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Neue Arzneistoffe

Die Medikamente von morgen

09.06.2015  14:47 Uhr

Eine Vielzahl an neuen Wirkstoffen befindet sich derzeit in der klinischen Prüfung. Doch nicht alle werden es bis zur Zulassung schaffen. Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Goethe-Universität Frankfurt am Main stellte die aussichtsreichsten Kandidaten vor.

Große Hoffnungen ruhen auf dem neuen Wirkstoff Sacubitril. Der Neprilysin-Inhibitor wird als Fixkombination mit dem AT1-Rezeptorantagonisten Valsartan unter dem Namen LCZ696 bei leichter bis mittelschwerer Herzinsuffizienz getestet. 

 

Neprilysin ist ein körpereigenes Enzym, das verschiedene endogene vasoaktive Enzyme wie natriuretische Peptide oder Bradykinin abbaut und so in Signalwege eingreift, die unter anderem zu einer Verengung der Gefäße führen. Wird Neprilysin gehemmt, steigen die Blutspiegel dieser Hormone, infolgedessen werden die Vor- und Nachlast gesenkt sowie das Herzzeitvolumen gesteigert. In der Zulassungsstudie PARADIGM-HF senkte LCZ696 im Vergleich zum ACE-Hemmer Enalapril die Häufigkeit Herzinsuffizienz-bedingter Klinikeinweisungen um circa 20 Prozent.

 

Finerenon (BAY 94-8862) ist ein oraler, nicht steroidaler Mineralocorticoid-Rezeptor (MR)-Antagonist, der die schädlichen Auswirkungen von Aldo­steron blockiert. Derzeit verfügbare steroidale MR-Antagonisten wie Spironolacton und Eplerenon können die kardiovaskuläre Mortalität bei Patienten mit Herzinsuffizienz wirksam verringern, haben jedoch Nachteile: »Spironolacton ist hochpotent, hat aber erhebliche Nebenwirkungen. Eplerenon ist verträglicher, dafür aber weniger wirksam«, sagte Schubert-Zsilavecz. Finerenon dagegen wirke sehr selektiv, sei dementsprechend gut wirksam und zudem gut verträglich.

 

Kalium-Spiegel im Griff

 

Eine häufige Nebenwirkung von ACE-Hemmern, AT1-Rezeptorantagonisten und MR-Antagonisten ist eine Hyper­kaliämie. Zukünftig könnten die Kalium-Spiegel bei betroffenen Patienten mithilfe von zwei Ionenaustauschern besser eingestellt werden: »Sowohl für Patiromer als auch für Natrium-Zirco­nium-Cyclosilikat (ZS-9) liegen gute klinische Daten vor«, sagte Schubert-Zsilavecz. Er erwarte noch in diesem Jahr eine Entscheidung über die Zulassung.

 

Ein weiterer aussichtsreicher Kandidat ist das Prodrug Selexipag. Der lang wirksame Prostazyklin-Rezeptoragonist soll als orale Formulierung zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie auf den Markt kommen. Selexipag unterscheidet sich strukturell von anderen Prostazylin-Rezeptor­agonisten und zeichnet sich im Vergleich zu diesen durch ein perfektes Selektivitätsprofil aus, so der Referent.

 

Flibanserin hat bereits eine Zulassungs-Odyssee hinter sich. Ursprünglich wurde der 5-HT2A-Rezeptorantagonist/ 5-HT1A-Rezeptoragonist von Boehringer Ingelheim (BI) als rasch wirksames Antidepressivum entwickelt. Im Rahmen der klinischen Studien trat jedoch ein andere Wirkung hervor: Das sexuelle Lustempfinden von Frauen nahm zu. BI verfolgte diesen Ansatz und stellte im Jahr 2010 einen Zulassungsantrag in der Indikation Hypoaktive Sexualfunktion (Hypoactive Sexual Desire Disorder, HSDD). Dieser wurde jedoch von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA aufgrund nicht ausreichender Daten abgelehnt. Die US-Firma Sprout Pharmaceuticals, an die BI daraufhin die Rechte abtrat, scheint nun Erfolg zu haben: Kürzlich empfahl ein Expertengremium der FDA die Zulassung von Flibanserin zur Behandlung der HSDD bei prämenopausalen Frauen.

 

Neuer Ansatz bei trockenem Auge

 

Abschließend stellte Schubert-Zsila­vecz Lifitegrast, einen neuen Integrin-Inhibitor zur Behandlung des trockenen Auges vor. Hintergrund ist, dass beim trockenen Auge nicht nur Sekretionsstörungen, sondern auch immunologische Entzündungsprozesse eine Rolle spielen. Eine Schlüsselfunktion hat hier das Integrin LFA-1 (Leukozyten-Funktions-Antigen) auf weißen Blutzellen. LFA-1 bindet an seinen Liganden ICAM-1, der bei trockenen Augen in der Cornea überexprimiert ist. Die LFA-1/ICAM-1-Interaktion führt zu einer T-Zell-vermittelten Entzündungsreaktion. Hier greift nun Lifitegrast ein: Der Integrin-Antagonist bindet an LFA-1 und mildert dadurch die Entzündungsprozesse. »Ich rechne im Oktober mit einer Entscheidung über die Zulassung in den USA«, sagte Schubert-Zsilavecz. In der EU hat Hersteller Shire noch keinen Zulassungsantrag gestellt.

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