Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Infektionen

Test weist Hunderte Viren simultan nach

Datum 10.06.2015  09:35 Uhr

Von Lisa Krassuski, dpa / Forscher haben einen Test entwickelt, um mit einem Tropfen Blut festzustellen, welchen Viren ein Mensch in der Vergangenheit ausgesetzt war. Bei klassischen Tests kann nur nach einem Erreger auf einmal gesucht werden, bei Vir-Scan hingegen ist dies simultan für Hunderte Viren möglich.

Das Team um Professor Dr. Stephen Elledge von der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, machte sich das Prinzip der Antikörper-Epitop-Bindung zunutze. Zunächst schleuste es DNA-Abschnitte von 1000 Subtypen von insgesamt 206 humanpathogenen Virursarten in Bakteriophagen ein. Diese Bakterien infizierenden Viren wandelten die Erbgut-Informationen in virale Proteine um, die sie an ihrer Oberfläche als Epitope zeigten. Nun wurden die Phagen mit einer Blutprobe eines Patienten in Kontakt gebracht. Hatte sich der Patient früher mit einem bestimmten Virus infiziert, etwa HIV, so befanden sich Antikörper gegen das Virus im Blut. Diese Antikörper dockten an die Phagen mit HIV-Proteinen an. Alle anderen Phagen ohne gebundenen Antikörper wurden im nächsten Verfahrensschritt entfernt.

 

Im Schnitt zehn Infektionen

Zuletzt analysierten die Forscher das Erbgut der verbliebenen Phagen. So konnten sie nicht nur herausfinden, mit welchen Viren sich der Patient infiziert hatte, sondern auch an welches Viren-Epitop die Antikörper gebunden hatten. Die Experten untersuchten so Blutproben von 569 Menschen aus den USA, Südafrika, Thailand und Peru.

 

Dabei konnten sie Trends ausmachen: »Im Schnitt entdeckten wir Antikörper gegen zehn Virusarten pro Person«, berichten die Forscher im Fachjournal »Science« (DOI: 10.1126/science.aaa 0698). Bei Kindern wurden in der Regel weniger Antikörper nachgewiesen, was sich den Autoren zufolge dadurch erklären lässt, dass sie einigen Erregern noch nicht ausgesetzt waren, etwa dem Herpesvirus vom Typ 2, das vor allem sexuell übertragen wird. Bei HIV-Positiven konnten die Wissenschaftler überdurchschnittlich viele Antikörper gegen verschiedene Viren nachweisen.

 

Wenig erfolgreich zeigte sich das Verfahren beim Nachweis von Antikörpern gegen besonders kleine Viren. Auch Antikörper gegen Grippeviren oder den Polio-Erreger wurden verhältnismäßig selten entdeckt, obwohl ein Großteil der Bevölkerung im Laufe des Lebens diesen Viren durch eine Infek­tion oder Impfung ausgesetzt ist.

 

Der Präsident der deutschen Gesellschaft für Virologie, Professor Dr. Thomas Mertens, findet die Methode »beeindruckend«, weist jedoch auch auf einige Mängel des Tests hin. Vor allem handele es sich hierbei um ein für epidemiologische Untersuchungen interessantes Verfahren. »Für den praktischen klinischen Alltag sehe ich derzeit noch keinen Nutzen.«

 

Aufwendige Technik

 

»Das ist eine aufwendige, beeindruckende Technik mit der Möglichkeit, wenn man sie weiterentwickelt, große epidemiologische Studien zu machen«, sagte Mertens, der am Universitätsklinikum Ulm arbeitet, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Der Virologe sieht jedoch auch Schwächen der Studie: Zum einen seien die Ergebnisse nicht sonderlich überraschend. Auch die Probandenzahl von 569 Patienten aus vier Kontinenten sei »sehr limitiert«.

 

Ein weiterer Kritikpunkt sei, dass durch Vir-Scan nur sogenannte lineare Epitope erfassbar seien und nicht die weitaus komplexeren diskontinuierlichen Epitope. »Es gibt schon eine gewisse Selektion, die mit diesem Verfahren verbunden ist«, sagt der Experte. Epitope sind Bereiche von Proteinen, die von Antikörpern erkannt werden. Mit linearen Epitopen sind Bereiche gemeint, die aus einer Sequenz direkt aufeinanderfolgender Aminosäuren bestehen. »Dieser Test ist nicht gedacht für die Diagnostik individueller Infektionen. Es geht um Seroepidemio­logie«, sagte Mertens. Den Autoren zufolge kann die Methode in Zukunft vielleicht dabei helfen, nach Zusammenhängen zwischen der Verbreitung von Viren und dem Auftreten bestimmter Krankheiten zu suchen. /

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa