufriedenheit chronisch obstipierter Frauen – eine Umfrage bei Patientinnen und Gastroenterologen in Deutschland. Z Gastroenterol 50: 573-577
  • Müller-Lissner S, Richter E, Eberlin M, Weigmann H, Mück T, Kamm MA (2017) Bisacodyl and sodium picosulfate improve bowel function and quality of life in patients with chronic constipation–analysis of pooled data from two randomized controlled trials. Open Journal of Gastroenterology 7: 32-43
  • Tvistholm N, Munch L, Danielsen AK (2017) Constipation is casting a shadow over everyday life – a systematic review on older people’s experience of living with constipation. J Clin Nurs 26: 902-914

Kontakt

Dr. Dr. Harald Weigmann

Medical Manager Medical Affairs CHC Germany

Industriepark Höchst

65926 Frankfurt am Main

E-Mail: harald.weigmann@sanofi.com

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